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BRATISLAVA: DON GIOVANNI

05.05.2013 | KRITIKEN, Oper

04.05.2013 Bratislava/SND „Don Giovanni“

Bratislava ist allemal eine Reise wert, auch und vor allem, wenn es um die Oper geht. Das wissen die Wiener schon lange und stellten auch dieses Mal wieder einen guten Teil des Publikums. In einer sehr gelungenen Produktion (Regie: Jozef Bednarik, Bühnenbild: Vladimir Cap, Kostüme: Ludmila Varossova) wird das Drama um den unverbesserlichen Frauenhelden sehr gut dargestellt. Die Szenen wechseln rasch und reibungslos durch ein praktikables Bühnenkonzept mit einfachen Umbauten. Es stört weder eine Überfülle an Mobiliar, noch völlige Leere, die Szenerie bildet einen idealen Hintergrund für die Handlung. Auch die musikalische Umsetzung ließ kaum Wünsche offen, für das kleine Haus war das Orchester in sparsamer Besetzung ideal, der Dirigent Dusan Stefanek war ein aufmerksamer Begleiter des durchwegs guten Ensembles.

An der Spitze des Ensembles ist Ales Jenis in der Titelrolle zu nennen, sein kerniger, wohlklingender Bariton passte bestens, auch im Spiel wirkte er stets glaubwürdig. Auch Gustav Belacek, sein Diener Leporello, war ein Turm in der Schlacht. Auch hier war genug Kraft und Spielwitz vorhanden, wie es die Rolle erfordert. Ein mächtiger Bass stand mit Jan Galla als Komtur zur Verfügung. Grausig schön stand er dann als steinerner Gast auf der Bühne, ohne den Missetäter zur Reue bewegen zu können. Donna Anna (Linda Ballova) war mit viel Einsatz und Schärfe in der Stimme am Werk, vielleicht wäre hier etwas weniger mehr gewesen. Eva Hornyakova sang die Elvira mit kräftigem und wohlklingender Sopran, sie war von den Damen die beste. Jana Bernathova war eine recht ordentliche Zerline, in einem größeren Haus wäre die kleine Stimme aber rettungslos verloren. Ein wenig enttäuschend war der Don Ottavio des Abends, Ondrej Saling, die schmale Stimme bereitete in keiner Höhenlage ungetrübtes Vergnügen. Selbst wenn diese Rolle wie immer im Schatten der anderen stehen musste, an der Verbreitung von Wohlklang hatte ihn niemand gehindert. Der Masetto war bei Martin Mikus in guten Händen. Trotz der Einwände, viele renommierte Opernhäuser bieten dieses Werk in wesentlich schlechterer Qualität. Dem Publikum gefiel es, wenngleich man mit Applaus recht sparsam umging.

 Johannes Marksteiner

 

 

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