Brno/Janáček Theater
29.04.2023: „BALLET GALA“. – Tanzfest zum internationalen Tanztag
Der Internationale Tanztag wurde im Janáček Theater in Brno mit einem wahren Tanzfest gebührend begangen, feierte das NdB-Balet doch diesen Anlass mit einem speziellen Gala-Abend mit internationalen Gästen. Im ausverkauften Narodni Divadlo Brno gaben sich daher die hauseigene Compagnie und zahlreiche Gäste aus dem In- und Ausland ein tänzerisch hoch anspruchsvolles Stelldichein in einem wahren Feuerwerk an spektakulären Sprüngen und Pirouetten, getragen vom Jubel und Beifall des Publikums. Moderiert wurde von Mário Radačovský, dem künstlerischen Leiter des Balletts des Nationaltheaters Brno, der sowohl auf tschechisch als auch für die vielen internationalen Gäste in englischer Sprache in launigen Worten durch die Vorstellung führte.
Temperamentvoll und technisch perfekt: Michal Krčmář und Yolanda Correa im Pas de deux aus „Don Quijote“ © Ctibor Bachraty
Im Programm gab es viel Zeitgenössisches zu sehen, aber es waren auch einige Pas de deux aus den bedeutendsten Ballettklassikern angesetzt. Vom Ballett der Bukarester Nationaloper kamen drei Beiträge. Robert Enache, der mit Partnerin Rin Okuno heuer im Februar in Salzburg bei der 12. Internationalen Charity-Ballettgala aufgetreten war, eröffnete hier den Abend zunächst mit Erina Yoshie mit einem voll Verve getanzten Pas de deux aus „Flammen von Paris“ (Choreografie: Vasilij Vainonen, Musik: Boris Asafjev). Der virile Tänzer trat danach noch im Schwarzen Schwan-Pas de deux aus „Schwanensee“ in der Choreografie von Marius Petipa zur Musik von P.I. Čajkovskij mit Rin Okuno auf – funkensprühend war hier die Anziehungskraft der schönen Unbekannten zu spüren, die den Prinzen in ihren Bann zog. Cristina Dijmaru und Bogdan Canila – ebenfalls vom Ballet of Bucharest National Opera – beeindruckten im technisch schwierigen Pas de deux aus „Diana und Akteon“ zur Komposition von Césare Pugni in der Fassung von Agrippina Waganova. Vor der Pause gab es mit einem Pas de deux aus „Don Quijote“ (Choreografie: Marius Petipa; Musik: Ludwig Minkus) noch ein weiteres tänzerisches Highlight: Michal Krčmář, als bester international reüssierender tschechischer Tänzer angekündigt und im Finnish National Ballet Helsinki engagiert, machte mit seiner temperamentvollen wie künstlerischen Darbietung gemeinsam mit der spritzig tanzenden Yolanda Correa vom Norwegischen National Ballett Furore: während er leichtfüßig auch die technisch schwierigsten Sprünge zeigte, gefiel sie mit fulminanten Fouettés und flinker Fußarbeit, dazu gab es noch feines Partnering und lang gehaltene einarmige Hebungen. Als finaler Höhepunkt folgte ein weiteres grandioses Glanzstück: fulminant Vadim Muntagirov mit Fumi Kaneko (beide: Royal Ballet London) im Pas de deux aus „Le Corsaire“, wieder in der Choreografie von Marius Petipa und zu Musik von Riccardo Drigo.
Phänomenale Sprünge: Vadim Muntagirov in seiner Variation aus „Le Corsaire“ © Ctibor Bachraty
Stilistisch vielfältig gestalteten sich die Auftritte aus zeitgenössischen Piecen. Als Gäste vom National Theatre Prague tanzten Nikola Márová und Danilo Lo Monaco das „Mask Duett“ von Douglas Lee zu einer Komposition von Antonio Vivaldi: beide gefielen durch ihre sehr stimmige wie harmonische tänzerische Umsetzung. Hatten im ersten Teil Momona Sakakibara und Shoma Ogasawara (beide mit 1. Februar im NdB-Ballett zu Solisten avanciert) mit ihrem hinreißend getanztem Pas de deux aus „Harlekinade“ (Choreografie: Fjodor Lopuchov, Musik: Riccardo Drigo) das Publikum entzückt, so sorgten auch die weiteren Stücke dargeboten vom Ballett des Nationaltheaters Brno für viel Applaus. Im Balkon-Pas de deux aus „Romeo und Julia“ zur Komposition von Sergej Prokofjev tanzten Klaudia Radačovská und Arthur Abram in der Version von Mário Radačovský. Beiden gelang es auf der leeren Bühne ganz großartig in dieser Schlüsselszene zu überzeugen und glaubhaft die stürmischen Emotionen zu vermitteln; indem sie sich, durchdrungen von ihrer strahlenden Liebe, glückselig ihre gegenseitigen Gefühle eingestehen. Von Mário Radačovský war noch eine weitere Kreation vertreten: Thoriso Magongwa berührte im sensibel getanzten Männer-Solo „Dying Swan“ zur bekannten Melodie von Camille Saint-Saëns.
Seit kurzem gibt es mit der Jugendcompagnie NdB 2 ein vielversprechendes Nachwuchs-Ballettensemble, das mit eigenen Aufführungen im Divadlo Reduta am Krautmarkt auftritt. Als eines der ältesten heute noch in Betrieb befindlichen Theater Europas, wird die Reduta seit den 1660er Jahren regelmäßig bespielt (u.a. trat der elfjährige Wolfgang Amadeus Mozart mit seiner Schwester Nanerl dort auf). In der wechselvollen Geschichte des Hauses – mehrfach abgebrannt und stets wieder neu errichtet – dient es seit 2005 nach einem weiteren Umbau als dritte Spielstätte des Brünner Nationaltheaters. Im Rahmen dieser Ballett-Gala gab das NdB 2 sein Debut im Haupthaus. Fünf Tänzerinnen und fünf Tänzer demonstrierten ihr Können in „Pampúšik“ von Margaréta Štofčiková zu einer Musik-Collage von The Haxan Cloak und Kishi Bashi. Die Hauptfigur im Märchen vom Pfannkuchen heißt auf Slowakisch Pampúšik und in Abwandlung davon geht es hier in einer dynamischen Bewegungssprache mit unterschiedlichen Formationen und Konstellationen um das Anderssein als die Gruppe.
Die begeisterten Zuschauenden spendeten langanhaltenden Applaus und es gab Standing Ovations.
Ira Werbowsky