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CD: Daniel Behle:  „MoZart“ (ZERO to HERO) – L’Orfeo Barockorchester; Michi Gaigg; SONY classical

24.09.2019 | Allgemein, cd

CD: Daniel Behle:  „MoZart“ (ZERO to HERO) – L’Orfeo Barockorchester; Michi Gaigg; SONY classical

Bildergebnis für MoZart“ (ZERO to HERO)

2017 war bereits eine  Zusammenarbeit des Tenors anlässlich einer CD-Aufnahme mit Michi Gaigg und ihrem 1996 gegründeten L`Orfeo Barockorchester (Schubert: „Arias, Romances & Ouvertures“). Nach dieser erfolgreichen Aufnahme  folgt nun ein weiterer Anlauf: MoZart – ZERO to HERO, aufgenommen im Juni 2018 im innviertlerischen Zell an der Pram, im September 2019 erschienen. Daniel Behle präsentiert einen Querschnitt von Arien des Wolfgang Amadeus Mozart von „La Betulia Liberata“ bis La Clemenza di Tito“. Vom Verlierer Ottavio bis zum König Idomeneo.

Michi Gaigg, seit 2003 Intendantin des Donaufestivals im oberösterreichischen Strudengau, stammt aus Schörfling am Attersee. Entscheidende Impulse erhielt die Geigerin am Mozarteum bei Nikloaus Harnoncourt, später bei renommierten Ensembles und in der Zusammenarbeit mit Kapazitäten wie Frans Brüggen, Christopher Hogwood, René Jacobs und Ton Koopman. Der Posaunist & Komponist Daniel Behle startete seine Tenor-Karriere mit sozusagen zielstrebiger Bedächtigkeit. Klug und mit profunder stimmpädagogischer Kompetenz angeleitet von seiner Mutter & Lehrerin, der Hochdramatischen Renate Behle.

Eine Art (Zwischen)bilanz seiner Singerfahrungen mit dem Salzburger Genie bietet diese Neuerscheinung. Zum einen geht Behles sängerische Reise Station für Station in Richtung lyrisch-dramatisches Fach. Erik, Florestan, Lohengrin stehen auf der Agenda. Anderseits wird Mozart wohl weiterhin eine Konstante bleiben. Das zeigt diese neueste CD des Hamburgers (halb mit österreichischen Wurzeln) und mittlerweile Wahl-Schweizers sehr schön.

Hört man „D’ogni colpa la colpa maggiore“ aus La Betulia… KV 118 und „Fuor del Mar“ aus dem Idomeneo, KV 366 unmittelbar hintereinander: Der obertonreiche, außerordentlich schön timbrierte Tenor verbindet geradezu idealtypisch perfekte Technik samt der Leichtigkeit, mit der er Koloraturen ausdrucksvoll (und nicht als sinnentleerten Ziergesang) bewältigt mit Dramatik, die nicht schwer oder gar übergewichtig daherkommt.

Besonders gelungen dabei die vier Nummern aus „Die Entführung aus dem Serail“. „Hier soll ich dich denn sehen“ hat nervöse Ungeduld. „Wenn der Freude Tränen fließen“ hat den Fokus mehr auf der Freude als auf den Tränen. In der „Baumeisterarie“ aus dem 3. Akt (aber auch in der „Bildnisarie“ aus der „Zauberflöte“) kommt Behle an Farbigkeit, Sinnlichkeit und Phrasierungskunst seinem erklärten sängerischen Vorbild, Fritz Wunderlich, ziemlich nahe.

Mozart wird mit sängerischer Intelligenz und stilistischer Souveränität gestaltet: sensibel, aber nicht sentimental; zart, aber nicht verzärtelt; sprachlich sorgfältig behandelt, aber nicht überpointiert; von modern-schlanker Ästhetik und Ausdrucksstärke voll sublim-markanter Gangart, ohne in einer diffusen Wohlfühlzone zu verharren. Was auch für die Arien aus „Cosi fan tutte“ (darunter auch die oft gestrichene Arie aus dem 2. Akt, „Ah, io veggio…“ und beide Nummern des Ottavio aus „Don Giovanni“ gilt (Dalla sua pace“ und „Il mio tesoro intanto“).

Da ist eine bemerkenswerte Aufnahme gelungen. Zumal  Michi Gaigg mit ihrem L‘Orfeo Barockorchester vorbildlich und auf Augenhöhe musizieren lässt, wunderbar austariert und mit gelungenen Soli. Zumeist schlägt sie zügige, leichtfüßige, mitunter rasante, aber nie verhetzte Tempi an. „Historisch informiert“  – zugleich zeitgeistig im allerbesten Sinne –  runden auch die beiden Ouvertüren „Don Giovanni“ und „Cosi fan tutte“ diese Aufnahme trefflich ab.

Empfehlung! 

Karl Masek               

 

 

 

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