CD „Ferrum splendidum“: FLORIAN SEMPEY singt Arien/Szenen von Grétry, Donizetti, Orff, Thomas, Tchaikovsky, Dumas, Gounod, Meyerbeer und Wagner; Alpha
„Der Titel Ferrum splendidum, der ‚strahlendes Metall‘ bedeutet, bezieht sich auf meine Herkunft, auf die ich stolz bin. Mein Großvater mütterlicherseits stammt aus einer Linie von Schmieden aus dem Périgord, die Waffen und Schwerter herstellten, Pferde beschlugen und mit glühendem Metall arbeiteten.“ Florian Sempey
Veröffentlichung: 15.11.2024
Er ist nicht nur zu Recht der seit einem Jahrzehnt beste Rossini-Figaro landauf landab, wie dies auf dem witzigen Clip von ‚Largo al factotum‘, realisiert von Arpeggio Films im Théâtre des Champs-Elysées, einfach nachzuprüfen ist https://www.youtube.com/watch?v=Y9yheoDWNK8
Florian Sempeys Faible für den italienischen Belcanto Komponisten mit einer Schwäche für gehobene Tafelfreuden hat der französische Bariton in seinem ersten Solo-Album „Gioacchino Rossini: Arien „Figaro? Si! Rossini“ glaubhaft zum Ausdruck gebracht, mit viel Stimmvolumen, einer Wahnsinns-Höhe, gut sitzenden kleinen Noten und – na ja – auch ziemlich testosterongeladen.
Das zweite Album mit dem vielsagenden Titel „Ferrum splendidum“ führt uns in die vom Sänger leidenschaftlich geliebte Welt des Mittelalters, der Burgen, Ritter, Knappen und glänzenden Schwerter. Das „Fantasy- Genre nicht zu vergessen. Um diesem archaischen Gefühl zu frönen, verbringt Sempey jeden Sommer mindestens eine Woche im Wald Brocéliande in der Bretagne, wie er im Interview mit Jean-Michel Dhuez gerne preisgibt..
Für sein neues Album hat er in den Archiven gewühlt, aber auch auf gängige Opern (Donizetti „Lucie de Lammermoor“ französische Fassung, Duette Gilbert-Ashton mit dem jungen Yoann le Lan als Tenorpartner, Richard Wagner „Tannhäuser“ Lied des Wolfram ´‘O du mein holder Abendstern‘) bzw. die allseits bekannten „Carmina burana“ von Carl Orff (drei Ausschnitte) zurückgegriffen.
Das Programm bietet darüber hinaus vokal Rares aus André-Ernest-Modeste Grétrys „Richard Coeur de Lion“ ‚‘Ô Richard! Ô mon roi!‘, die Arie des Hamlet ‚Ô vin dissipe la tristesse‘ aus Ambroise Thomas‘ gleichnamiger Oper, die Szene des Mercutio ‚Mab, la reine des mensonges‘ aus Charles Gounods „Roméo et Juliette“, ‚Ô puissante magie‘ des Hoel aus Giacomo Meyerbeers „Le Pardon de Ploërmel“ (das als Hintergrund den Wald von Brocéliande hat) bzw. die hochdramatische Wahnsinnsszene des Prinzen aus Tchaikovskys Oper „Die Zauberin“ (Charodeyka). Der Abwechslung halber sind auch rein instrumentale Nummern aus Tchaikovskys Ballett „Dornröschen“, Vincent d’Indys „Fervaal (Vorspiel zum dritten Akt) und „Lohengrin“ (Vorspiel) dazwischen gestreut.
Als Uraufführung hören wir ’De Bourgogne je suis un fruit‘ aus Romain Dumas‘ „Les Mirifiques Aventures dfu Chevalier d’Éon“, einer bislang nicht aufgeführten Operette aus dem Jahr 2019.
Florian Sempey zeigt bei den virtuoseren Stücken (Donizetti, Orff, Gounod) nachdrücklich, über welch stimmmuskulösen, viril timbrierten und robusten Bariton er verfügt. Psychologisch differenzierter geht Sempey die Porträts des Richard Löwenherz, des Hamlet und des in russischer Sprache gesungenen Prinzen aus Tchaikovskys „Charodeyka“ an. Den Beweis, dass er auch mezza voce kann, tritt er mit dem ‚Abendstern‘ aus Wagners „Tannhäuser“ an. Florian Sempey ist hörbar ein leidenschaftlicher Theatermann, die Szenen gestaltet er mit Sinn für packende Dramatik und eruptive Emotionen.
Die Zusammenarbeit mit dem exquisiten Orchestre National Bordeaux Aquitaine und dem Choeur de l’Opéra National de Bordeaux unter Maestro Victor Jacob (am 4. und 5. April 2025 wird er in Wien das Tonkünstler Orchester leiten) hat sich auch in diesem Album bewährt. V. Jacob ist tatsächlich eine ‘Revelation’ (=Offenbarung), wie seine Kunst anlässlich der ‚Victoires de la musique‘ Awards bezeichnet wurde. Er ist ein zupackender Klangschmied, um bei der mittelalterlichen Diktion zu bleiben, und noch dazu ein impulsiver Vollblutmusiker, der mit dem Orchester eine weitere Erzählebene in die dramaturgisch und musikalisch mehrheitlich romantischen Szenen einzubringen vermag. Dirigent und Sänger, für den das Album ein Zeugnis einer künstlerischen Metamorphose darstellt, erlauben so für spannende 70 Minuten eine Immersion des Hörers in ein schaurig heroisches Opern-Rittertum, das wild gemixt für manch Überraschung gut ist.
- André-Modeste Grétry: Ô Richard! Ô mon Roi!, Richard Coeur de Lion
- Gaetano Donizetti: Quel air sombre-…D’un amour qui me brave & A moi viens, ouvre tes ailes, Lucie de Lammermoor
- Carl Orff: In Taberna, Carmina burana
- P. I. Tchaikovsky: Finale Akt 1 aus La Belle au bois dormant op. 66; Scene finale des Prince, „Die Zauberin“
- Ambroise Thomas: O vin, dissipe la tristesse et La fatigue alourdit mes pas…Comme une pâle fleur, Hamlet
- Romain Dumas: De Bourgogne je suis un fruit, Les Mirifiques Aventures du Chevalier d’Eon
- Vincent d’Indy: Fervaal-Prelude Akt 3
- Charles Gounod: Mab, la Reine des mensonges, Romeo et Juliette
- Giacomo Meyerbeer: O puissante magie, Le Pardon de Ploërmel
- Richard Wagner: O du mein holder Abendstern, Tannhäuser; Lohengrin-Vorspiel
Dr. Ingobert Waltenberger