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BERLIN/ Komische Oper im Flughafen Tempelhof: JESUS CHRIST SUPERSTAR

BERLIN/ Komische Oper im Flughafen Tempelhof: JESUS CHRIST SUPERSTAR

Jesus Christ Superstar

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Foto: Jan Windszus

In Windeseile waren alle Tickets weg, und das ist immer so, wenn die Komische Oper Berlin einmal im Jahr in den ehemaligen Flughafen Tempelhof und dort in einen Hangar zieht, in dem einst die Flugzeuge standen. Erneut ist es der große Hangar 4. Dort ist wirklich viel Platz, um Besonderes zu zeigen.

Diesmal ist es das weltbekannte Musical „Jesus Christ Superstar“, das am 12.Oktober 1971 in New York City uraufgeführt und alsbald vielerorts gezeigt wurde. Aber wer das schon einmal irgendwo gesehen hat, ist hier sicherlich noch mehr erstaunt und begeistert.

Außerdem wirken die Gesangstexte von Tim Rice und vor allem die Musik von Andrew Lloyd Webber so frisch, als wären sie erst kürzlich entstanden. Und es wird auch fabelhaft gesungen. Außerdem setzt die Komische Oper Berlin noch einiges drauf, und so macht der wohlbekannte Regisseur Andreas Homoki daraus eine spritzige Rockoper, die der Dirigent Koen Schoots förmlich losfeuert. 

Nicht nur ein gut besetztes Orchester kommt prächtig zum Einsatz, sondern auch noch eine Band mit 2 Gitarren, Drumset, 2 Keyboards und einem E-Bass. Laute Musik fehlt also garantiert nicht. Für das Bühnenbild hat Philipp Stölzl gesorgt und für die großartigen Chöre wie immer David Cavelius. Die Kostüme hat Frank Wilde ersonnen usw.

Vor allem toben auch 350 lustige, zumeist junge Mädchen tanzend durch den Hangar und um ein großes glitzerndes Kreuz etwa in der Mitte des riesigen Saals. Alles lodert sozusagen scnell in die Höhe, und wer würde nicht gerne dabei mitmachen. 

Jedenfalls wird sofort gejubelt und geklatscht. Die Stimmung ist gleich auf dem Höhepunkt, und wie aufregend wird das ganze Geschen bei diesem Rock-Spektakel der Superlative. Das ist auch der wohl beste Beginn für die weiteren Erlebnisse in der Komischen Oper. Besser kann die Saison nicht beginnen. 

Am 19. September war die heftig gefeierte Premiere, am 20.09. war ich dann im Hangar 4. Der Jesus im weißen Gewand (Kostüme Frank Wilde) war an diesem Abend Ryan Vona, ein junger schlanker und sportlicher Mann, weiß gekleidet, mit einer großartigen und wendigen Stimme. Auch im Hangar muss solch ein Jesus ein Alleskönner sein. 

Der wird also von den Leuten angehimmelt, alle laufen ihm nach, doch er ahnt schon, dass seine Zeit bald ablaufen wird. Dass ihn seine Begleiterin Maria Magdalena sehr liebt, scheint ihn jedoch nicht zu interessieren. Wunderbar singt Ilay Bal Aran, eine schlanke Frau im knallroten Kleid, jedoch mit geschorenem Kopf, vergeblich ihren Kummer heraus.

Wichtiger ist jedoch Judas Ischariot (Ryan Shaw) der Jünger Jesu und auch dessen Vertrauer. Der ärgert sich über das Getue des Volkes, das sich um Jesus scharrt, und fürchtet, dass die Römischen Besatzer darüber zornig werden und das jüdische Volk Schaden erleiden könnte, denn Pontius Pilatos  und Herodes sind ja auch auf der Hut.

Daher verrät Judas den Hohenpriesern, die Jesus ohnehin hassen, wo sie ihn gefangen nehmen können und wird dafür mit einem Beutel Geld belohnt, den er bald voller Reue wegwerfen wird, während Petrus den Jesus verleugnet und danach Tränen weint. Etwa so, wie es in der Bibel steht, geht es nun weiter. Jesus wird gefangen genommen, gepeinigt und getötet. 

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Foto: Jan Windszus

Noch einmal, nun den gestorbenen Jesus auf ihrem Schoß, klagt Maria Magdalena darüber, dass sie und Jesus nicht zueinander gefunden haben. Rührend ist auch die Szene, als Jesus dem Judas den Verrat verzeiht. Vielleicht doch eine gewisse Männerliebe, die nicht verwirklicht wurde? Und nun ist nach Kosky-Manier sowieso Sex an der Reihe, was das Publikum durchaus amüsiert. Bekehrt sollen wir nicht werden, sondern Spaß haben. Schließlich Ende gut, alles gut. Der ganze mit Menschen und Instrumenten gefüllte Hangar dampft an diesem Spätsommerabend. 

Eine Zugabe gibt es außerdem: Die Termine vom 27. / 28. / 30. Sept. und 1. / 2. / 3. / 4. / 5. / 7. / 8. Oktober waren schon lange ausverkauft, doch nun zieiht die Komische Oper doch noch eine Zugabe aus dem Ärmel, den 9.Oktober für diejenigen, die gerne noch ein Ticket haben und jubeln möchten.  

Ursula Wiegand

 

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