Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

CD „HERSTORY“ – A Century of inspiring female composers – MITRA KOTTE Klavier mit Werken von Farrenc, Mayer, Jaëll, Le Beau, Chaminade, Beach, Pejačević, N. Boulanger, Hofer und Kaprálová; Genuin

17.03.2025 | cd

CD „HERSTORY“ – A Century of inspiring female composers – MITRA KOTTE Klavier mit Werken von Farrenc, Mayer, Jaëll, Le Beau, Chaminade, Beach, Pejačević, N. Boulanger, Hofer und Kaprálová; Genuin

genb

Überzeugendes Plädoyer: „Jedes Stück als eigenen Kosmos präsentieren“ Mitra Kotte

Über ein Jahrhundert Klaviermusik (1837-1947) von zehn ausgewählten Komponistinnen mit „jeweils eigenen Tonfarben und Klangsprachen“ aus Frankreich, den USA, Kroatien, Österreich und Mähren bildet das chronologisch geordnete Programm des ersten Solo-Albums der Wiener Pianistin Mitra Kotte.

Das Album startet mit der Louise Farrencs hymnisch gewitzter, in den Variationen frohgemut perlender „Souvenir des Huguenots. Fantaisie et variations sur le célèbre choral protestant de Luther“ Op. 19. Vor allem die französischen Komponistinnen der Kompilation dürften etwa dank der Anthologie „Compositrices“ des Palazzetto Bru Zane einigen unter uns nicht unbekannt sein. So etwa Marie Jaëll, die auf dem Album mit einem tief bewegenden, feenhaften „Impromptu“ zu Ton kommt oder auch Cécile Chaminade mit ihrer poetisch-virtuosen Klaviersonate Op. 21 als auch den duftig-flirrenden „Les Sylvains“, Op. 60 und natürlich Nadia Boulanger mit dem ernsten „Vers la vie nouvelle“.

Charmant und tänzerisch beschwingt erklingt Emilie Mayers „Tonwellen-Walzer“, Op. 30. Luise Adolphe Le Beau trägt mit einem „Originalthema und Variationen“, Op. 3 zu der überraschend durchwegs hohen Qualität des Albums bei.  

Von der amerikanischen Komponistin Amy  Beach, der die Münchner Symphoniker unter der musikalischen Leitung von Joseph Bastian soeben ein spannendes Album mit der Symphonie e-moll op.32 „Gaelic“ und drei Konzertarien als Weltersteinspielungen bei Solo Musica widmen (Link zu meiner Besprechung: https://onlinemerker.com/cd-amy-beach-symphony-gaelic-konzertarien-und-lieder-fuer-orchester-muenchner-symphoniker-unter-joseph-bastian-drei-weltersteinspielungen/ ), hören wir „Dreaming“, die Nummer drei aus den „Four Sketches“ Op. 15.

Neu sind für mich persönlich die kroatische Komponistin Dora Pejačević, in ihrem Land nicht zuletzt eine wichtige Pionierin in Sachen Orchestermusik, von der Mitra Kotte vier kecke bis zarte Stimmungsbilder aus dem Zyklus „Zivot Cvijeca“ (Blumenleben) Op. 19 in ihr Programm aufgenommen hat aber auch die aus dem niederösterreichischen Amstetten stammende Maria Hofer mit dem schon vom Titel her aussagekräftigen und perkussiv modernsten Stück des Albums „Die Maschine. Toccata“ aus dem Jahr 1947.

Lernen Sie zudem Vitezslava Kaprálová aus Brünn kennen, die mit den inventiven vier „Dubnová preludia“ Op. 13 (Aprilpräludien) den Abschluss macht. Diese an der École normale de musique de Paris bei Bohuslav Martinů und Charles Munch ausgebildete Musikerin, die auch als Dirigentin (Schülerin von Zdeněk Chalabala) international erfolgreich war, starb mit 25 Jahren 1940 bald nach ihrer Heirat mit dem Schriftsteller Jiří Mucha in Montpellier. Sie hinterließ an die fünfzig Werke.

Mitra Kotte lädt auf dem brillanten Steinway D alle Stücke mit den ihnen eigenen, in ihrer Diversität hochromantischen Verästelungen und Emotionen auf, bleibt dabei im zauberhaft das Erzählerische hervorkehrenden Anschlag stets klar umzirkelt und nicht nur in den polyphonen Teilen formal auf Struktur bedacht.

Klare Empfehlung für dieses wunderbar musizierte, Repertoire und Verständnis erweiternde Album!

Dr. Ingobert Waltenberger

 

 

Diese Seite drucken