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BRÜNN/ Janacek-Festival: VEC MAKROPULOS & KATJA KABANOVA

27.11.2012 | KRITIKEN, Oper

BRNO (JANACEK FESTIVAL): VEC MAKROPULOS und KATIA KABANOVA am 23. und 25.11.2012

 Mit zwei gewaltigen Paukenschlägen ist das diesjährige Janacek Festival in Brünn dieses Wochenende ausgeklungen.


Vec Makropulos. Foto: Nationaltheater Brno

Zuerst riss das Gastspiel des Staatstheater Nürnberg mit VEC MAKROPULOS das Publikum zu Begeisterungsstürmen hin. Robert Carsens Inszenierung war zwar schon in Strasbourg und Venedig zu sehen gewesen, aber das machte überhaupt nichts, weil sie erstens ein genialer Wurf ist und zweitens somit auch schon bestens eingespielt wirkte.

Wie so oft fasst Carsen dieses Werk als Parabel über das Theater, mehr noch,  als über die Ewigkeit auf.

Noch während des Vorspiels trinkt Elina Makropulos den verhängnisvollen Jugendtrank, durchschreitet die ganze Tiefe der Bühne, verschwindet durch einen roten Vorhang in einem imaginären Opernhaus und kommt dann blumenbeschenkt, aber in einem anderen Kostüm aus einer anderen Zeit wieder. Dieser Vorgang wiederholt sich etliche Male.Ein starker Einstieg, ein schönes Gleichnis auf die ewige Wiederkehr des ein wenig anderen Gleichen.

Der erste Akt spielt in einem grauen, neonbeleuchteten Archivambiente ,der zweite in einer überzeichneten chinesischen Szenerie, die das Bühnenbild einer Turandot-Aufführung darstellen könnte, der dritte in E.M.s Theatergarderobe zwischen Koffern, Kostümen und Requisiten. Den letzten Auftritt hat die über 300jährige Sängerin, die sich Elian MacGregor, Emilia Marty etc.etc .genannt hatte, dann zwar glatzköpfig, aber wieder im Kostüm der Elina Makropulos aus der Zeit Rudolf II.

Ein sehr schönes, sehr schlüssiges Konzept, das von einem grossartigen Ensemble blutvoll zum Leben erweckt wird. Allen voran die russische Sängerin Zhanna Afanasieva,die spielerisch wie gesanglich souverän das Kunststück schafft, ihre berühmten und legendären Rollenvorbilder vergessen zu machen. Aber auch alle anderen, darunter Michael Putsch (Albert Gregor) und Kurt Schober (Jaroslav Prus) glänzten unter der Stabsführung von Michael Bosch.

Wie schon gesagt: grosser einhelliger Jubel.


Katia Kabanova., Katia ubd die Wolga.  Foto: Nationaltheater Brno

Zum Abschluss des 10tägigen Festivals gab es dann im wunderschönen (Fellner und Helmer’schen) Mahen-Theater eine KATIA KABANOVA in der Inszenierung von Harry Kupfer.

Der Altmeister hatte sich von seiner ehemaligen Primadonna, Miranda van Kralingen, die jetzt künstlerische Leiterin der Opera Zuid in Maastricht ist, noch einmal „aus der Pension hervorholen lassen „. Und siehe da, er hat sein Handwerk nun wahrlich nicht verlernt. Im Gegenteil. Fast scheint es, als hätten die sicherlich reduzierten Produktionsbedingungen einer südniederländischen Tourneeopernkompagnie ihn und seinen (sonst oft zu Gigantomanie neigenden) Bühnenbildner Hans Schavernoch zu höherer Konzentration, zu grösserer Kompaktheit angetrieben.

Ein Telegraphenmast, ein mit (Kunststoff-)Schlamm bedeckter Bühnenboden, ein weisser Prospekt im Hintergrund, der immer wieder von einem schwarzen bedeckt wird, ein paar „verwortackelte“ Möbel…Aus.

In dieser (Seelen-)Landschaft entfacht Meister Kupfer aber seine Künste der Personenführung vom Feinsten. Hier sind nun wirklich keine „Vokalidioten“(copyright Walter Felsenstein) zu sehen, sondern perfekte Menschensängerdarsteller. Man erlebt ja wirklich (allzu) selten, dass alle, ausnahmslos alle Protagonisten einer Produktion wissen, was sie da tun, was sie da singen und auch alle – und das miteinander ! – s p i e l e n.

Da Kupfer, wie er selbst sagt, hier auch seinen oft kritisierten Hang zur übertriebenen Motorik im Zaum gehalten hat, ist man diesmal von der ersten bis zur letzten Sekunde ohne Einwände gebannt.


Katia Kabanova. Boris, Telegraphenmast, Katia. Foto: Nationaltheater Brno

Natürlich auch, weil sich die musikalischen Qualitäten auf dem Niveau der inszenatorischen befinden.

Auch hier wieder eine umwerfende Hauptdarstellerin: Johanni van Oostrum als Katia,überzeugend in allen Facetten dieser zerrissenen Persönlichkeit. Ihr ebenbürtig Bernhard Berchthold (Boris) und Opera Zuid-Chefin Miranda van Kralingen als böse Schwiegermutter.

Nicht enden wollender Jubel auch an diesem Abend, im Bewusstsein.  Zeugen zweier Janacek-Sternstunden geworden zu sein.

 Robert Quitta,Brno

 

 

 

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