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BIEL/ SOLOTHURN: Masterclass mit Vesselina Kasarova. Auf der Suche nach der Stimme, die man hat

 

Masterclass mit Vesselina Kasarova, TOBS, Biel, 07.05.2021

Meisterkurs - Vesselina Kasarova - Mezzosopran

Auf der Suche nach der Stimme, die man hat

Mit «Master Class», 1995 in Philadelphia uraufgeführt und 1996 mit dem Tony Award für das Beste Theaterstück ausgezeichnet, hat der amerikanische Dramatiker Terrence McNally (1939-2020) nicht nur seinem Idol Maria Callas, sondern auch der Institution «Meisterklasse» ein Denkmal gesetzt. Kurz und knapp lässt sich die Meisterklasse als «Perfektionierungskurs in der Musikausbildung, abgehalten von einem renommierten Künstler, der die Erfahrungen seiner Karriere jungen Musikern weitergibt» definieren. Sporadisch gibt es öffentliche Meisterklassen, die Mehrheit dürfte nicht öffentlich sein. Allenfalls können die jungen Sänger das Gelernte in einem öffentlichen Abschlusskonzert präsentieren.

Dank der grosszügigen Unterstützung von einer Mäzenin konnte Theater Orchester Biel Solothurn in der Saison 2020/21 bereits zum zweiten Mal eine Meisterklasse in Operngesang anbieten. Dozentin der nicht öffentlichen Meisterklasse vom 3. bis 7. Mai 2021 war Vesselina Kasarova. Berichterstattern hat TOBS dankenswerter Weise um «der Öffentlichkeit einen aussergewöhnlichen Aspekt der Opern-Welt näher zu bringen» einen Unterrichtsbesuch ermöglicht. Welche Eindrücke hat der Berichterstatter nun vom letzten Nachmittag der Meisterklasse mitgenommen?

«Man muss mit der Stimme singen, die man hat, nicht mit der, die man gerne hätte» war eine Maxime der kürzlich verstorbenen Christa Ludwig. Wenn Talent und Stimme nur die Basis sind, wäre die Meisterklasse in diesem Sinne die (verfeinerte) Suche nach der Stimme, die man hat. Eine weitere Erfahrung Ludwigs war «Eine Karriere mache man mit dem Kopf, nicht mit der Stimme». Da die Ausbildung an Universität und Konservatorium die Basis vermittelt, liegt die Bedeutung der Meisterklassen in der Vermittlung der Feinheiten. Das können ohne weiteres technische Aspekte wie die Atemstütze sein oder Fragen aus dem weiten Feld der Phrasierung oder der Psychologie («Eine Karriere mache man mit dem Kopf»). Der Unterricht ist höchst intensiv und harte Arbeit: Die Dozentin arbeitet mit verschiedenen Körperbewegungen und Bildern und singt vieles vor. Während die Teilnehmer sich abwechseln können, ist die Dozentin dauernd gefordert. Die Anstrengung war ihr anzusehen, vor allem aber die Freude über die erfolgreiche Arbeit.

So bleibt der Eindruck, dass Musiktheater knochenharte Arbeit ist und die Bewunderung für jene, die diese Arbeit auf sich nehmen, um schlussendlich damit vor das Publikum zu treten.

09.05.2021, Jan Krobot/Zürich

 

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