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BIEL/ Solothurn: MADAMA BUTTERFLY

Von einer unechten und einer echten Hochzeit

21.02.2019 | Allgemein, Oper

Giacomo Puccini: Madama Butterfly, Theater Biel Solothurn, Premiere in Solothurn: 21 02.2019

(3. Aufführung seit der Premiere in Biel am 08.02.2019)

Von einer unechten und einer echten Hochzeit

Als Benjamin Franklin von einer echten Hochzeit mit einer echten Amerikanerin träumt, hat er die unechte Hochzeit mit einer unechten Amerikanerin (nämlich einer echten Japanerin) bereits hinter sich. „Mit ihrem Puppenwesen entflammt sie mich“, äussert sich Pinkerton zum Makler und Heiratsvermittler Goro und so hat Regisseur Louis Désiré ihm gleich eine Puppe mit dem Antlitz seiner Braut mit auf die Bühne gegeben. Diese Puppe (Theater Plastik: ARTE FACT), überlebensgross, sitzt im Rohbau eines japanischen Hauses. Die Pressholzlatten sind erst einmal schwach mit weisser Farbe gestrichen. Für mehr hat es nicht gereicht, denn der Leutnant ist noch nicht angekommen und wenn er dann ankommt, ist er zu früh. Er hat sich, was damals standesgemäss gewesen sein soll, das Mädchen mit der Immobilie gleich mitvermitteln lassen. Die Puppe wird die ganze Oper hindurch im Haus bleiben, im ersten Akt angezogen, dann liegend und mit ungeordneten Kleidern und zum Schluss ganz nackt. Désiré erzählt die Geschichte nun ohne Umwege und mit klarer Personenführung hauptsächlich im Vordergrund der Bühne, den eine lange, fast durchgehende Bank zum Haus abgrenzt. Dabei unterstützen ihn die einfachen, hochästhetischen Kostüme von Diego Méndez-Casariego (besonders die Seidenkleider Butterflys und der Veston Goros) und die Beleuchtung von Mario Bösemann.


Foto: Marshall Light Studio

Die hervorragende musikalische Umsetzung des Abends lässt die bei Puccini ohnehin und in dieser Inszenierung besonders intensiven Gefühle im intimen Solothurner Stadttheater fast unerträglich werden. Das Sinfonie Orchester Biel Solothurn unter Manlio Benzi lässt die Partitur vollhöchster Leidenschaft und doch differenziert in allen Farben erklingen. Jede solistische Passage, jedes Piano sitz perfekt.


Rodrigo Porras Garulo, Hye Myung Kang. Foto: Marshall Light Studio

Hye Myung Kang singt eine schlicht phänomenale Butterfly. Die Koreanerin entlockt ihrem prächtigen, nie schrillen Sopran sämtliche Farben und spielt mit mitreissender Leidenschaft und Bühnenpräsenz. Der Mexikaner Rodrigo Porras Garulo gibt mit viel Schmelz und der Träne in der Stimme und einer Leidenschaft, die seiner Butterfly in nichts nachsteht, einen Pinkerton, wie er im Buche steht. Wunderbare Mezzo-Tiefen lässt die Koreanerin Sunghee Shin als Suzuki hören. Leonardo Galeazzi verkörpert einen abgeklärten Konsul Sharpless, der keine Illusionen mehr hat und genau weiss, was abläuft. Herrlich der Goro von Konstantin Nazlamov: die tippelnde Schrittchen, die fast ans Devote grenzende Servilität. Paola Alcocer als Kate Pinkerton, Yi-An Chen als langhaariger Schönling Yamadori, Salvador Pérez als Commissario imperiale/Ufficiale del registro und Yuka Masuno als Cugina ergänzten das phänomenale Ensemble.

Valentin Vassilev hatte den Chor des Theaters Biel Solothurn aufs Beste vorbereitet.


Foto: Marshall Light Studio

Hingehen! So intensiv dürfte Madama Butterfly kaum je zu erleben sein!

Weitere Aufführungen in Biel:

Fr, 01.03.19, 19:30;

So, 03.03.19, 17:00;

Di, 26.03.19, 19:30;

Do, 28.03.19, 19:30.

 

Weitere Aufführungen in Solothurn:

Do, 21.02.19, 19:30;

Sa, 23.02.19, 19:00;

Mi, 06.03.19, 19:30;

Fr, 08.03.19, 19:30;

So, 10.03.19, 17:00;

Mi, 13.03.19, 19:30;

Di, 09.04.19, 19:30.

 

Weitere Aufführungen auf Tournée:

Theater La Poste Visp: Sa, 16.03.19, 19:30;

Stadttheater Olten: So, 24.03.19, 17:00;

Kultur im Podium Düdingen: Sa, 30.03.19, 19:30;

Casinotheater Burgdorf: Fr, 05.04.19, 19:30;

Théâtre Le Reflet Vevey: So, 07.04.19, 17:00.

Jan Krobot/ Zürich

 

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