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CD C.P.E. BACH, JOHANN GOTTLIEB GRAUN: VIOLAKONZERTE – Mathis Rochat Viola, Stephen Waarts Violine, Christine Theus Cello, Howard Griffiths dirigiert die Camerata Schweiz; cpo

27.03.2024 | Allgemein, cd

CD C.P.E. BACH, JOHANN GOTTLIEB GRAUN: VIOLAKONZERTE – Mathis Rochat Viola, Stephen Waarts Violine, Christine Theus Cello, Howard Griffiths dirigiert die Camerata Schweiz; cpo

graun

Bearbeitungen sind á la mode. Um es vorsichtig auszudrücken: Nicht alle überzeugen. Wenn sich allerdings der schweizerisch-französische Bratschist Mathis Rochat dazu entschlossen hat, Carl Philipp Emanuel Bachs Cellokonzert in B-Dur (1753) „zum eigenen Gebrauch“ einzurichten, so ist zumindest Hinhören geboten: Die nunmehr höhere Notation der Solostimme nimmt durch die noch immer dunkel kernige Grundierung der Bratsche nichts von der torfig warmen Textur des im Original vorgesehenen Cellos. Im Gegenteil: Der im Ergebnis etwas hellere Bordeauxton lässt andere Nuancen, vielleicht sogar die Überraschungsmomente der virtuosen Komposition mehr in den Vordergrund rücken.

Dabei bildet das Arrangement des Mathis Rochat bloß den Auftakt für zwei weitere, erst kürzlich dem Archivschlaf entrissene Kompositionen eines anderen Barockkomponisten. Über Burkhart Schmilgun und Howard Griffiths sind Rochat vergessene Bratschenkonzerte in die Hände gefallen, die den höchsten Ansprüchen des Solisten genügen. In Bezug auf das ihm bis dahin unbekannte Doppelkonzert für Violine und Viola spricht Rochat sogar „von einer klaren Offenbarung.“

Der Berliner Hofmusiker Johann Gottlieb Graun (nicht zu verwechseln mit seinem Bruder Carl Heinrich, wie Johann Gottlieb ebenfalls Mitglied der Hofmusik von Friedrich II.) hat nämlich eine Concertante für Violine, Viola und Orchester in c-Moll sowie ein Concerto für Viola, Streicher und basso continuo in Es-Dur geschrieben. Bekannt war dieser Graun in Berlin aber auch als Veranstalter privater Freitagsakademien, die in seiner Wohnung stattfanden. Auch C.P.E. Bach nutzte die Gelegenheit, um so seine Sturm- und Drang Eingebungen einem breiteren Publikum vorzustellen. Überhaupt bestehen stilistische und vom Charakter der Kompositionen her nicht unerhebliche Parallelen im Werk von C.P.E. Bach und demjenigen von Johann Gottlieb Graun.

Mit welch unverschämter Leichtigkeit und Eleganz im Legato, subtil phrasiertem An- und Abschwellen, akrobatischer Beweglichkeit in den Verzierungen und über allem mit welch charmant-verruchtem Whiskyton Rochat die vertrackte Notenspur durchmisst, zeichnet ihn als musikantischen Tondichter, Klangmodellierer und zugleich als draufgängerischen Virtuosen aus.

Der fabelhafte Stephen Waarts auf der Geige ist ein einfühlsamer und aufmerksamer Partner des Mathis Rochat im Doppelkonzert. Das überaus reizvolle Miteinander von Violine und Bratsche, die einander sinnlich umgarnenden Stimmen im wunderschönen Adagio con sordini bzw. das verspielt-temperamentvolle und dennoch poetische Allegro assai zählen zu den Höhepunkten des kulinarisch genießerischen Albums. Auch das Concerto für Viola und Streicher bietet hinreichend Gelegenheit für Mathis Rochat, mit Trillern, sonstigem figurativem Zierrat abwechselnd mit melancholisch verhauchten Klängen zu jonglieren.

Howard Griffiths leitet die Camerata Schweiz tänzerisch elastisch voller delikater Sensibilität. Man merkt dem Orchester, Dirigenten und den Solisten die langjährige künstlerische Partnerschaft an. Da ist alles wie aus einem Guss.

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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