Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

BLINDENMARKT/ Herbsttage: FRAU HOLLE – Familienmusical von Stanek & Brand

21.10.2024 | Allgemein, Operette/Musical

Gefeierte Premiere von „Frau Holle“ in Blindenmarkt am 20.10.2024

but1
Shlomit Butbul. Foto: Lukas Beck

Mit dem Familienmusical „Frau Holle“ bringt Intendant Michael Garschall in seiner 35. Saison der Herbsttage Blindenmarkt eine klimakritische Neufassung des Grimm-Märchens in die Ybbsfeldhalle. Ein verzaubertes Publikum belohnt das Ensemble mit Standing Ovations.

„Die Mutter wird kochen vor Wut!“, sagt Goldmarie, und darauf Pechmarie: „Mutter kann doch gar nicht kochen.“ So geht es in der „Frau Holle“ weiter, geschrieben und komponiert von dem Duo Stanek & Brand unter der Regie von Christoph Sommersguter.

Die Dialoge sprühen vor Sprachwitz und bieten den DarstellerInnen die Möglichkeit, ihre schauspielerischen Stärken zu zeigen.
Valentin Frantsits gibt einen herrlich schmierigen Bürgermeister und „Holz-Horst“, der aus Geldgier die Natur um das kleine Dorf zerstört, in dem die Schwestern Marie und Maria mit ihrer Mutter (Gloria Wind) leben. Das sieht Frau Holle (Shlomit Butbul) nicht gerne und bestraft das Dorf und seine BewohnerInnen mit allerlei Wetterkapriolen.
Butbul spielt die Frau Holle souverän; sie ist exzentrisch, streng und sanft zugleich – die Rolle scheint ihr auf den Leib geschrieben.

but2
Diana Bärhold, Jakob Pinter. Foto: Lukas Beck

Als die pflichtbewusste Marie, dargestellt von der brillanten Diana Bärhold, in einen Brunnen fällt und in das wundersame Land der Frau Holle gerät, kommt auch das Publikum ins Staunen. Das Bühnenbild von Marcus Ganser bietet viele Überraschungen: lebendige Backöfen, „Massagehände“, die aus der Mauer von Frau Holles Haus wachsen – es gibt viel zu entdecken. Der sprechende und krähende Hahn, lustiger Begleiter von Marie und Maria, gespielt von Jakob Pinter, ist so schrill, dass man beim Zusehen lachen muss. Wenn er über die Bühne stakst, zerkugelt es Jung und Alt.
Für die Kostüme zeichnet Julia Pschedezki verantwortlich und hat, wie schon bei anderen Produktionen der Herbsttage Blindenmarkt, wieder herausragende Arbeit geleistet. Auch Elisabeth Blutsch, die neben der Regieassistenz für die Choreografie zuständig war, hat einen großen Beitrag geleistet. Das Ensemble wirbelt über die Bühne, und vor allem die Kinder der Musikmittelschule Blindenmarkt lassen Herzen schmelzen – mal als Schneeflocken, mal mit Regenschirmen. Insgesamt ein gelungenes Tanzfest.

Victoria Sedlacek als Maria alias Pechmarie ist kongenial. Rotzfrech und arbeitsscheu, wird sie schnell zum Publikumsliebling. Schließlich wird sie von Frau Holle geläutertund findet mit ihrer Schwester Goldmarie, die sich inzwischen zur waschechten Klimaaktivistin gewandelt hat, zusammen, was zu einem musikalischen Höhepunkt des Nachmittags führt. An dieser Stelle gebührt Andreas Brencic Dank für die musikalische Leitung; er hat aus den DarstellerInnen das Beste herausgeholt.

Wie auch Christoph Sommersguter, unter dessen Regie das ambitionierte Vorhaben, das Grimm-Märchen und das aktuelle Thema Umweltschutz zusammenzuführen, wunderbar aufgeht. Dabei wird kein Zeigefinger erhoben, sondern es wird klug verhandelt, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen, füreinander und für sich selbst einzustehen – und dabei auch noch richtig gute Laune zu bewahren.

Am Ende gibt es schließlich doch so etwas wie ein Happy End: das jubelnde Publikum.

Laurenz Rogi

 

Diese Seite drucken