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CD: Giuseppe Verdi ERNANI • Orchestra del Maggio Musicale Fiorentino, James Conlon

12.01.2024 | Allgemein, cd

CD: GIUSEPPE VERDI: ERNANI • Orchestra del Maggio Musicale Fiorentino, James Conlon

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Es ist schwierig, gegen die Konkurrenz früherer Aufnahmen zu bestehen

Das dramma lirico «Ernani» (UA 09.03.1844) ist die vierte Oper des Komponisten und sein erster Kontakt mit einer Vorlage der romantischen Literatur. Vielen Melomanen gilt sie als eine der «schönsten» (melodienreichsten) Oper des Bussetaner Meisters.

Die Vorlage, aus der Francesco Maria Piave sein erstes Libretto für Verdi schuf, ist das Drama «Hernani oder die kastilische Ehre» von Victor Hugo. «Hernani» begründet die romantische (Theater-)Literatur: hier setzte Hugo erstmals den im Vorwort zu «Cromwell» (1827) geforderten Bruch mit den klassischen Regeln des Theaters, die Freiheit der Künste und das moderne Schönheitsideal des Grotesken um. Entsprechend legendär wurde die Uraufführung, die als «Ernani-Schlacht» bekannt wurde. Bei der Uraufführung am 25. Februar 1830 in der Comédie-Française lieferten sich die  Anhänger des klassischen Theaters mit den Unterstützern einer moderneren Form, den Romantikern, eine gewalttätige Auseinandersetzung.

Musikalisch vermag die Einspielung leider nur bedingt zu überzeugen. James Conlon an der Spitze des Orchestra del Maggio Musicale Fiorentino wählt ausgesprochen langsame, oft schleppende Tempi, was dazu führt, dass die Solisten wie zum Beispiel im Duett «Da quel dì che t’ho veduta» (Scena VIII des 1. Akts) «am ausgestreckten Arm verhungern». Es fehlen das Feuer und die Leidenschaft des «jungen Verdi». Stellen mit passenderen Tempi, wie «Che mai vegg’io!» (Finale des 1. Akts), wirken dann schon fast als Fremdkörper.

Conlons behäbige Tempi führen die Solisten an Grenzen, die sie eigentlich nicht haben. Francesco Meli in der Titelrolle könnte mit seinem bestens geführten Tenor mit schier unendlichem Atem durchaus ein überzeugender Ernani sein. Roberto Frontali gibt Carlo mit herrlichem Bariton und grossem Stilbewusstsein. Vitalij Kowaljow ist mit seinem herrlichen Bass ein überzeugender Silva und der Solist, dem das Dirigat am wenigsten Steine in den Weg legt. Maria José Siris Elvira profitiert von ihrem vollen, runden Sopran. In den Höhen sind einzelne Schärfen zu konstatieren. Xenia Tziouvaras als Giovanna, Joseph Dahdah als Riccardo und Davide Piva als Jago ergänzen das Emsemble.

Lorenzo Fratini hat den Coro del Maggio Musicale Fiorentino mit Gewicht auf einen satten, wuchtigen Klang einstudiert.

Es ist schwierig, gegen die Konkurrenz früherer Aufnahmen zu bestehen.

12.01.2024, Jan Krobot/Zürich

 

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