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CD: RAFAEL FINGERLOS – MOZART

18.11.2021 | cd, CD/DVD/BUCH/Apps

cd cover rafael fingerlos mozart

RAFAEL FINGERLOS –
MOZART MADE IN SALZBURG
MOZARTEUMORCHESTER SALZBURG
LEOPOLD HAGER
Solo Musica 2021

Denkt man an Rafael Fingerlos, als er noch an der Wiener Staatsoper sang, so hat man (neben dem Rossini-Figaro) vor allem seinen Papageno vor dem inneren Auge und im Ohr (zu Mozarts Figaro und Leporello und Guglielmo ist er nicht mehr vorgedrungen, bevor das Ensemble ausgewechselt wurde, aber es gibt ja noch andere Opernhäuser). Jedenfalls – Mozart liegt dem gebürtigen Salzburger, das müsste er gar nicht in Interviews erzählen, das hört man.

Locker und unkonventionell kommt Fingerlos mit seiner jüngsten CD einher, am Titelbild spitzbübisch mit Hosenträgern über dem T-Shirt, verheißt er mit Leopold Hager, dem in Salzburg geborenen Doyen der Mozart-Interpretation, und dem Mozarteumorchester Salzburg (lauter Salzburger!) einen „Mozart made in  Salzburg“, wenn auch der „Don Giovanni“ dabei ist, einst für Prag gemacht, der der „Figaro“ einst in Wien, aber niemand wird angesichts dieser Stunde Mozart über irgendetwas rechten.

Das Programm bietet 18 „Nummern“, ist bunt, legt einen Schwerpunkt auf die Opernarien, die Fingerlos perfekt in der Kehle liegen, wenn sie auch auf der CD dramaturgisch eher kunterbunt verteilt sind – die Figaro-Arien, Papageno-Arien usw. keinesfalls nacheinander, sondern gemischt mit Konzertarien und Mozart-Liedern, ein Programm, dem man normalerweise nicht begegnet (es sei den bei den Salzburger Mozart-Matineen, was das Orchester wiederum zu den gesuchten Fachleuten macht).

Fingerlos lässt seinen angenehmen, charaktervollen Bariton hören mit der leicht rauen, dunkel gefärbte Mittellage, auf deren Kraft der Gesang ohne Probleme basiert. Man weiß, wie technisch schwer es ist, bei Mozart Tempo und Ausdruck auf einen Nenner zu bekommen, und Fingerlos gerät nie außer Atem, wodurch das Zuhören ein echtes Vergnügen ist.

Allerdings tut er sich leichter, wenn er gewaltig auftrumpfen kann – das getragene „Ständchen“ des Don Giovanni ist weniger das Seine, Leporellos „Registerarie“ liegt ihm schon viel besser – er ist, wenn man das sagen darf, ohne dass es einem als Klischee ausgelegt wird, zumindest bei Mozart ein singender Naturbursch und ein bisschen auch ein Kraftlackl

Dass sein Bariton auch mühelos strahlende Spitzentöne produzieren kann, beweist er mit den hohen Gs aus der Cabaletta des Figaro-Grafen am Ende der CD – in der Aufführungspraxis drückt man sich gerne um diesen anspruchsvollen Zusatz.

Wie gesagt, je temperamentvoller, umso besser, wunderbar wortdeutlich im Deutschen wie im Italienischen, und in auch in der versuchten Gefühlsbreite. Da ist „Wie unglücklich bin ich nit“ (KV 147) allerdings eine Kuriosität, denn mit gerade 50 Sekunden nicht lang genug, als dass sich das „Unglücklichsein“ manifestieren würde…

Schade, dass das Booklet darauf verzichtet, die Arien und Lieder im Text wiederzugeben, aber das Mitlesen ist ja in diesem Fall keine Voraussetzung für das Verständnis, weil man die meisten gebotenen Arien kennt und sich auf das Aufspüren von Nuancen konzentrierten kann. Abgesehen davon, dass man auch immer wieder aufhorcht, wie wunderbar schwungvoll, geradezu begeistert das Mozarteumorchester unter Leopold Hager den Sänger begleitet.

Man könnte sich vorstellen, dass diese CD als Geschenk auf vielen Weihnachtstischen liegen wird – damit kann man nichts falsch machen.

Renate Wagner

 

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