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CD: LUDOVIC Tézier: VERDI – Orchestra del Teatro Communale di Bologna, Frédéric Chaslin

06.02.2021 | Allgemein, cd

CD: LUDOVIC Tézier: VERDI – Orchestra del Teatro Communale di Bologna, Frédéric Chaslin

So wird das Goldene Zeitalter geklungen haben

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Unter dem Titel «Verdi» legt der Franzose Ludovic Tézier sein erstes Solo-Album vor und lässt erkennen, dass er sich für die Entwicklung seiner Stimme klug und instinktsicher die notwendige Zeit gelassen hat. So zählt er heute zu den gefragtesten Sängern im italienischen Verdi-Fach: «Ich musste mich erst entwickeln. Und heute habe ich – endlich! – eine Stimme, mit der ich Verdis Rollen auch singen kann».

Aus den Werken der sogenannten Galeeren-Jahre hat Tézier vier Arien ausgewählt: «Dio di Giuda! L’ara, il tempio» (Nabucco, 1842; Parte IV: Aria di Nabucco), «E questo il loco?… Gran Dio! Costor sui sepolcrali marmi… Oh, de’verd’anni miei» (Ernani, 1844; Parte III: Scena e cavatina di Carlo e Riccardo (Paolo Antognetti)), «Vieni meco, sol di rose» (Ernani, 1844; Parte II: Aria di Carlo) und «Perfidi! All’anglo contro me v’unite!… Pietà, rispetto, amore» (Macbeth, 1847/1865; Atto IV: Scena ed aria (Macbeth). Verdis frühe Werke sind musikalisch noch deutlich in der frühromantischen Belcanto-Tradition verwurzelt. Mit der dramatische Ausgestaltung der Rollen geht Verdi aber bereits neue Wege. Tézier gelingt es bestens die Dramatik hörbar zu machen und trotzdem die Tradition des Belcanto nicht zu vergessen.

Die populäre Trilogie ist natürlich mit allen drei Werken vertreten: «Cortigiani, vil razza dannata» (Rigoletto, 1851; Atto II: Aria di Rigoletto), «Tutto è deserto… Il balen del suo sorriso» (Il trovatore, 1853; Parte II: Scena ed aria del Conte di Luna), «Di Provenza il mar, il suol» (La Traviata, 1851; Atto II: Aria di Germont). Währendem die ausgewählten Arien aus dem Troubadour und der Traviata noch ganz der Tradition verhaftet sind, wird in «Cortigiani, vil razza dannata» die Hinwendung zur dramatischen Ausgestaltung deutlich hörbar.

Die Schaffensphase nach der populären Trilogie ist mit fast allen wichtigen Werken vertreten: «Morir! Tremenda cosa!… Urna fatale del mio destino… Ah, egli è salvo! Gioia immensa» (La forza del destino, Atto III: Scena ed aria (La forza del destino, 1862/1869; Atto III: Scena ed aria di Carlo), «C’est moi, Carlos!… C’est mon jour suprême…Carlos, écoute» (Don Carlos 1869; Acte IV: Scène et air de Rodrigue), «E sogno? O realità?» (Falstaff, 1893; Atto II: Ford), «Vanne. La tua meta già vedo… Credo in un dio crude» (Otello, 1887; Atto II: Jago), «Alla vita che t’arride» (Un ballo in maschera, 1859; Atto I: Cantabile di Renato), «Alzati! Là tuo figlio…Eri tu che macchiavi quell’anima» (Un ballo in maschera, 1859; Atto III: Scena ed aria di Renato) und «Son io, mio Carlo…Per me giunto è il dì supremo…O Carlo, ascolta» (Don Carlo, 1884/1886; Atto IV: Morte di Rodrigo). Besonders eindrücklich gelingen hier die Arien aus Don Carlos und dem Maskenball, wo Téziers Stimme wunderbar fliessen und ihren vollen Klang entfalten kann.

Téziers Bariton kann, so das Fazit, sowohl Dramatik als auch Belcanto. Was besser gefällt, ist dem einzelnen Zuhörer überlassen. Wenn Tézier die Baritone des Goldenen Zeitalters und insbesondere Piero Cappuccilli als seine Vorbilder benennt, ist er auf gutem Wege.

Beim Orchestra del Teatro Communale di Bologna unter Frédéric Chaslin ist Tézier stilistisch in besten Händen. Mit berauschend sattem Klang tragen ihn Dirigent und Orchester auf Händen.

So wird das Goldene Zeitalter geklungen haben.

05.02.2021, Jan Krobot/Zürich

 

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