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BERLIN/ Staatsoper: TRISTAN UND ISOLDE

18.03.2012 | KRITIKEN, Oper

Berlin, Staatsoper: „TRISTAN UND ISOLDE“, 18.03.2012


René Pape, Porträt, Foto: Matthias Bothor/ DG

 Es ist die 34. Vorstellung von Wagners „Tristan und Isolde“ in der Staatsoper (jetzt im Schillertheater) seit der Premiere im April 2000. Das ist also fast 12 Jahre her, und manches an dieser Inszenierung wirkt inzwischen recht sonderbar, selbst wenn der Regisseur Harry Kupfer heißt.

So die Idee, das Liebespaar öfter sitzend singen zu lassen. Gelegentlich muss es sich dazu gar auf dem Boden niederlassen. Der Isolde – Linda Watson – macht das in ihrem langen Gewand einige Mühe. Noch mehr Mühe macht es den beiden, wenn sie – nach zunächst gehörigem Abstand – zum Vollzug des Liebesaktes unter die tief herab hängenden Riesenfedern des zu Tode gestürzten Adlermenschen (Bühnenbild: Hans Schavernoch) – kriechen müssen. Diese Szene hat etwas von unfreiwilliger Komik, zumindest für mich.

Doch das sind Kleinigkeiten, denn „das Wesentliche ist die Musik“. Dieser plakative Satz stammt zwar genau so nicht von Maestro Daniel Barenboim, doch er folgt diesem Aus- und Anspruch – zusammen mit der Staatskapelle Berlin – ständig. So auch an diesem Abend und mit jedem Takt.

In den dramatischen Phasen des 2. und 3. Aktes lässt er allerdings die Musik aus eigener Begeisterung ein paar Mal so sehr aufschäumen, dass Ian Storey als Tristan trotz seines kräftigen Tenors stellenweis’ kaum gegen die Klangmassen ankommt. Der dramatisch strahlende Sopran von Linda Watson setzt sich besser durch.

Auch die innigen Gefühlsphasen gehen ihr leicht von den Lippen, wenn sie beim nächtlichen Zusammensein mit Tristan das „was wir dachten, was uns deuchte“ mit großer Zärtlichkeit singt. An ihrer Seite kann Ekaterina Gubanova als Brangäne stimmlich und schauspielerisch viele Punkte sammeln.   

Einer aber stellt alle anderen in den Schatten und macht den 2. Akt zum Höhepunkt des Abends: René Pape als König Marke. Mit seinem lyrischen Bass voller Wohllaut, Volumen und einem Reservoir an Facetten verleiht er dem betrogenen Herrscher eindringlich menschliche Züge.    

Und so kommt Markes Enttäuschung über den geliebten Tristan, der – wie Kupfer im Interview äußert – für ihn wohl mehr ist als nur ein naher Verwandter, in jedem Ton ergreifend zum Ausdruck. Seine Empörung und sein Kummer gehen den Zuhörern direkt ins Herz, und als der Vorhang fällt, hallt ein Bravo-Aufschrei durchs ganze Haus.

Ian Storey, dessen Stimme im 2. Akt etwas angestrengt wirkte, bietet dann im Schlussakt eine überzeugende Leistung. Intensiv singt und spielt er Tristans Fieberfantasien, verkörpert glaubhaft diesen Schmerzensmann voller Lebensgier, den eher die unstillbare Sehnsucht nach Isolde als seine Wunde umbringt. Umsorgt wird er vom getreuen Kurwenal, der mit Roman Trekel passend besetzt ist.

Als Isoldes Schiff endlich eintrifft, ist Tristan bekanntlich schon verschieden. Aufrecht und stolz gestaltet nun Linda Watson Isoldes Liebestod, bis auch sie zusammensinkt.

Als danach der letzte Vorhang fällt, herrscht zunächst langes Schweigen. Ein Zeichen dafür, wie sehr das Geschehen und die gesanglichen Leistungen die Besucher berührt haben. Dann braust ein Riesenjubel los. René Pape und das „Liebespaar“ ernten stehende Ovationen. Beim Erscheinen von Barenboim und der Staatskapelle trampelt das Publikum vor Begeisterung!  

  Ursula Wiegand

Nächste Aufführung am 25. März

 

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