
CD:
Daniel Schnyder: Cello Concerto / Concerto Populaire
Christoph Croisé & Daniel Schnyder & Beyond Modern Orchestra
Avie Records (Harmonia Mundi) 2025
Die Verschmelzung von Stilen und Kulturen
Vom Geburtsdatum her trennen sie 32 Jahre, den Schweizer Komponisten Daniel Schnyder (*1961) und den Schweizer Cellisten Christoph Croisé (*1993), aber sie sind gewissermaßen Brüder im musikalischen Geist. Croisé, dessen Vielfältigkeit der Interessen sich in seinen Veröffentlichungen spiegelt: Ein Soloalbum mit eigenen Kompositionen von 2023 nannte sich „Voyage Exotique“.
Und nicht zuletzt das verbindet ihn wohl mit dem Schweizer Komponisten Daniel Schnyder, mit dem er seit zehn Jahren zusammen arbeitet und der einige Werke auf Anregung des Cellisten geschaffen hat. Denn Schnyder gilt als der Mann, der lustvoll Grenzen sprengt, der in europäisch klassische Formen Melodik und Exotik von Musik der Dritten Welt gießt, sei es Lateinamerika oder Asien. Bei ihm hat Bach ebenso Raum wie Jazz, und das Ergebnis dieser kühnen und auch innovativen Mixturen ist ein so interessantes wie anregendes Hörerlebnis.
Die nun herausgekommene CD umfasst zwei größere Werke von je über 20 Minuten und fünf kleinere, zwischen drei und sechs Minuten Dauer.
Das erste Stück auf der CD, das Concerto for Cello, Percussion & String Orchestra, existierte schon in einer „großen“ Version für großes Orchester, wurde aber für Christoph Croisé (wohl auch, weil man damit leichter gastieren kann) in einer Kammermusik-Version umgestaltet, die es dem Komponisten erlaubte, leichter im Klang zu werden, ohne an Intensität zu verlieren. Tatsächlich ist das Zusammenspiel des Beyond Modern Orchestra. von Ruven Puppik am Schlagzeug und Croisé, der den mit allen Schwierigkeiten gespickten Celloteil mit Virtuosität und gewaltigem Impetus und t voller Intensität meistert, ein Eindruck, den sich der Hörer wahrscheinlich öfter geben wird.
In dem ähnlich langen Concerto Populaire, das Schnyder im Auftrag von Christoph Croisé geschrieben hat, erlebt man ähnliche Klangvielfalt mit exotischen Einschüben, wobei in diesem Fall besonders fasziniert, dass Daniel Schnyder, der ja auch Saxophonist ist, sich persönlich mit Croisés Cello in einen Dialog oder ein Duett oder auch ein Duell begibt, wie man es noch nie erlebt (gehört) hat und das tatsächlich faszinierend ist.
Die kleineren Werke, die doch weit mehr als „Fingerübungen“ sind, vielmehr Kunststücke der besonderen Art, paaren das Cello mit Klavier oder auch dem Cembalo (!), für Croisé spezifisch geschaffen. Schnyder verschneidet Bach mit kubanischen Rhythmen und huldigt den Tönen der Bambusflöte, auch wenn diese selbst nicht vorkommt.
Kein Zweifel, das ist eine CD für Musikfreunde, die das Besondere lieben.
Renate Wagner

