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BIEL/ SOLOTHURN/ Nebia Biel: NABUCCO. Grosse Musik in kleinem Theater

Giuseppe Verdi: Nabucco • Theater Orchester Biel Solothurn • Nebia Biel • Premiere: 10.02.2023

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Grosse Musik in kleinem Theater

Nabucco in Biel? Warum nicht? Mit der Orchesterbearbeitung von Tony Burke funktioniert das tadellos.

Das Sinfonie Orchester Biel Solothurn unter musikalischer Leitung Franco Trinca bringt das frühe Meisterwerk Verdis mit rhythmischer Verve und schlankem Ton eindrücklich zu Gehör. Die Bühnenmusiken wurden vorher aufgenommen und werden eingespielt, was der Wirkung aber keinen Abbruch tut.

Nabucco ist ganz wesentlich eine Choroper und so hängt die Wirkung immer auch von der Leistung des Chores ab. Der Chor Theater Orchester Biel Solothurn, alles Amateursängerinnen und -sänger, bewältigt die schwierige Aufgabe mit bewundernswerter Bravour. Valentin Vassilev (Chorleitung) hat ganze Arbeit geleistet. Der Chor ist kaum wiederzuerkennen, so homogen, satt und vollmundig der Klang. Welcher Amateur-Chor ist zu so einer gewaltigen Leistung fähig?

Ganz hervorragend schlagen sich auch die Solisten. Michele Govi, seit Jahren eine sichere Bank im Ensemble des TOBS, gibt warmem, bestens geführten Verdi-Bariton einen eindrücklichen Nabucco. Alexey Birkus als Zaccaria ist ihm mit sonorem Bass und tadelloser Diktion ein würdiger Gegenspieler. Giorgi Sturua singt einen prächtigen Ismaele. Die Krone des Abends gebührt Serenad Uyar als Abigaille. Mit tadellos geführtem, wunderbar vollen Sopran, der im ganzen Haus perfekt trägt, gibt sie mit leidenschaftlicher Dramatik eine Abigaille, mit der sie auch an grösseren Häusern bestehen kann. Anna Pennisi leiht ihrer Schwester Fenena ihren verführerischen Mezzo. Konstantin Nazlamov als Abdallo, Félix Le Gloahec als Il Gran Sacerdote und Mira Alkhovik als Anna ergänzen das bemerkenswerte Ensemble.

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Foto © Sabrina Christ

Die Inszenierung von Yves Lenoir ist, wie «I Capuleti e i Montecchi», seine letzte Arbeit für das TOBS, von Kettenvorhängen und einer schwarzen Bühne geprägt. Mit einem Konferenztisch und ein paar wenigen anderen Versatzstücken versucht Bruno de Lavenère (Bühne) Atmosphäre zu schaffen. Das Geschehen und die Gegenstände auf der Bühne, die Asche, die Felle, sind mit dem Stück nur schwierig in Einklang zu bringen. Den Schritt vom Terrarium, von den Kleidungsstücken eines vertriebenen Volkes, die auf der Bühne liegen (Kostüme: Jean-Jacques Delmotte), von der von Verwesung befallenen Arche Noah und von nuklearen Regen (so die Formulierungen im Programmheft) zu «Nabucco» muss jeder Zuschauer selbst gehen. Immerhin liegen keine Schwimmwesten auf der Bühne.

Grosse Musik in kleinem Theater.

Aufführungsdaten Nebia Biel:

So. 12.02.23, 17:00; Di. 28.02.23, 19:30; Do. 02.03.23, 19:30;
Mi. 29.03.23, 19:30; Fr. 31.03.23, 19:30; So. 02.04.23, 15:00.

Auswärtige Vorstellungen:

Di. 21.02.23, 19:30, Stadttheater Schaffhausen; Sa. 25.02.23, 19:30, Theater La Poste Visp;
Sa. 04.03.23, 19:30, Kurtheater Baden; Sa. 18.03.23, 19:30, Kultur im Podium Düdingen;
Sa. 25.03.23, 19:30, KK Thun; Di. 04.04.23, 19:30, Stadttheater Olten.

11.02.2023, Jan Krobot/Zürich

 

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