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BERLIN/ Staatsoper: LE NOZZE DI FIGARO „in frischen Farben“

23.02.2012 | KRITIKEN, Oper

Berlin/Staatsoper: „LE NOZZE DI FIGARO“ in frischen Farben, 22.02.2012

 Welch ein animierender Abend! Klar, „Figaros Hochzeit“ ist, wenn gut gebracht, ein Garant für gute Laune, zumal diese Opera buffa Mozarts Superhit wurde. Wie genau haben er und sein Librettist Lorenzo da Ponte die Sitten und Unsitten am Hof aufs Korn genommen, und mit wie viel Menschenkenntnis hat Mozart die Personen musikalisch gezeichnet.

Auch wenn seine geniale Musik sogleich in Ohren und Seele geht, benötigt dieses allseits bekannte Stück doch eine schlüssige Personenführung. Mit Thomas Langhoff war hier ein Meisterregisseur am Werke. Dem gerade Verstorbenen hat Dirigent Daniel Barenboim die Aufführung am 19. Februar, hier an der Staatsoper im Schillertheater, gewidmet.

Diese Regiearbeit (von 1999) kann sich selbst in der 75. Vorstellung nach wie vor sehen lassen. Die hübschen Kostüme von Yoshi’o Yabara sind ebenfalls stilecht, genau wie das nostalgische Bühnenbild von Herbert Kapplmüller.

Schon der gemalte Vorhang mit den drallen Putten, der während der Ouvertüre geschlossen bleibt, verleitet zum Schmunzeln. Mozarts kraftvolle Eingangsmusik bringen Barenboim und die Staatskapelle Berlin mit viel Verve. Der Abend hat sogleich Schwung und behält ihn während der folgenden Stunden.  


Anna Prohaska. Foto: Monika Rittershaus

Mit ebensolchem Schwung und Können sind die Sängerinnen und Sänger am Werke. Sie haben offensichtlich „Spaß an der Freud’“ und steigern sich gegenseitig. Zu verdanken sind die Impulse vor allem Anna Prohaska als Susanne.

Mit ihrem geschmeidigen Sopran trällert sie mitunter sorglos, kann aber auch tiefe Gefühle ausdrücken. Als Darstellerin ist die wendige junge Frau ohnehin große Klasse.

Mal gibt sie das raffinierte kleine Biest mit dem guten Herzen, dem immer was einfällt, mal die sehnsuchtsvoll Schmachtende. Zum Kabinettstückchen gerät ihr  Duett mit Marcellina (Marie McLaughlin), die den Figaro ebenfalls heiraten will, sich aber, wir wissen es, später als seine Mutter entpuppt.    

Insgesamt wickelt Anna Prohaska die Zuhörer und Zuschauer ebenso um den Finger wie ihren Figaro, und für den hat sie in dem agilen Vito Priante den passenden Partner. Auch er kann  neben einem wohlklingenden Bassbariton schauspielerisches Talent ins Feld führen. Beim ersten Duett der beiden „Se a caso madama la notte ti chiama….“ ist die Latte gleich hoch gelegt.

Mozart und sein Librettist verleihen diesem Figaro viel Mut. Furchtlos bietet der Bürgerliche mit „Se vuol ballare, Signor Contino“ dem lüsternen Grafen Almaviva (überzeugend: Artur Rucinski) die Stirn.   

Und dann ist da die geschwungene Brücke über der Bühne, auf der Susanne ihr Tuch zum geilen Grafen herunterlässt und ihn damit hin- und her dirigiert. Im 4. Akt ringt dort oben der wütende Figaro verzweifelt um Fassung, als er das vermeintliche Rendez-vous seiner Susanne mit dem Grafen beobachtet.

In der Verkleidung steckt bekanntlich die Gräfin Almaviva, dessen eigene Gattin, verkörpert durch die fabelhafte Dorothea Röschmann. Mit ihrem weich strömenden Sopran bei der Arie „Porgi, amor, qualche ristoro“  tut sie die Enttäuschung der beiseite Geschobenen anrührend kund.


Christine Schäfer.

Ganz groß ist auch eine Kleine: Christine Schäfer als Cherubino. Sie glänzt nicht nur durch ihren reinen, hellen Sopran, sondern auch mit der gekonnt komischen Darstellung dieses flatternden Liebesfalters. Man/frau sieht und hört ihr mit größtem Vergnügen zu.

Unnötig zu sagen, dass sie reichlich Zwischenapplaus erhält. Auch die übrigen müssen diesbezüglich nicht darben, zumal die Duette, Terzette und das große Finale aller Beteiligten ebenfalls bestens gelingen.

Denn sie singen sämtlich aus gut geölten Kehlen und mit gehörigem Schalk, so Narine Yeghiyan (Barbarina), Abdellah Lasri (Basilio), Maurizio Muraro (Bartolo), Olaf Bär (Antonio) und Paul O’Neill (Don Curzio). Viel Lob verdient wiederum der von Eberhard Friedrich einstudierte Staatsopernchor.

Eine „alte“ Oper, frisch wie am ersten Tag. Mozart und seine Interpreten machen’s möglich. Das Publikum hat’s genossen und spendet zuletzt ungewöhnlich kräftigen Beifall.

  Ursula Wiegand

 

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