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BRÜNN: DON GIOVANNI. Premiere

18.05.2013 | KRITIKEN, Oper

Brünn: DON  GIOVANNI“        Premiere am 17. 5.2013


Aleksandra Buczek und Kornel Maciejowski. Foto: Jana Hallova

Mozart zu inszenieren ist alles andere als leicht. In den letzten Jahren gibt es genügend Beispiele dafür, gerade auch in Wien. In Brünn wagte man nun den großartigen „Don Giovanni“ als letzte Saison-Premiere.

Bruno Berger-Gorski  fúhrte Regie, die Ausstattung ist eher traditionell (Bühnenbild Daniel Dvorak). Es handelt sich um eine Co-Produktion mit Lucca und Bergamo, die in beiden Städten bereits erfolgreich zur Aufführung gelangte.  Wie Projektionen zeigen, wurde die Handlung nach Venedig verlegt und spielt in einer der berühmten Brenta-Villen. Szenenwechsel erfolgen schnell. Nur das Licht ist fast immer gleichbleibend, so auch in der Szene, wo drei Paare in einem Palasthof zusammentreffen und Leporello und Elvira in der Dunkelheit keinen Ausgang finden – da ist es ganz hell. Vor allem die Damen (Elvira und Zerlina) sind recht schlagkräftig im Austeilen von Ohrfeigen. Allgemein aber, war die Regie und Personenführung gut gelungen. Sehr eindrucksvoll die Szene Komtur-Giovanni zum Finale. Schwarz und weiss dominieren, nur zum Fest trägt Giovanni einen roten Frack. Die Produktion wird sicherlich beim Publikum viel Gefallen finden.

Der Musikchef Peter Feranec dirigierte das sehr engagierte Orchester. Zwischenbemerkung: in der Staatsoper ist man den phantastischen Klang der philharmonischen Streicher gewohnt, in Brünn dominieren eher die Bläser. Es wurde die Prager Fassung gespielt, also ohne das „dalla sua pace“ des Ottavio und das „Mi tradi“ der Elvira – eigentlich schade um diese wunderschönen Nummern. Die Vorstellung endete mit der Höllenfahrt des Don Govanni, ohne das Schlusssextett. Das wirkt ungewohnt und eigenartig.

Überall gelingt es nur selten eine durchwegs exzellente Besetzung einer Mozart-Oper zusammenzustellen. Diesmal muss man an erster Stelle Svatopoluk Sem als Don Giovanni nennen. Er besitzt eine ausdrucksvolle, recht virile Stimme, sehr schön durchgebildet, sängerisch bestens. Sein Timbre ist für die Rolle passend. Er war wirklich die Nummer 1 unter der Sängerschar. Sein Diener Leporello kommt in der Bewertung an die zweite Stelle, es war Gustáve Beláček. Auch er besitzt eine eidrucksvolle Stimme, kann Mozarts Linien singen. Leider ist seine Tiefe eher schwach ausgebildet. Er ist darstellerisch gewandt und spielt einen selbstbewussten Diener, der mehr ein Kumpan als Untertan des Giovanni ist. Mit Elvira ist er keineswegs schüchtern. Die Revolution ist nicht mehr weit.

Sehr imposant wirkt Zdeněk Plech als Komtur. In der Friedhofsszene und bei der Höllenfahrt ist seine Stimme hohl verstärkt. Im Singen ist er jedenfalls sehr gut. Um noch bei den Herren zu bleiben: als Don Ottavio hörte man Kornel Maciejowski. Er hat eine angenehme Stimme und singt auch gut, aber es hört sich an als hätte er etwas in der Kehle stecken. Er verlor leider sein „Il mio tesoro“, womit viele Sänger brillieren können.

Die Damen: voller Dramatik war Aleksandra Buczek als Donna Anna, manchmal fast explosiv. Sie war sehr beeindruckend, sie kann aber nur schwer eine reine Mozart-Linie halten, weil ihre Stimme ausufert. Ebenfalls voller Dramatik war die Donna Elvira der Daniela Strakova-Šedrlová.
Sie sang mit großer Vehemenz und überzeugte. Sie hat einen Schwachpunkt, wenig Volumen in den tiefen Tönen. Da wird sie fast unhörbar. Schade dass ihr das „Mi tradi“ gestrichen wurde.

Das Hochzeitspaar Zerline Masetto war sehr passend und gutstimmig mit Andrea Široká und David Nykl besetzt. Beiden gelang es sehr gut ihre Aufgaben in der Darstellung und Gesang zu erfüllen, auch die Arien gelangen durchwegs gut.

Im Ganzen wird diese Produktion, so denke ich, beim Publikum gut ankommen, viel Gefallen finden und oftmals das Haus füllen.

Martin Robert BOTZ

 

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