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BRÜNN: DAS WUNDER DER HELIANE – Premiere

28.09.2012 | KRITIKEN, Oper

Brünn: DAS WUNDER DER HELIANE Premiere  27. 9.2012


Foto: Nationaltheater Brno

Trotz vieler Opernjahre war das die erste Begegnung mit diesem Werk Korngolds. In der Hitlerzeit verboten, widerfuhr dem Komponisten auch nach 1945 keine wirkliche Neubelebung, weil er dem damals florierenden, seriellen Stil nicht entsprach. In einer Koproduktion mit dem Pfalztheater Kaiserslautern war das die Brünner Premiere. Das Geburtshaus von Erich Wolfgang Korngold liegt ganz nahe zum Opernhaus.

Kurz zum Inhalt: in den Jahren der UA 1927 in einer Diktatur jener Zeit, in einem Land ohne Freude, kann der Herrscher nicht die Liebe seiner Frau erringen. Da kommt ein Fremder in dieses Land und verbreitet Liebe und Hoffnung. Er wird darum eingekerkert und zu Tode verurteilt. Dann aber verspricht ihm der Diktator die Freiheit, wenn er seine Frau Heliane dazu bringt, ihren Mann zu lieben. Natürlich verlieben sich die beiden lichten Seelen. So wird auch sie zum Tode verurteilt. Er wird ermordet, nur, wenn sie den Fremden wieder zu Leben erwecken könne, bekämen beide die Freiheit. Auch sie wird zum Tod gebracht. Da aber geschieht eine Verwandlung, die Szene verändert sich, in hellem Licht kommt der Fremde, ganz in Weiß, er richtet sie auf. In einem großen, hymnischen Duett der beiden schreiten sie ins Reich des ewigen Lichtes und der Liebe.

Die Musik zu dieser Oper ist noch eine Steigerung der bekannteren „Toten Stadt“. Große, expressiv aufrauschende Orchesterwogen und Klangentladungen, durchaus mit leiseren Passagen, kennzeichnen die Musik Korngolds. Die reine Spielzeit beträgt 3 Stunden und der 3. Akt erfährt immer mehr eine hymnische Steigerung. Die Musik ist farbig, sehr gut instrumentiert, hält immer die Spannung und hat etwas Rauschhaftes, vergleichbar mit Schreker und den späteren Werken von Richard Strauss, z. B. der „Daphne“.

Heinz Lukas-Kindermann führte die gut durchdachte Regie (nach Johannes Reitmeier) und brachte die Spannung der Handlung gut auf die Bühne. Der Brünner Intendant Daniel Dvořák entwarf die Szene mit einer Art von Fabrikshalle jener Zeit. Die Kostüme von Thomas Dörfler sind zeitlich nicht genau einzuordnen.

Das Orchester und der Chor (Pavel Koňárek) sind von überdurchschnittlicher Qualität (im Vergleich zur Volksoper liegen sie um Längen voraus). Der neue Musikchef der Brünner Oper, Peter Feranec, gab sein Debut und fand ganz zu Recht gleich große Zustimmung des Publikums. Dieses Werk war ja auch weit mehr als eine Meisterprüfung für einen Dirigenten. Mit einer besten Einstudierung und Disposition des Abends und mit einer klaren Führung der Sänger verdiente er sich das beste Zeugnis. Zuletzt war er der Musikchef des zweiten St. Petersburger Opernhauses, des Michailovsky-Theaters. Auf sein Wirken in Brünn kann man sich freuen.

Große Freude bereitete auch Sally du Randt als Heliane mit einer fabelhaften Leistung in dieser extrem schweren Rolle, die einer Sängerin alles abverlangt. Sie besitzt das richtige helle, reine Timbre für diese Frau. In den voll erreichten Höhen blüht und leuchtet ihre Stimme so richtig auf. Ihr Singen klingt immer schön und man merkt nie Mühe und Anstrengung. Sie singt ohne Ermüdung. Mit einem Wort, bewundernswert! Zudem hat sie ein etwas scheues Wesen im Spiel, was gut zur Rolle passt.

Norbert Schmittberg hat eigentlich eine gute Stimme für den Fremden. Er tut sich aber schwer in den zahlreich verlangten Höhenpassagen. Es sind nicht nur einzelne hohe Töne, sondern immer wieder lange Passagen in einer fast extremen Höhenlage zu singen und da verliert seine Stimme ganz stark an Volumen. Er schafft es, aber wie beschrieben, nur mit begrenztem Volumen.

Den Diktator verkörpert Derrick Lawrence mit einer durchaus guten Leistung. So etwas wie ein Ass im Ensemble der Brünner Oper ist die vielseitige Jana Wallingerová. Diesmal singt sie die dämonische Rolle der Botin, mit großem Einfluss auf den Diktator, dessen Geliebt sie auch ist.

In guter Hausbesetzung waren die restlichen Rollen: Jan Štava/Pförtner; Ivan Choupenitch/junger Mann; Zoltán Korda/Schwertrichter, sowie die sechs Richter Petr Leviček, Petr Cisař, David Nikl, Tomaš Krejčirik, Pavel Kamas, Jiri Klecker.

Das Publikum erfreute sich an einem unbekannten Werk. Ganz große Zustimmung fanden Sally du Randt und er Dirigent Peter Feranec. Es war ein großes Erlebnis!

Martin Robert BOTZ

 

Eine kaum wiederkehrende Gelegenheit dieses Werk zu erleben! Weitere Termine sind: 30. 9.; 26. 10. und 20. 11.

 

 

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