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MASSIMO GIORDANO – „AMORE E TORMENTO“

21.02.2014 | cd, CD/DVD/BUCH/Apps

CDCover TormentoCDCover TormentoCDCover Tormento MASSIMO GIORDANO – „AMORE E TORMENTO“ – CD-BMG

Mit vier großen Partien ist Massimo Giordano in dieser Saison der vielleicht meist beschäftigte Tenor des italienischen Fachs an der Wiener Staatsoper – für Verdi (Alfred), Puccini (Cavaradossi), Bellini (Norma) und die Premiere von Cileas „Adriana Lecouvreur“. Weitere Pläne des 43jährigen beinhalten seinen ersten Des Grieux in Puccinis „Manon Lescaut“ in Baden Baden und den Don José, den er bereits oft gesungen hat, in der Arena von Verona. Eine eindrucksvolle Karriere.

Nun legt er seine erste CD vor, auf der er im breitesten Sinn das singt, was man als das klassische italienische Zwischenfach bezeichnen kann (unter Otello, über Fenton): Er hat die 14 Arien im Studio aufgenommen, mit dem Ensemble del Maggio Musicale Fiorentino, dirigiert von Carlo Goldstein. Er hat einerseits viele klassische „Schlager“ seines Fachs gewählt, andererseits neben Verdi und Puccini auch zu Cilea, Giordano und Ponchielli gegriffen, und ein Titel wie „Amore e Tormento“ (Liebe und Leid, vielleicht kann „Tormento“ auch noch stärker mit „Qual“ übersetzt werden) lässt sich hier thematisch leicht zusammen stellen.

Wo die Qualitäten des Massimo Giordano liegen, weiß man aus seinen Live-Auftritten: Er wird mit bombensicheren Höhen jene Fans nie enttäuschen, die meinen, das Wesentliche eines Tenors seien die klaglosen Spitzentöne. Und er hat technisch auch eine bemerkenswerte Fähigkeit zu bieten, seine Stimme im Piano tragfähig zu halten. Seine Schwächen der Stimmführung, „schmelzendes“ Legato vermissen zu lassen, sind auch auf der CD nicht zu überhören. Man würde sich wünschen, dass ein Mann mit so evidentem Material ausgliche, was Lehrer an ihm versäumt haben – aber wer steigt schon längere Zeit aus, wenn die Karriere ohnedies so gut läuft?

Was die Arien der CD betrifft, so scheint „Tormento“ besser zu laufen als „Amore“ – seine Puccini-Damen (Manon Lescaut, Tosca, Butterfly, Lui) zu betören, gelingt ihm weniger als die Dramatik eines Don Carlos, eines Gabriele Adorno, darum mag er künftig vielleicht bei Verdi eher seine Zukunft sehen als bei den Belcanto-Bomben. Wo er „Terrore!“ und „Inferno!“ zu imaginieren hat, spürt man auch die Bemühung nach nachdrücklicher Gestaltung der Partien.

Tatsache bleibt – und es muss gesagt werden -, dass auf der CD Giordanos Schwächen ebenso hörbar werden wie seine Stärken. Seine Hardcore-Fans werden dennoch begeistert sein, und es sind ja auch schon genügend Hymnen im Net unterwegs…

Renate Wagner

 

 

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