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CD „BRILLEZ, ASTRES NOUVEAUX!“ – CHANTAL SANTON JEFFERY singt französische Barockarien, aparte music

13.02.2020 | Allgemein, cd

CD „BRILLEZ, ASTRES NOUVEAUX!“ – CHANTAL SANTON JEFFERY singt französische Barockarien, aparte music

Das Centre de musique baroque Versailles hat in Kooperation mit dem Müpa Budapest und der Orfeo Music Foundation eine empfehlenswerte Programm-CD mit Arien französischer Barockmeister rund um Jean-Philippe Rameau produziert. Die französische Sopranistin Chantal Santon Jeffery führt gemeinsam mit dem Orfeo Orchester und dem Purcell Chor unter der musikalischen Leitung von György Vashegyi einen Reigen an sprühenden Vokalraketen. Es ist die so typische französische Mischung aus rasanten elementaren Instrumentalsätzen und bis aufs Blut passioniert bis elegisch-melancholischen Versatzstücken, die nicht nur strukturell kunstreich ornamentiert ausfallen, sondern uns auch spannungsreich raffiniert umgarnen. Wir hören neben Arien bekannterer Meister wie Rameau und Mondonville auch völlig Unbekanntes von Jean-Baptiste Cardonne, Pancrace Royer, Antoine Dauvergne, Charles-Hubert Gervais oder Bernard de Bury.

Nach den artifiziell düsteren Tragödien von Lully war zu Beginn des 18. Jahrhunderts die Zeit der ,unterhaltsameren‘ Opéra-Ballets gekommen. Hier wiederum erwiesen sich die ein leichteres (nicht einfacheres) Fach bedienenden Sopranistinnen mit ihren ‚voix agiles et brillantes‘ als größte Publikumsmagneten. Natürlich erfreuten sich die virtuosen Arien, Bravour-Arietten in Opern, Divertissements und Kammerkantaten in ihrem Bestreben nach expressiver Schönheit und herzzerreißender Emotionalität allerorts hoher Beliebtheit. Als Erfolgs-Voraussetzungen für dieses Stimmfach galten ein beträchtlicher Stimmumfang, Kraft und Schwerelosigkeit in der Ausführung („L’Art due chant figuré“ 1776). Natürlich waren ebenso reichliche Kenntnisse der mannigfaltigen Verzierungen gefragt – weniger im Sinne der tour de force Koloraturorgien von Da-capo Arien, sondern als überraschend wirkende in die Gesanglinie eingestreute kleine elegante Notenbouquets. Interpretatorische Flexibilität, ein tadelloses Legato, die Kunst vokalen Ziselierens und sensibles Schmachten galten als die sängerischen Tugenden der Stunde.

Das Album ist nach der Planeten-Arie „Brillez, astres nouveaux“ aus der ersten Version der Oper „Castor et Pollux“ von Jean-Philippe Rameau benannt. Eine wahrlich wirkungsvolle, virtuos instrumentierte und vokal pompös ausstaffierte Nummer. Aber auch Stücke wie „Dieux des amants“, die Arie der  Erigone aus Jean-Joseph Cassanéa de Mondonvilles „Les Fêtes de Paphos“  zeigen die hohe höfische französische Vokalkunst der Zeit auf ihrer absoluten Höhe.

Chantal Santon Jeffery, vielfach bejubelte Künstlerin beim Projekt „Palazetto Bru Zane“ (sie wirkte auch bei der jüngst erschienenen Operetteneinspielung „Maître Péronilla” von Jaques Offenbach mit) und Alte Musik Sopran der Labels Alpha und aparte, verfügt über einen in der Mittellage bronzen timbrierten, höhensicheren Sopran. Ihre Stimme hat in letzter Zeit an Substanz und Farben in der Mittellage zugelegt. Beste Voraussetzungen, um in das edle vibratoarme Legato die vielen kleinen Schnörkeln, Triller und sonstigen die Gesangslinie schmückenden Zierrat einzuhängen. 

Das Album wartet nicht nur mit einer Vielzahl an Arien-Premieren auf, sondern es sind auch reizvolle Instrumentalnummern, wie die Ouvertüren zu „Les Caractères de la Folie“ von Bury oder „Le Pouvoir de l’Amour“ von Royer zu entdecken. Das Orfeo Orchester unter György Vashegyi trägt entschiedenen Anteil an der Lebendigkeit und der insgesamt bravourös ausdrucksvollen Interpretation. Der Chor agiert stilistisch einwandfrei.

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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