Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

BAYREUTH: TANNHÄUSER als Finale der Festspiele

30.08.2013 | KRITIKEN, Oper

Bayreuth, Festspiele 2013, 28. August, letzte Aufführung  „TANNHÄUSER“

 Mit Buh’s gemischter Applaus beendete die letzte Tannhäuser-Aufführung während der Festspiele 2013. Wenn sich die Buh’s auf das hässliche Bühnenbild von Joep van Lieshout bezogen, kann ich es verstehen, wenn sie das Dirigat von Axel Kober beurteilen, ist es für mich zum Teil nachvollziehbar. Wenn diese Missfallensäusserung sich auf die Regie beziehen, sind sie für mich nicht zwingend. Der Regisseur Sebastian Baumgarten hat seine Inszenierung konsequent auf den Text ausgerichtet und dabei auch neue interpretatorische Ideen eingebracht. Es ist nachvollziehbar, dass Venus als agierende Figur beim Sängerwettstreit auf der Bühne ist. Elisabeth, hervorragend gesungen von Camilla Nylund und die Venus dargestellt von Michelle Breedt,  sind die Protagonisten, wobei  Baumgarten Venus als Alter-Ego von Elisabeth interpretiert. In der von mir besuchten Aufführung hat Frau Breedt (Unfall bedingt) nicht gespielt, sondern nur gesungen. Die Darstellung übernahm gekonnt Jasmina Hadziahmetovic, die Regieassistentin. Nachvollziehbar ist auch die relative Hässlichkeit des Venusberges mit den entsprechenden Figuren, Sinnbild für unsere hedonistische, eventorientierte Gesellschaft. Sinn macht auch, dass genau dieser Venusberg unter der Burg angesiedelt ist, vielleicht um den Herren auf der Burg den „Abstieg“ zu menschlichem Vergnügen zu erleichtern. Günther Groissbröck interpretierte den Landgraf sehr gut  und  überzeugte auch durch seine schauspielerische Leistung. Dasselbe gilt auch für Thomas Jesatko als Biterolf, Stefan Heibach als Heinrich der Schreiber und Lothar Odinius als Walther von der Vogelweide. Hervorragend die beiden männlichen Protagonisten, Torsten Kerl als Tannhäuser und Michael Nagy als Wolfram von Eschenbach. Alle Sänger und Sängerinnen befleissigten sich einer sehr guten Diktion und vermieden unnötige Vibrato’s und andere sängerische Unarten. Zu diesen fehlte ihnen auch die Gelegenheit.

Die Personenführung, die Regie Baumgartens war unruhig, zum Teil hektisch. Auf der Bühne war sehr viel unnötige Aktion, welche vom eigentlichen musikalischen Geschehen und der Handlung ablenkte. Ich bin auch der Meinung, dass Handlung richtig und wichtig ist. Das Rampenstehen und absingen ist sicherlich out. Aber unnötige Unruhe auf der Bühne, welche nicht durch das Geschehen motiviert ist, ist allemal fehl am Platz.

Das Bühnenbild von van Lieshout war hässlich und unangemessen. Wenn Elisabeth in einer Bio-Gasfabrik singt: „Dich, teure Halle grüss ich wieder, froh grüss ich dich, geliebter Raum“, ist das nur lächerlich und zeugt von schlechtem Geschmack.

Der Festspielchor, einstudiert von Eberhard Friedrich, löste seine Aufgabe sehr gut, die Kostüme von Nina von Mechow gefielen mir gut.

Die Sängerinnen und Sänger wurden, Ihrer Leistung entsprechend, mit Applaus ohne Buh’s belohnt, ebenso das Dirigat von Axel Kober.

Ein befriedigender Tannhäuser? Persönlich hat mich diese Inszenierung nur teilweise überzeugt. Allerdings bin ich der Meinung, mit einigen Korrekturen könnte es klappen.

 Peter Heuberger/ Basel

 

Diese Seite drucken