Bratislava: „Maria Theresia“ von Roland Baumgartner – 11.10.2012 – Bemerkenswerte Uraufführung!
Welche Freude, über ein so gelungenes Projekt berichten zu dürfen! Kurz gesagt: gute Musik von Roland Baumgartner, einem Schüler von Leonard Bernstein, gebürtig aus St.Pölten, wohnhaft im Weinviertel, komponiert auf ein ebenfalls gutes Libretto von Rainer Lewandowski, einem Deutschen,
der sich erstaunlich sicher in altösterreichischen Gefilden bewegt und ein Kapitel behandelt, in dem Pressburg eine wesentliche Rolle spielt. Und das alles in einer gut gewählten Regie von Laco Adamik und mit Bühnenbildern von Barbara Kędzierska und mit besonders auf die damalige Zeit abgestimmten Kostümen von L’udmila Várossová (besonders gut, wenn ich mich an die traurige Römerausstattung im „Coriolanus“ vor 1 Monat erinnere).
Aber der Reihe nach. Das Stück (in einem Prolog und 3 Akten) behandelt die Jugend der Maria Theresia. Zuerst ihre Geburt, das Kennenlernen von Franz Stefan, im 2.Akt die vom Kaiser verordnete lokale Trennung bis zur Heirat in der Wiener Augustinerkirche. Im 3.Akt stirbt Kaiser Karl VI., die Nachricht vom Einfallen Friedrichs II. von Preußen, um Schlesien zu erringen, trifft ein, der Krieg wird durch ein umfangreiches Ballett mit einer Tödin effektvoll (Choreographie: Jaroslav Moravčík) dargestellt. Danach reist die Kaiserin nach Pressburg, um mit dem kleinen künftigen Josef II. um die Unterstützung der ungarischen Stände zu bitten. Den Schluss der Oper bildet die Krönung zur ungarischen Königin im Martinsdom in Pressburg. Und wenn jetzt jemand sagt, dann habe sie ja noch fast 4 Jahrzehnte geherrscht, dann ist zu sagen, ein Text für einen 2.Teil ist auf Grund des großen Erfolges bereits im Entstehen.
Die Musik ist modern, etwa ab Richard Strauss angesiedelt, je nach Thematik. Das Konventionellste sind noch die Jagdchöre „Halali“, aber großatrtig, wahrscheinlich auch , wenn einzeln aufgeführt, wirkungsvoll sind das zweimalige „Sanctus“ und das „Ave Maria“ bei Hochzeit und Krönung. Besonders das „Ave Maria“ könnte ich mir vorstellen, in Abwechslung zu jenem aus „Otello“ bei Hochzeiten u.ä. aufzuführen. Einen Klavierauszug? Wo ist der Verlag, der ihn herausbringt? Gleiches gilt für das wunderschöne Wiegenlied, das Maria Theresia dem kleinen Josef singt.
Weitere Höhepunkte sind die Liebesduette, die teilweise terzenselig erklingen. Neu ist die gute Idee, dass man Liebesduette auch räumlich getrennt beim Briefeschreiben auf verschiedene Texte singen kann – herrlich. Überhaupt liegt mir das Sujet wahrscheinlich wegen des heimatlichen Bezuges näher als Opern aus der Belcanto-Zeit, die am englischen Königshof spielen.
Streitigkeiten zwischen Slowaken und Ungarn aus dem 20.Jh. sind klug umschifft und somit hat die Oper auch eine eminente Bedeutung für Europa oder auch für die CENTROPE-Region. Sie wurde kurz nach der Pressburger Uraufführung am 14. Oktober in Szeged/Ungarn ebenso erfolgreich aufgeführt und ich möchte sie auch in Wien hören, wo ja die Oper zur Hälfte spielt.
Der junge Dirigent Marián Lejava hat alles gut im Griff: das gut bestückte Orchester, den häufig eingesetzten Chor (bestens einstudiert von Chormeister Pavol Procházka) und die etwa 20 Solisten der großen und kleinen Rollen. Für die wichtigsten Rollen gibt es mehrere Besetzungen.
Am Premierenabend waren dies: Maria Theresia Luisa Albrechtová. Sie muss abwechselnd lyrisch als liebende Frau und heroisch als kämpfende Kaiserin sein und diese Verbindung gelingt ihr sehr gut. Franz Stefan wurde mit hellem Tenor von Tomás Juhás verkörpert. Er beherrscht die Bühne, wenn er auf ihr steht. Karl VI.ist Theodore Coresi mit einem profunden Bass. Besonders die Sterbeszene hat sehr beeindruckt.. Tiefere Frauenstimmen haben Kaiserin Elisabeth – Jitka Sapara-Fischerová und die aus der Geschichte bekannte Gräfin Fuchs – Denisa Šlepkovská. Unter den anderen Rollen mit teilweise sehr bekannten Namen (wie Batthyany, Bartenstein, Palffy) fällt besonders der spanische Herzog von Tormes – Ondrej Šaling auf, der in einer Sitzung des geheimen Rates die Weltlage aus der Sicht Spaniens mit strahlendem Tenor und in zündenden spanischen Rhythmen, leider viel zu kurz, berichtet.
Die vereinigten Bemühungen aller Beteiligten hatten sich gelohnt, der Premierenbeifall war beeindruckend und der Aufmarsch der Künstler zu dessen Entgegennahme gut geplant.
Hans Peter Nowak
P.S. Von Wien nach Pressburg braucht man mit dem Auto nur 1 gute Stunde. Doch Achtung: Während im Raum der Stadt keine Autobahnvignette
erforderlich ist, ist der kurze Abschnitt von Petrzalka zum Anschluss an die österr. Autobahn (ca. 2 km vignettenpflichtig). Das kostete uns Euro 50.-. Also entweder über Hainburg fahren oder eine Vignette kaufen. Ich emopfinde das als kulturelles Hindernis für den Opernbesuch und das sollte im Interesse von CENTROPE geändert werden. H.P.N.