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BLINDENMARKT/ Ybbsfeldhalle: KONZERT FÜR ALLE mit Daniela Fally

Nationalfeiertag: „1. Konzert für alle“ in Blindenmarkt

Weltstar Daniela Fally krönte Festkonzert der Beethoven Philharmonie


Foto: Hannes Winkler

 Die 30. Saison der Blindenmarkter Herbsttage, die 1990 vom auch in Klosterneuburg mit Oper erfolgreichen Intendanten Michael Garschall als Operetten-Metropole des Mostviertels gegründet wurde, wurde seit der „Fledermaus“-Premiere am 4. Oktober mit den verschiedensten musikalischen und gesellschaftlichen Ereignissen würdig gefeiert. Nun stand einen Tag vor dem „Fledermaus“-Finale ein „Konzert für alle“ auf dem Programm, das tatsächlich bei freiem Eintritt stattfand und dadurch vor allem die Bürger aus dem Mostviertel in das Festspielhaus mit dem Namen Ybbsfeldhalle lockte, darunter sehr viele Kinder und Jugendliche, die so kostenlos mit wertvoller Unterhaltungsmusik konfrontiert wurden. Gut: Die Operette als musikalisches Kleinod kam an diesem denkwürdigen Vormittag nur sporadisch über die Rampe, die gebotenen Stücke allerdings gehören alle zum wertvollen und unverzichtbaren Bestandteil der Unterhaltungsmusik.

Mit der in Baden beheimateten Beethoven Philharmonie, die etwa als alljährlicher Klangkörper der Oper Klosterneuburg nicht mehr wegzudenken ist, wurde einmal mehr vom Linzer Allrounder Christoph Campestrini unter penibler  Beherrschung der verschiedenen Stilgattungen der Unterhaltungsmusik durch das Programm mit nicht weniger als 16 (!) Kompostionen geleitet.

Als charmante und werkkundige Moderatorin stand Marie-Claire Zimmermann den Musikern zur Seite. Die Sensation bescherte naturgemäß ein internationaler Star: die aus der niederösterreichischen Gemeinde Pottenstein stammende Koloratursopranistin Daniela Fally, deren Karriere in der Wiener Volksoper begann. Auch Blindenmarkt hat „die Fally“ bereits einmal beehrt. Diesmal, und das ist der Initiative von Intendant Garschall, Kommerzialrätin Hilde Umdasch als Präsidentin des Vereins der Freunde der Herbsttage Blindenmarkt und dem Sponsor – Rainer Kubicki von der Firma Creditreform – zu verdanken, sang Fally nicht weniger als vier Arien und zwei Duette, wobei als Bariton der junge, talentierte Lukas Johan zu hören war, den man in Blindenmarkt bislang nur einmal in Robert Stolz‘ Meisteroperette „Frühjahrsparade“ auf der Bühne sehen konnte.

Nach dem flotten, bisweilen stürmisch galoppierenden Klängen von Franz von Suppés Ouvertüre zur „Leichten Kavallerie“ und Pietro Mascagnis intensiv gespielten Intermezzo aus „Cavalleria rusticana“ ertönte aus der Kehle von Daniela Fally die wohl einprägsamste Arie aus Giacomo Puccinis „Gianni Schicchi“: „O mio babbino“. Schöner geht’s nicht.

Nach Wolfgang Amadé Mozarts Ouvertüre zu „Don Giovanni“ erklang jenes Duett zwischem dem Titelhelden und der naiven Bäuerin Zerlina, das den älteren Opernfreunden unter dem Text „Reich‘ mir die Hand mein Leben“ bekannt ist. Lukas Johan näherte sich als eigentlicher Frauenverführer seiner Partnerin mit baritonaler Noblesse, die auf die scheue Zerlina durchaus Eindruck machte.

Nach dem Ungarischen Tanz Nr. 1 von Johannes Brahms und dem von Daniela Fally nahezu artistisch zelebrierten Strauss-Walzer „G’schichten aus dem Wienerwald“ ertönte eine der eindruckvollsten Melodien Edward Elgars: „Pomp and Circumstance March Nr. 1“. Jacques Offenbach, Gründer der französischen Singspiele in seinem Theater „Bouffes-Parisiens“, war mit der berühmten Barcarole vertreten, die von seinen „Rheinnixen“ in den Giulietta-Akt der Oper „Hoffmanns Erzählungen“ übernommen wurde.

Und dann der absolute Höhepunkt des Abends: Daniela Fallys Koloratur-Meisterleistung als Puppe Olympia in Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen“. Kunstvolle Koloraturen werden von der „Puppe Daniela“ durch ab dem Auftritt perfekte Bewegungen unterstützt. Wenn dann die Mechanik auch die Stimme vernichtet, muß Maestro Campestrini die Technik wieder in Bewegung setzen. Wie schon heuer in der szenischen Aufführung im Stiftshof Klosterneuburg war auch diesmal die durch das entsprechende Köstüm erleichterte Nutzung aller vokalen und schauspielerischen Möglichkeiten, die Daniela Fally wie selbstverständlich ihr Eigen nennt, Anlass zu immensem Publikumsjubel. Ehe wir zu den vokalen Finalleistungen kommen, berichten wir noch über drei instrumentale Johann-Strauss-Werke, denen Campestrini und die Beethoven Philharmonie alle Facetten der kompositorischen Einfälle angedeihen ließen: dem Walzer „Wiener Blut“, dem nie endenden Charakterstück Perpetuum mobile und der Tik-Tak-Polka. In diesen Melodienreigen mischte sich überraschend auch eine Melodie von Leonard Bernstein mit dem Titel „Glitter and be gay“, womit Fally auch einem der bedeutendsten Komponisten und Dirigenten der USA ihre Reverenz erwies.

Nun kamen jene Melodien, die das Motiv des Vormittages vorweggenommen hatten, jedoch unter den Zugaben landeten: Das Duett Papageno/Papagena aus Wolfgang Amadés Mozarts „Zauberflöte“ war eine kunstvolle Mischung aus Komödiantik und harmonischem Gesang. Es ist schön, daß man in Blindenmarkt mit Lukas Johan einen jungen Mann als Partner der Daniela Fally fand, der durch die beiden Duette sicher an Persönlichkeit gewonnen hat. Seine Gesamterscheinung war ebenso bescheiden wie selbstsicher: ein Versprechen für die Zukunft.

Dann kam noch der gottlob unverzichtbare Radetzkymarsch des Vaters Johann Strauss sen., ein Musikstück, das kurioserweise alle Werke der gesamten Dynastie an Popularität überragt. Dazu animierten Dirigent Campestrini sowie das Sängerpaar Daniela Fally und Lukas Johan das Publikum zum traditionellen Mitklatschen.

Als Künstler und Publikum die Ybbsfeldhalle verließen, hörte man immer wieder den Satz: „Ich freue mich schon auf den 2. Oktober 2020, wenn mit dem ,Grafen von Luxemburg′ der 150. Geburtstag von Franz Lehár (geboren am 30. April 1870, gestorben am 14. Oktober 1948) unter dem Dirigat von Kurt Dlouhy nachgefeiert wird.

Ingo Rickl

 

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