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BRÜSSEL/ La Monniae: ORLANDO

10.05.2012 | KRITIKEN, Oper

BRÜSSEL: ORLANDO/Theatre de la Monnaie am 5.5.2o12 (Robert Quitta)


Foto: La Monniae

 Rene Jacobs wird nicht müde, von den Vorzügen des ORLANDO zu schwärmen. Kammermusikalische Qualitäten, viele ganz neue (und nicht re-kontextualisuerte ) Musik etc.etc. Dennoch wird man selbst als Händel-Fan, an Meisterwerke wie Alcina oder Giulio Cesare oder auch Ariodante gewohnt, mit dieser Oper nicht ganz warm – trotz der berühmten Wahnsinnsarie. Und trotz des vielen Feuers, das Pierre Audi in seiner Brüsseler Produktion am Theatre de la Monnaie auf der Bühne entfacht.

Jacobs dirigiert zum ersten Mal nicht eines seiner angestammten Ensembles, sondern – wohl aus ökonomischen Gründen – die neue belgische Formation B’ROCK (dummer Name !), die sich,trotz erkennbarer Klassensunterschiede wacker schlägt. Der Meister selbst wurde von vielen Musikologen für seine in ihren Ohren allzu üppige Instrumentierung kritisiert, aber das sind ja bekanntlich immer Geschmacks- bzw. Glaubensfragen.

Gesungen wird auf alle Fälle tadellos. Allen voran von Bejun Mehta, dem derzeit unangefochtenen Countertenor-Champion . Doch auch Sophie Karthäuser (Angelica), Sunhae Im (Dorinda), Kristina Hammarström (Medoro) und Konstantin Wolff (Zoroastro) stehen ihm an Verzierungskunst und intensiver Rollengestalt nur um wenig nach.

Pierre Audis Inszenierung in den Bühnenbildern von Christof Hetzer geht sich nicht ganz aus . Den Brandstifter Orlando als Feuerwehrmann zu verkleiden – schaut zwar nicht schön aus, aber soll sein. Die Handlung optisch sozusagen rückwärts zu erzählen – nicht ganz leicht dechiffrierbar, aber zumindest verstandesmässig nachvollziehbar. Ein verbranntes Haus auf der Bühne, das sich im Laufe der Akte wieder in ein nigelnagelneues verwandelt – an und für sich eine kluge Metapher und ein schönes Bild. Aber was hilft das alles,wenn die Sängerinnen und Sänger nicht wirklich miteinander interagieren, sondern ihre bravourösen Arien dann doch wieder nur frontal ins Publikum abliefern ?

Fazit: kein Sternstunde der barocken Oper,aber eine willkommene und insgesamt gelungene Begegnung mit einem raren Werk des Händelschen Oeuvres.

 Robert Quitta,Brüssel

 

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