CD:
Joachim Raff: Complete Works for Cello & Piano
Christoph Croisé, Cello
Oxana Shevchenko, Klavier
AVIE Records
Der Schweizer Komponist Joachim Raff (1822-1882) bewegte sich zu seinen Lebzeiten im Dunstkreis von Franz Liszt und Richard Wagner und wurde damals für seine Kompositionen sehr geschätzt. Heute ist er außerhalb seiner heimatlichen Schweiz weitgehend vergessen, seine Opern werden nicht gespielt, auch in den Konzertsälen begegnet man ihm hierzulande nie. Und doch war er, wie man nach dem Anhören dieser CD weiß, ein Meister seines Fachs, der im Rahmen des romantisch-tonalen Stils, den er nie unterbricht, seinen Instrumenten viel Unterschiedliches entlockt.
Der deutsch-französisch-schweizerischer Cellist Christoph Croisé, hat nun mit seiner Klavierbegleiterin Oxana Shevchenko das gesamte Werk aufgenommen, das Raff für Violoncelle hinterlassen hat – ein Unternehmen, das beiden Seiten zugute kommt. Einerseits kann man sich in die Klangwelt Raffs einhören, andererseits hatte dieser die besten Solisten seiner Zeit im Umfeld, konnte also die Ansprüche sehr hoch schrauben, was wiederum dem Können des Interpreten zugute kommt.
Zu Gehör kommen sechs Stücke unter verschiedenen Bezeichnungen – ein Duo, zwei „Fantasien“, zwei „Romanzen“ und eine Cello-Sonate, die zusammen etwas über 72 Minuten dauern. Es ist ausgesprochen schöne, hoch romantische Musik, die dem Cello melancholisch-satte Töne abverlangt, einmal elegisch, einmal lebhafter. Vor allem die Sonate schwingt sich zu bemerkenswerter Dramatik auf, den perlenden Läufen des Klaviers ist der leidenschaftliche Strich des Cellos zur Seite gestellt
Auch für den Musikfreund, der sich in der „Literatur“ ein wenig auskennt, wird diese CD – so er nicht Schweizer ist und folglich Joachim Raff auf der patriotischen Ebene begegnet ist – ein überaus lohnendes Kennenlernen bedeuten.
Renate Wagner