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BURGSTEINFURT BAGNO / Konzertgalerie: BELCANTO ZU DRITT – junge Stimmen in der alten Galerie

Burgsteinfurt  Bagno-Konzertgalerie am 17.  Januar 2015 Belcanto zu Dritt

 Junge Stimmen in der alten Galerie


Foto: Martin Fahlbusch

 Im ältesten freistehenden Konzertsaal Europas hatten sich drei ganz junge Künstler von der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover zu einem „Belcanto“ – Konzert  zusammengefunden, zum einen Anna-Doris Capitelli,  (Mezzo-)Sopran,  Schülerin von Prof. Sabine Ritterbusch und  kürzlich zu einem Konzert zusammen mit Juliane Banse eingeladen. Die männlichen Partien übernahm der französische Bariton Jean-Christophe Fillol, der u.a. den Nachwuchspreis beim Lions Wettbewerb des Opernfestival Gut Immling gewonnen hat. Beide wirkten schon bei Bühnenaufführungen mit. Begleitet wurden sie am Flügel von Volker Link.

Alle drei führten zusätzlich abwechselnd mit Erklärungen durch das fast ausschließlich italienisch gesungene Programm.

Begonnen wurde mit Arien aus Händels „Rinaldo“ und Arien und Duetten aus Opern Mozarts. Zum Schluß kamen solche dann aus Opern von Rossini. Dazwischen sangen sie abwechslungsreiche und unterhaltsame Lieder meist folkloristischen Ursprungs von Tosti, Bellini, Donizetti und Rossini, die Gemütslagen zwischen erfolgreicher und enttäuschter Liebe aber auch Naturereignisse zum Inhalt hatten. Dabei konnten sie ihre stimmliche Begabung zeigen, etwa Legato-Bögen des Bariton in Bellinis Notturno „Vaga Luna“, Legato auch mit  hohen Spitzentönen für den Mezzosopran in dessen „Malinconia“ oder Koloraturen in Rossinis „Canzonetta spagnuola“, auf spanisch für seine geliebte Sängerin Isabella Colbran geschrieben. Vor der Pause teilten sie sich dann Donizettis „Me voglio fa`na casa“, um nicht nur von Plänen für ein neu zu bauendes Haus zu singen, sondern um nach der Pause auch in neuer Bekleidung zu erscheinen.

Aber Hauptbestandteil des Programms waren natürlich die Ausschnitte aus Opern. Da überzeugte gleich zu Beginn Jean-Christophe Fillol  mit beweglichen kriegerischen Koloraturen in einer Arie des Argante aus Händels „Rinaldo“, worauf – ohne die   geht`s mit Händel ja nicht – Anna-Doris Capitelli in passendem legato und p mit „Lascia ch`io pianga“ aus derselben Oper folgte. Jugendlich fragend gelang ihr auch gut  Cherubinos Canzone„Voi que sapete“ aus Mozarts „Figaro“ 

Szenisches Spiel deuteten beide an, als Frau Capitelli aus „Cosi fan tutte“ sich mit erregter Stimme   zuerst entschieden gegen Nachstellungen fremder Männer in „Smanie implacabile“ wehrte, um sich dann im Duett über die ausgetauschten Herzen „Il Coro vi dono“ von Herrn Fillol als Gugliemo mit u.a. exakt gesungenen punktierten Sechzehntel-Noten von diesem verführen zu lassen – „cosi fan tutte“ eben!

Höhepunkt des Abends waren zwei Arien aus Rossinis „Cenerentola“. Zunächst sang und spielte Herr Fillol  überzeugend witzig  aus der Szene des als Prinz verkleideten Dieners Dandini mit den beiden falschen Schwestern und dem Vater „Come un ape“ (Wie eine Biene) Es folge dann die höllisch schwere Schlußarie der Angelina aus dieser Oper  grossen Stimmumfang und glitzernde Koloraturen erfordernd, von Frau Capitelli gekonnt dargeboten  bis zu den exakt getroffenen für den kleinen Raum fast schon zu starken Spitzentönen. Als Abschluß für beide folgt dann noch das Duett „Dunque io son“ aus Rossinis „Barbiere“

Ganz grosses Lob gebührt dem Pianisten Volker Link für die exakte und einfühlsame Klavierbegleitung, besonders in den Opernszenen. Mußte er doch versuchen, etwa bei Händel Hörner und Trompeten kriegerisch nachzuahmen, ebenso zarte Holzbläser – Klänge bei Mozart und Streicher-Pizzicati bei Rossini.

Das Publikum in der ausverkauften Konzertgalerie erklatschte sich auch mit Bravos als Zugabe zunächst „La ci darem la mano“ aus Mozarts „Don Giovanni“, wo Herr Fillol nochmals seine stimmlichen Verführungskünste zeigen konnte und Frau Capitelli als Zerline zunächst  stimmlich zögerte und  widerstehen konnte, dann aber mit einem wunderschön gehauchten „Andiam“ nachgab. Als Rausschmeisser wiederholten sie dann Donizettis Lied vom Hausbau.

 Sigi Brockmann  19. Januar 2015

 

 

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