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BAYREUTH / Stream: DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG

Szenisch belanglos, vokal erstklassig 

BAYREUTH / Stream:
DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG von Richard Wagner
Premiere: 25. Juli 2025  (Live Übertragung)

Szenisch belanglos, vokal erstklassig 

Um es kurz zu machen, was die Szene betrifft: von Bielefeld, Krefeld bis Linz würde man sich über eine derart sauber inszenierte Produktion der MEISTERSINGER VON NÜRNBERG sicher freuen und stolz auf das Erarbeitete sein. Für die Festspiele von Bayreuth darf und sollte man mehr erwarten.

Die Vorgängerinszenierung von Barrie Kosky leuchtete Komisches, Politisches und Tragisches auf brillante Weise aus und darf auch in der Besetzung als exemplarisch gelten. Da hat es Regisseur MATTHIAS DAVIDS schwer, aber abgesehen vom braven Entlangerzählen hat er nichts hinzuzufügen. Da helfen auch poppige Kalauer nicht, weil sie auch die schiere Länge der Oper nicht kurzweilig machen können, wenn ein schlüssiges Konzept fehlt. Und deutscher Humor ist sowieso so eine eigene, heikle Sache.

Bühnenbild (ANDREW EDWARDS) und Kostüme (SUSANNE HUBRICH) sind wenig geschmackssicher und lavieren im Ungefähren.

Da retten die großteils hervorragenden Gesangsleistungen den Abend:

Allen voran gestaltet GEORG ZEPPENFELD  seinen Hans Sachs sprachlich und musikalisch feinsinnig und hochintelligent. Seine Stimme teilt er klug ein und kann sogar noch auf der Festwiese zulegen. Eine großartige Leistung!

Eine pure Freude ist es, den karamellfarbenen Tenor von MICHAEL SPYRES als Stolzing zu hören. Er singt die Partie geschmeidig und glänzend zugleich. Sogar das im Tempo unheimlich zäh dirigierte Preislied im dritten Akt scheint er zu genießen und wird so zum strahlenden Sieger.

Sehr vital, mit viel Leuchtkraft in ihrer Sopranstimme ist CHRISTINA NILSSON eine lebendige Eva, der die wunderbare CHRISTA MAYER erfahren und akzentuiert als Magdalena zur Seite steht. MICHAEL NAGY als Beckmesser macht eine gute gesangliche, nicht immer ganz fokussierte Figur und wird als ehemaliger Rockstar hier zum äußerlich attraktiven Rivalen Stolzings. Die Personenführung zwischen den Protagonisten ist jedoch nicht mehr als routiniert. Da fehlt das Überraschende.

Veit Pogner wird JONGMIN PARK volltönend dargeboten. Den Vater nimmt man ihm nicht ab. MATTHIAS STIER ist ein Bilderbuch- David, TOBIAS KEHRER gibt dem Nachtwächter bassigen Nachdruck. Die mittleren und kleinen Meister machen ihre Sache gut.

Der Chor, nun mit weniger festangestellten Mitgliedern (Chorleiter: THOMAS EITLER DE LINT) erfüllt die immer hohen Erwartungen, die an den Bayreuth-Chor gestellt werden. Auch szenisch ist es stark gefordert.

DANIELE GATTI hat eine romantische Auffassung, meist farbenreich, zuweilen zu laut und dicht  für die Sänger, auch nicht immer koordinationssicher. Das Orchester zeigt hohe Klangkultur. Aber auch hier fehlt das Außergewöhnliche an diesem Abend in der musikalischen Auffassung.

Das Publikum ist begeistert. Vielleicht ist das genau der Spiegel unserer Zeit: Lieber nicht zu sehr in die Tiefe gehen. Gute, vor allem bunte Unterhaltung genügt den meisten Zuschauenden. Zu Recht werden die grandiosen Leistungen von ZEPPENFELD, NILSSON und SPYRES gefeiert.

Christian Konz

 

 

 

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