BRÜNN – ELEKTRA Premiere
Brünn: Elektra Premiere 18. 5. 2012
Elektra (Janice Baird) und Chrysothemis (Adriana Kohútkova). Foto: Jana Hallova
Musik von Richard Strauss ist in Brünn für Orchester, Chor und Publikum ein seltenes Erlebnis. In den Jahren nach der Wende 1989, gab es bereits vor Jahren, nur die Salome, als einziges Werk des Meisters, auf der Bühne des Nationaltheaters. Nun kam die Elektra als letzte Saisonpremiere heraus. Allerdings sehr gut vorbereitet.
Der frühere Operndirektor Rocc (ein Künstlername), seit Herbst 2011 in gleicher Position in Prag, besorgte Regie, Bühne und Kostüme. Er macht moderne Inszenierungen mit intensiver Personenführung, die Ausstattung ist stets ästhetisch. Die Bühne ist weder vollgemüllt, noch tragen die Sänger Fetzen. Es gibt keine trist-schwarze Bühne, sondern es dominieren Farben, es gibt phantastische Kostüme, die keiner Zeit direkt zuzuordnen sind. Dem Auge wird viel geboten. Auf der Bühne stehen vier hohe, große Quadern, die je nach Beleuchtung (diese ist ganz vorzüglich) golden oder schwarzblau glitzern und eine wahrhaft königliche Wirkung erzeugen.
Chefdirigent Caspar Richter erzeugt mit dem intensiv spielenden Opernorchester eine großartige Klangwirkung mit hinreißender Wirkung. Die Musiker spielen als wäre dieser Komponist ihr tägliches Brot. Der gründlich von Pavel Koňárek einstudierte Chor sang sehr gut, auch wenn das Deutsch manchmal einen etwas „böhmisch“ klingenden Akzent hat.
Für die Premierenserie leistet sich das Haus die in allen großen Häusern (auch an der Staatsoper) aufgetretene Janice Baird. Sie eroberte sich das Publikum sozusagen im Sturm. Ab der Wiedererkennungsszene erreichte sie bis zum Finale eine absolute Höchstform. Sie identifizierte sich völlig mit der Rolle und zog alle in ihren Bann. Die Orchesterwogen machten ihr keinerlei Probleme (allerdings nahm der Dirigent auch Rücksicht auf die Sänger). Ihre Stimme erhob sich über die Klangmassen. Als Chrysothemis überzeugte Adriana Kohútkova ganz besonders, weil ihre Stimme in den Höhen leuchtend „aufgeht“ und so richtig strahlt. Das macht die Wirkung vieler Strauss’scher Sopranrollen aus – wenn das gelingt. Sie hat diese Gabe, spielte intensiv und konnte damit den ganz unterschiedlichen Charakter im Vergleich zu ihrer Schwester Elektra darstellen. Die ihrer Schwester so verhasste Mutter Klytämnestra war Helena Zubanovich anvertraut. Sie kann sowohl die selbstbewusst-herrscherliche Haltung einer Königin, als auch die verzweifelt die Liebe ihrer Tochter Suchende, darstellen. Sie singt dazu in überzeugender Weise Derzeit ist sie in Brünn auch noch als Ježibaba in der Rusalka eingesetzt.
Elektra (Janice Baird) und Klytämnestra (Helena Zubanovich). Foto: Jana Hallova
Mit mächtiger Stimme überzeugt Jakub Kettner den Orest. In seinem Auftreten und in seiner Haltung wirkt er wie ein Räuberhauptmann (Orest war wohl auch so etwas Ähnliches). Die kurze Rolle des Ägisth sang Ivan Coupenitch. Sängern der kleineren Rollen sei pauschal Lob gespendet.
Nach dem letzten Ton erhob sich wahrhaft ein gewaltiger Beifall mit zahlreichen Bravos, einerseits für den Dirigenten und das Orchester, anderseits für die drei Damen Baird, Kohútková und Zubanovich. Diese Produktion ist einen Besuch in Brünn wert.
Martin Robert BOTZ
Ps: Die restlichen Termine der Premierenserie: 20., 27. Und 30. Mai