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CD: Elfriede Schüsseleder – Knef Lieder

Weiblich, philosophisch, melancholisch

18.10.2024 | cd, CD/DVD/BUCH/Apps

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CD
Elfriede Schüsseleder & Band:
Durch deine Aug’n
Knef Lieder
Label: Acre of Bacon Records. 2024

Weiblich, philosophisch, melancholisch

In den letzten Jahrzehnten hat man als Theaterbesucher Elfriede Schüsseleder besonders geschätzt, auch wenn man sie als Ensemblemitglied der Josefstadt  so gut wie nie in wirklich großen Rollen eingesetzt hat – so wie früher in ihrer Karriere, als sie etwa einer der Stars in dem legendären Ensemble von Herbert Wochinz auf Schloß Porcia war. Und sie musste einen Ausflug ans Volkstheater unternehmen, um in einem Stück von Esther Vilar ganz herausragend Bertha von Suttner zu verkörpern…

Ihr Abgang von der Josefstadt ist zu bedauern, wenngleich dann mehr Zeit fürs Fernsehen bleibt, wo Elfriede Schüsseleder schon in den meisten heimischen Serien aufgetaucht ist. Und nun hat sie im „Ruhestand“, der kein wirklicher  ist, zwei Projekte verwirklicht, die ihr wichtig waren. Das Buch über ihre Mutter („Das Reich meiner Mutter“, Verlag Bibliothek der Provinz) wird demnächst besprochen. Und sie legt eine CD mit dem wienerischen Titel „Durch deine Aug’n“ vor, die sich zwar im Untertitel „Knef Lieder“ nennt, tatsächlich aber etwas ganz Eigenes geworden ist.

Hildegard Knef, die Frau mit den vielen Karrieren, wäre als Chansonsängerin nicht so berühmt geworden, hätte sie irgendwelche Blabla-Texte gesungen. Nein, da ist so einiges an Substanz. Aber Elfriede Schüsseleder singt die Texte nicht einfach nach, sie nimmt sie nur als Basis für eine „Übersetzung“ – ins Wienerische. Von der Sprache und der Mentalität her. Und sie singt sie nun nicht mit der vollen Kraft der professionellen Sängerin, sondern in einer Art leichtem Parlando, als erzähle sie gewissermaßen ganz privat Geschichten – nur eben auf der anderen Ebene der Musik. Die Jazzband, die sie begleitet (Milos Todorovki, der auch die Arrangements übernahm, Marko Forlan, Philipp Moosbrugger und Christian Eberle) bleibt diskret, macht ebenso wenig großes Theater wie die Interpretin. Man fühlt sich mit ihr allein, wie im privaten Zwiegespräch.

Auf den Spuren der Knef-Inhalte erzählt Elfriede Schüsseleder Frauenschicksale – über Einsamkeit und Zweisamkeit, über müde hingebrachte Leben, über Dreiecksgeschichten, die zwei Frauen unglücklich machen, damit der Mann sich wohlfühlen kann. Und immer wieder über das Altern und das Alter – ungefähr sagt das die Marschallin  auch, nur mit ein bißchen andern Worten. Es ist sehr viel Melancholie in den Texten, wenn es um die alte Frau geht, die allein ist, laut mit ihrem Hund redet und sich ihr Leben ein bißchen schönfärbt… „Leb dei Leb’n“, heißt es einmal – bevor es zu spät ist.

Illusionen machen sich diese Texte nicht, mit einer Ausnahme. Ganz am Schluß, auf einmal, wenn auch die begleitenden Musiker plötzlich ganz lebhaft werden, hören wir vom Glück der Verliebtheit, begreifen wir, dass es Zeiten gibt, wo einer Frau das Herz vor Verliebtheit platzen kann: „Nur mit dir is jeda Tag a Wunda, nur mit dir is mei Wirklichkeit Traum!“ Dass solcher Gefühlsüberschwang  im allgemeinen nicht andauert, davon war davor die Rede. Am Ende steht der Lichtblick, der den Hörer der CD lächelnd verabschiedet.

Renate Wagner  

 

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