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Bruno Haberzettl: KARIATUREN AUS 25 JAHREN

24.12.2019 | buch, CD/DVD/BUCH/Apps

Bruno Haberzettl:
KARIATUREN AUS 25 JAHREN
KRONE BUNT
184 Seiten, Verlag Ueberreuter, 2019

„Immer humorvoll, niemals verletzend“ nennt Christoph Dichand, Chefredakteur der „Kronen Zeitung“, die Karikaturen von Bruno Haberzettl, die seit einem Vierteljahrhundert wöchentlich in der „Krone Bunt“-Beilage erscheinen. „Nie verletzend“ ist sicher kein Urteil, dem der Betrachter beistimmen kann, wenn er sich – mit höchstem Vergnügen! – durch die Haberzettl-Karikaturen blättert, die nun zwischen Buchdeckeln zu betrachten sind. Parallel zeigt das Karikaturmuseum Krems bis zum März 2020 eine Ausstellung über den Künstler, dem man Harmlosigkeit bestimmt nicht nachsagen kann. Sokol, Haderer oder Deix lassen da absolut als geistige Väter des 1965 geborenen Niederösterreichers grüßen.

Haberzettl selbst befindet: .„Eine gute Karikatur sollte meiner Meinung nach Emotionen hervorrufen. Im Idealfall auch den Zorn der Karikierten. Das kann mitunter auch zu aggressiven Reaktionen führen, aber das sollte der Karikaturist schon aushalten können.“ Ja, man kann sich den Zorn bestimmter Personen gut vorstellen, wenn man etwa ein wenig in die Vergangenheit blättert und sieht, wie gnadenlos Haberzettl etwa Wolfgang Schüssel auf die Schaufel genommen hat. Aber auch die jüngste Regierung hat es abbekommen – Kurz im Königspurpur auf dem Thron, Strache als blauer Narr daneben… (Mit großer Nase und großen Ohren ist Kurz auch als Wüstenprediger zu erleben.)

Haberzettl hat Politik und Politiker im besonderen im Visier, heimisch und international, ist aber auch punktgenau österreichisch-zeit- und gesellschaftskritisch: Die Affen, die in ihre Smartphones blicken, sprechen im Titel über eingesparte Bildung… Und auch, wie Herr und Frau Österreicher bei ihm oft aussehen, ist vernichtend. Aktuelle Tagesthemen werden immer wieder ätzend aufgenommen.

Weltpolitik und Weltprobleme kommen auch an die Reihe: Die arme Greta sitzt mit ihrer Aufforderung für Klimaschutz arm und klein zwischen grauen Herren mit Aktentaschen, die die Namen großer Konzerne tragen. Wenn sich beim „Urlaub am Meer“ ein riesiges Ungetüm aus Müll auftut, das aus dem Wasser steigt, dann bekommt dies eine unheimliche Dimension und geht über den schlichten Begriff „Karikatur“ hinaus.

Haberzettl hat ein besonderes Anliegen. Er haßt die Jagd, und darum ist seinen abgründigen Kommentaren  zu diesem Thema das abschließende Kapitel des Buches gewidmet. Außerdem erfährt man noch, mit welchem Aufwand die „Bilder“ des Künstlers entstehen: Die sind nicht mit schneller Feder schnell hingeworfen, das sind vorskizzierte, grundierte, mit Acrylfarben sorglich ausgefertigte Werke. Und manche darunter sind inhaltlich und formal Kunststücke für sich.

Renate Wagner

 

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