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CD: „FAIRY TALES“ – REGULA MÜHLEMANN

21.10.2022 | cd, CD/DVD/BUCH/Apps

cd fairy tales x~1

CD:
„FAIRY TALES“
REGULA MÜHLEMANN
CHAARTS Chamber Artists
Sony Music

Die Idee ist wirklich sehr schön. Wo sich auf der Bühne „Magie“ ausbreitet, reagiert die Musik entsprechend  und entfaltet zaubrische Klänge. Ein Konzept, das in der neuen CD von Regula Mühlemann verwirklicht wird, das sich „Fairy Tales“ nennt und Wassernixen ebenso beschwört wie Feenköniginnen. Die Sängerin geht mit diesem Programm auch auf eine lange Tournee.

An sich kam die Schweizerin mit Bogdan Roscic an die Wiener Staatsoper, und man erwartete, viel von ihr zu hören und zu sehen. Tatsächlich hat sie außer der Blonde in der „Entführungs“-Premiere nur einmal die Adele, zweimal die Adina und ein paar Mal die Susanne in der alten Ponnelle-Inszenierung gesungen. Diese Spielzeit fehlt sie ganz an der Wiener Staatsoper, ist aber, wie Operabase verrät, viel in den Konzertsälen zu finden.

Eben auch mit dem Programm der „Fairy Tales“, das auf der CD natürlich unwiderstehlich schön mit Rusalkas „Lied an den Mond“ anhebt. Im Konzert stellt sie dieses Stück an das Ende des Abends, was zweifellos effektvoller ist als der Offenbach, der hier das letzte Stück bildet. Apropos Offenbach – in diesem Fall erklingt die bekannte „Bacarole“ (als zweite Nummer auf der CD) nicht aus „Hoffmanns Erzählungen“, sondern aus dessen Oper „Die Rheinnixen“, wo es ein Solostück ist, ohne die Komplementärfarbe eines Mezzo im Hintergrund.

Thematisch gibt es einiges Reizvolles, aber nichts ist so wunderbar wie der Gesang der Nanetta aus dem letzten Akt „Falstaff“-  Schöneres hat Verdi nie geschrieben – , wo sie als Feenkönigin verkleidet Nymphen, Elfen und Sylphiden herbeiruft, was der Sängerin tragendes Piano in den höchsten Lagen abverlangt.

Tatsächlich sind die Anforderungen an die Stimme unterschiedlich, bedenkt man, dass hier ebenso französische Romantik (etwa in „Cendrillon“, der Aschenbrödel-Version von Massenet), alte Musik (Monteverdis „Lamento della Ninfa“ mit wunderschön tragischen Schattierungen, Purcells titelgebende „Fairy Queen“) und auch – wenn auch nicht schmerzhafte – Moderne (Brittens „A Midsummer Night’s Dream“) bunt gemischt sind. Dazu mischt sich Nordisches (Grieg) und besonders schön und zauberhaft ein kaum bekanntes, überraschend temperamentvolles Mendelssohn-Lied (aus seiner „Sommernachtstraum“-Musik).

Ordnungsfanatiker werden den Ablauf der Komponisten wohl nicht billigen, es geht nicht chronologisch zu, es finden sich auch nicht immer gleich effektvolle Stücke. Aber sie bieten der Interpretin viele Möglichkeiten, gleicherweise in Stimmfärbung, Stimmführung und Interpretation.

Wenn sich lRegina Mühlemann selbst einen „lyrischen Koloratursopran“ nennt, ist sie das wohl noch immer, aber mit Mitte 30 auch schon einen Schritt weiter. Sie kann die Stimme zwar noch locker perlen lassen, aber man mag auch davon ausgehen, dass es früher oder später eine Facherweiterung für ihren substanzreicheren Sopran geben wird.

Begleitet wird Regula Mühlemann von CHAARTS Chamber Artists, einem Ensemble von solistischen Kammermusikern, die ohne Dirigenten arbeiten und bei Grieg auch einige konzertante Passagen beisteuern.

Alles in allem eine CD von großem Reiz, die man auch in Hinblick auf den Weihnachtstisch ins Auge fassen kann

Renate Wagner

 

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