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CD  ÖDÖN RACZ – MY DOUBLE BASS  

04.01.2019 | cd, CD/DVD/BUCH/Apps

CD  ÖDÖN RACZ – MY DOUBLE BASS  
Werke von Bottesini, Piazzolla und Rota; Deutsche Grammophon

Veröffentlichung : 25.1.2019Der Solo-Kontrabassist der Wiener Philharmoniker, Ödön Rácz, unternimmt auf seiner neuen CD eine wundersame musikalische Reise von Italien nach Südamerika und wieder retour. Gemeinsam mit dem Franz Liszt Kammerorchester stellt Ödön Rácz das barock anmutende „Gran Duo concertante“ von Giovanni Bottesini vor, bevor er in Astor Piazzollas „Le Grand Tango“ die passioniert sinnliche Seite dieses keineswegs schwerfälligen Instruments unter Beweis stellen kann. Das viersätzige „Divertimento concertante“ des Filmusikmeisters Nino Rota beschließt ein traumhaft schönes Album, das sprühende Virtuosität mit Klangfülle, den feinen Bogenstrich mit al fresco Panoramen, Spiellust mit Temperament verbindet.

Bottesini hat sein 1840 aus der Taufe gehobenes „Gran Duo concertante“ ursprünglich für zwei Kontrabässe konzipiert. Es ist ein romantisch-eingängiges Werk, etwas dick instrumentiert vielleicht. Keine musikalische Schonkost auf jeden Fall. Der Paganini-Schüler Camillo Sivori hat einen Part des pathetischen Werks für Violine umgemodelt. Heute sind Bottesinis Opern (mehr als zwölf soll er komponiert haben) nicht mehr bekannt, aber das Stück ist wie eine Minioper geschrieben, in der die beiden Solostimmen einander inbrünstig umgarnen, melodienselig plappern und plaudern, bis sie von tiefen bis in die höchsten Tonlagen einem lebensfrohen Ende entgegensteuern. Den technisch anspruchsvollen Violinpart auf der neuen Aufnahme übernimmt der Konzertmeister der Berliner Philharmoniker, Noah Bendix-Balgley. Gemeinsam mit Rácz wirkt er auch im bei den ,Philharmonix‘ mit, einem „Vienna Berlin Music Club“, der fünf Mitglieder der beiden Spitzenorchester mit anderen Musikern zu einem neuen kammermusikalischen Ensemble schweißt.

Den „Grand Tango“, den Astor Piazzolla 1982 für den Cellisten Mstislav Rostropovich schrieb, hat Rácz für Kontrabass bearbeitet. Den Klavierpart hat Konstantin Maslyuk für Orchester adaptiert. Keine einfache mathematische Aufgabe, wenn man bedenkt, dass das Cello in Quinten und der Kontrabass in Quarten gestimmt ist. Wie auch immer, Rácz vergleicht die Kultur des Tango, die auf den Straßen tanzenden Paare in elegant abgetragenen Klamotten, mit einem ungarischen Csàrdàs. Wie vielfältig und abwechslungsreich der auf einem Kontrabass produzierte Ton sein kann, ist frappant. Besonders die oberen Register überraschen mit einem feinen Celloton, da kommt das Sangliche des Instruments voll zum Tragen.

Nino Rota, bekannt für seine Filmmusiken etwa zu „Der Pate“ II“, schrieb auch weit weniger bekannte Opern und klassisch instrumentale Werke. Sein viersätziges „Divertimento für Kontrabass und Orchester“ entstand Ende der sechziger Jahre. Nicht schwer zu konsumieren, aber technisch präsentiert es sich als höllisch anspruchsvoll mit Doppelgriffen, enormen Intervallsprüngen und vielfältigsten stilistischen Herausforderungen. Auch hier erweist sich Ödön Rácz auf seinem Instrument aus dem Jahr 1781 aus der Werkstatt von Michael Ignatius Stadlmann als unfassliches Chamäleon an klangfarblichen Stimmungen, er ist, wie schon auf seiner Debüt-CD bei der Deutschen Grammophon zu bestaunen, ein wandlungsfähiger Interpret der Sonderklasse. Welch ungetrübtes und unterhaltsames Vergnügen, der Klangpracht seines Instruments und dem Orchester unter der temperamentvollen Leitung von Speranza Scappucci zu lauschen. Eine klare Empfehlung!

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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