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CD: PHÈDRE – JEAN-BAPTISTE LEMOYNE – Orfeo Orchestra, Purcell Choir, György Vashegyi

Die Auferstehung eines Juwels

12.04.2020 | Allgemein, cd

CD: PHÈDRE – JEAN-BAPTISTE LEMOYNE – Orfeo Orchestra, Purcell Choir, György Vashegyi

Die Auferstehung eines Juwels

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Das Zentrum „Palazzetto Bru Zane – Centre de musique romantique française“ (www.bru-zane.com) ist einmal mehr in die Archive gestiegen, um eine weitere französische Oper des langen 19. Jahrhunderts ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken. Im Mittelpunkt der 24. Aufnahme der Serie französischer Opern steht „Phèdre“ von Jean-Baptiste Lemoyne: es soll beleuchtet werden, wie der triumphale Erfolg der Oper zu Stande kam und wie der Komponist in völlige Vergessenheit geraten konnte

Jean-Baptiste Lemoyne (* 3. April 1751 in Eymet/Dordogne; † 30. Dezember 1796 in Paris) begann seine Karriere als Dirigent einer wandernden Operntruppe und nütze 1770 die Chance nach Deutschland zu kommen: in Berlin studierte er mit Carl Heinrich Graun, Johann Abraham Peter Schulz und Johann Philipp Kirnberger. Seine ersten Kompositionen brachten ihm den zweiten Kapellmeister am Hofe Friedrich des Grossen ein. Schon bald darauf ging Lemoyne nach Polen, wo in Warschau 1775 seine erste Oper („Le Bouquet de Colette“) zur Uraufführung kam. Gegen Ende des Jahrzehnts kehrte Lemoyne nach Paris zurück, wo am 26. Oktober 1786 auf Schloss Fointainebleau seine dritte Oper „Phèdre“ uraufgeführt wurde. Bis zu seinem Tod 1796 in Paris genoss Lemoyne eine erfolgreiche Karriere.

Der Erfolg der Uraufführung von Phèdre hing eng mit der Sängerin Antoinette Saint-Huberty zusammen. Der Überlieferung zufolge war sie eine Verdi-Sängerin avant la lettre, sie besass ein Mezzosopran mit offenbar schwacher Höhe. Nicht unbedingt hübsch soll sie umso mehr mit ihrer Bühnenpräsenz überzeugt haben. Lemoyne hatte sie bereits in Polen kennen gelernt, sie protegiert und so hat er ihr die Rolle der Phèdre in die Kehle komponiert.

Das von Racines Phèdre inspirierte Libretto der Oper ist das Erstlingswerk des Dramatikers François Benoît Hoffman. Hoffmann wurde später der bevorzugte Librettist von Étienne-Nicolas Méhul und schuf dann 1797 das Libretto zu Cherubinis „Medée“. „Phèdre“ war einer der grossen Erfolge ihrer Zeit: von 1786 bis 1792 wurde sie jährlich aufgeführt, insgesamt etwa 60mal. Weitere Aufführungen sind für 1795/1796 und 1813 überliefert. Dann erst wieder 2019.

Als Lemoyne ansetzte die Pariser Operszene zu erobern, war der Piccinistenstreit gerade vorüber und Gluck 1779 nach Wien zurückgekehrt, in der Hoffnung doch noch einmal nach Paris zurückkehren zu können. Mit „Électre“, seiner ersten Pariser Oper, hatte Lemoyne, der das Werk Marie-Antoinette widmete und sich selbst als Schüler Glucks bezeichnete, nur mässigen Erfolg. Gluck bestritt öffentlich, dass Lemoyne sein Schüler oder Anhänger sei. Hier gilt es zu beachten: Das Libretto zu Lemoynes„Électre“ war ursprünglich für einen anderen Komponisten bestimmt. Nicolas-François Guillard, der Librettist von Gllucks „Iphigénie en Tauride“, hatte das Libretto zuerst Gluck angeboten und als sich dieser dann nicht regte Lemoyne. Die Ereignisse um dieses Libretto wie auch die Tatsache von Lemoynes Erfolg in Verbindung mit Antoinette Saint-Huberty dürften Gluck wenig begeistert haben.

Lemoyne hat zwischen Gluck und Piccinni, zwischen französischer und italienischer Oper einen durchaus eigenständige Position gefunden und verknüpft die Eleganz der französischen Oper mit der Farbigkeit und Lebendigkeit der Italienischen.

Die Kollektive, das Orfeo Orchestra und Purcell Choir, unter György Vashegyi bieten eine formidable Leistung.

Die solistischen Partien sind in der 2019 in der Béla Bartók National Concert Hall in Budapest entstandenen Aufnahme wie folgt besetzt:

Judith van Wanroij : Phèdre
Julien Behr : Hippolyte
Tassis Christoyannis : Thésée
Melody Louledjian : OEnon
Jérôme Boutillier : Un Grand de l’État / Un Chasseur
Ludivine Gombert : La Grande Prêtresse de Vénus

Auch hier bleiben keine Wünsche offen.

Eine grossartige Entdeckung und Bereicherung jeder Sammlung!

 

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