CD: The Solo Album
Christoph Croisé, Cello
AVIE Records
Bedenkt man, wie jung er ist (Jahrgang 1993). so hat der noch nicht 28jährige Schweizer Cellist Christoph Croisé viel erreicht und wohl noch viel vor. Mit 7 erhielt er Cello-Unterricht, seit 2009 hat er zahlreiche Wettbewerbe gewonnen, mit 17 begann er seine internationale Konzertkarriere an keinem geringeren Ort als der New Yorker Carnegie Hall. Seither ist er als Solist ebenso wie als Kammermusiker erfolgreich, in den großen Konzertsälen und oft bei Festivals (auch die Salzkammergut Festwochen Gmunden waren schon dabei). Und seine jüngste CD ist bereits die fünfte, die er seit 2015 herausbringt.
Nach eigener Aussage ebenso an Bach und historischer Aufführungspraxis wie an der Moderne interessiert, hat Christoph Croisé bisher Werke von Haydn bis Schoeck, von Brahms bis Prokofjew eingespielt und ein erfolgreiches „Russian Album“ herausgebracht. Diesmal ist es nun „The Solo Album“ geworden und, wie so manches, was Künstler jetzt herausbringen, dem „Lockdown“ geschuldet.
Wenn man sich möglichst von anderen Menschen fernhalten soll, dann ist die Konzentration auf das eigene Instrument, in seinem Fall das Cello, angesagt. Unter seinen Instrumenten ist auch ein Goffriller-Violoncello aus dem Jahre 1712 (Pablo Casals oder Jacqueline du Pré haben auf den berühmten Celli dieses Instrumentenbauers gespielt). Im Juni des Vorjahrs hat er diese CD in der Reformierte Kirche des kleinen Ortes Niederlenz im Schweizer Kanton Aargau, seiner Heimatgemeinde, aufgenommen.
Wenn auch zwei der Komponisten, die er für sein Solo-Album ausgewählt hat, mittlerweile verstorben sind, so kann man doch sowohl Zoltán Kodály (1882–1967) wie György Ligeti (1923–2006) zu den „Modernen“ zählen. Ganz heutig und in ganz faszinierende Klangwelten führend, hat Christoph Croisé ein Programm der besonderen Art zusammen gestellt, das Hörerlebnis und Hörvergnügen zugleich ist und den Zuhörer stellenweise geradezu zum Meditieren einlädt.
Er beginnt mit ungewohnten flirrenden Geräusche, die Elektronik spielt bei dem einleitenden „Concerto Rotondo for solo cello“ von Giovanni Sollima (* 1962) mit, auch das Trommeln auf den Cellokörper gehört effektvoll dazu, das ist die volle Raffinesse dessen, was das Instrument leisten kann
Im Vergleich dazu klingt Ligeti mit seiner „Sonata for solo cello“ geradezu „konventioneller“, weniger verspielt, gewollt anspruchsvoll.
Christoph Croisé selbst hat für diese CD ein etwas über vier Minuten langes Stück namens „Spring Promenade“ komponiert (künftig ideal für Zugaben bei Konzerten!) – er legt mit rhythmischem, tänzerischem Schwung und einer Art Freude am Spaß los. Ähnlich kurz und bündig erklingt Péter Pejtsik (* 1968) mit seiner Komposition „Stonehenge“, bei der, wie bei Sollima. die Elektronik „mitspielt“.
Zoltán Kodály st dann tatsächlich der „Klassiker“, da kann das klassische Tönen des Instruments ausschwingen und die ganze Vielfalt seiner Nuancierung hören lassen – pastos, leicht, singend, tremolierend, dramatisch. Der volle, schöne Ton, den der Interpret hier entfaltet, lässt gar nicht an einen jungen, sondern einen reifen, in seiner technischen Könnerschaft fest stehenden Künstler denken.
Giovanni Sollima ist der einzige Künstler, der zweimal im Programm auftaucht, dann mit dem kurzen, fast melancholischen Stück „Alone“, bevor Christoph Croisé das Programm mit „Some like to show it off“ von Thomas Buritch (* 1972), dem kroatischen Celllisten-Kollegen, endet, wo dann lockerer, flotter, tänzerischer Charakter vorherrscht – und den Zuhörer mit dem glücklichen Gefühl zurück lässt, die ganze CD gleich noch einmal hören zu wollen…
Renate Wagner
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The Solo Album
Christoph Croisé, Cello
GIOVANNI SOLLIMA (b. 1962)
Concerto Rotondo for solo cello
GYÖRGY LIGETI (1923–2006)
Sonata for solo cello
CHRISTOPH CROISÉ
Spring Promenade
PÉTER PEJTSIK (b. 1968)
Stonehenge
ZOLTÁN KODÁLY (1882–1967)
Sonata for solo cello Op
GIOVANNI SOLLIMA
Alone
THOMAS BURITCH (b. 1972)
Some like to show it off