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BERLIN/ Staatsoper im Schillertheater: DON CARLO

08.11.2012 | KRITIKEN, Oper

Giuseppe Verdi: DON CARLO – Staatsoper im Schiller-Theater, 7. November 2012

 Eine äußerst dröge Aufführung der vieraktigen italienischen Fassung von Verdis großem Drama bot gestern die Staatsoper Berlin. Die Inszenierung von Philipp Himmelmann ist nun auch schon wieder acht Jahre alt und mag tatsächlich mal interessant gewesen sein (das Autodafé ist aber durchaus gut gelöst), beschränkt sich mittlerweile aber auf mehr oder meist weniger munteres Rumsteh- und Hin-und-her-schreit-Theater. Hauptspielfläche ist eine kleine, von unten beleuchtete Bühne auf der Bühne mit einem Tisch; größtes Ereignis, wenn Posa im Todeskampf von besagtem Tisch purzelt. Und so konnten eigentlich nur die Sänger noch etwas retten – was außer René Pape (der beim Schlussapplaus der Souffleuse dankte) aber keinem gelang. Pape singt einen phänomenalen König, allein für seine große Arie lohnt sich der Eintritt, und mit seiner Bühnenpräsenz brachte er zumindest eine wenig Leben in die Aufführung – hochspannend die Großinquisitorszene mit dem machtvoll orgelnden Rafal Siwek. Tamar Iveri als Elisabetta und Ekaterina Gubanova als Eboli waren zwar da und sangen, konnten aber nie berühren – was bei Gubanova auch an der erschreckend schwachen Tiefe gelegen haben mag. Alfredo Daza sang den Posa mit schöner Stimme und voller Power, kam aber nie über ein „Hat sich stets bemüht“ hinaus und konnte ebenfalls nicht begeistern.

Ein Ärgernis vor allem aber Fabio Sartori in der Titelpartie, der sich einen abknödelte wie ein venezianischer Gondoliere und rumstand wie bestellt und nicht abgeholt – beeindruckend, wie er es schaffte, jegliche Spannung aus dem Saal zu nehmen, wenn er auf der Bühne stand. Faszinierend auch, wie Bühne und Orchester permanent auseinander waren: Einzig in „Ella giammai m’amo“ konnte Pape (als Sänger!) das Orchester ein wenig zu sich holen. Sollte einmal eine Instrumentaleinspielung dieser Oper vorgenommen werden, wäre Massimo Zanetti ein aussichtsreicher Kandidat – er dirigiert recht ordentlich das Orchester, interessiert sich aber einen feuchten Kehricht für die Sänger und lässt es permanent krachen, dass einem die Ohren klingeln. Fazit: Wenn der spannendste Moment einer Opernaufführung ist, dass kurz vor Ende der Vorhang zu früh zugezogen und auf halber Höhe wieder hochgefahren wird, dann kann irgendwas nicht gestimmt haben.

Sebastian Unbescheid

 Giuseppe Verdi: Don Carlo (vieraktige italienische Fassung). Staatsoper im Schiller-Theater Berlin; Premiere am 13. Juni 2004, besuchte Vorstellung am 7. November 2012. Inszenierung: Philipp Himmelmann, Bühnenbild: Johannes Leiacker, Kostüme: Klaus Bruns, Licht: Davy Cunningham. Chöre: Eberhard Friedrich. Solisten: Philipp II, König von Spanien: René Pape; Don Carlo, Infant von Spanien: Fabio Sartori; Rodrigo, Marquis von Posa: Alfredo Daza; Der Großinquisitor: Rafal Siwek; Ein Mönch: Tobias Schabel; Elisabeth von Valois: Tamar Iveri; Prinzessin Ebol: Ekaterina Gubanova; Tebaldo: Evelin Novak; Stimme von Oben: Adriane Queiroz; Graf von Lerma/Ein Herold: Kyungho Kim; Gräfin von Aremberg: Martina Böckmann. Musikalische Leitung: Massimo Zanetti

 

 

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