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BAYREUTH: LOHENGRIN

29.08.2013 | KRITIKEN, Oper

Bayreuth Festspiele 2013, 26. August, letzte Aufführung  „LOHENGRIN“

 Inszeniert von Hans Neuenfels unter der Stabführung von Andris Nelson war diese Aufführung ein Erlebnis spezieller Art. Subtil im Klang und optimal in Dynamik und Tempi spielte das Festspielorchester Bayreuth das ganze Werk makellos. Das Bühnenbild und die Kostüme von Reinhard von der Tannen haben sind für Traditionalisten sicherlich gewöhnungsbedürftig, genau so wie die Personenführung von Neuenfels.  Es war Regietheater im besten Sinn, der Musik angepasst, mit neuen interpretatorischen Ideen, welche das Werk Richard Wagners nicht verfälschen, im Gegenteil verstärken. Die wenigen Buh’s am Ende waren ungerechtfertigt und zeugen von Ignoranz und Kompromisslosigkeit. Buh trägt halt gut und man/frau kann sich profilieren. Hervorragend die sängerische Leistung von Klaus Florian Vogt. Ich habe schon lange keinen Tenor mit dieser klaren Diktion auch in den leisesten Stellen, der makellosen Melodieführung ohne falschen Pathos und der Leichtigkeit im sängerischen gehört. Annette Dasch gab eine ausgezeichnete Elsa. Auch Sie mit hervorragender Diktion und sauberer Intonierung ohne die falsch gesetzten Vibrato’s, mit denen ZuhörerInnen heute oft konfrontiert/geplagt werden.

Der im ersten Akt kraftvoll und sauber singende Thomas J. Mayer als Telramund war im zweiten Akt eher schwach und nicht so sauber zu hören. Im dritten Akt dagegen fand er wieder zur Leistung vom ersten Akt zurück. Ortrud, gesungen von Petra Lang, war im ersten Akt nur selten zu hören und überzeugte auch im zweiten und dritten  Akt sängerisch, ausser in den Fortissimo Passagen, nicht. Darstellerisch aber war sie sehr präsent und optisch hervorragend. Ganz ausgezeichnet hat mir der Heerrufer, Samuel Youn, gefallen. Er war, endlich mal, ein wirklicher, kräftiger Rufer. Heinrich Schwinghammer als König Heinrich war überzeichnet und hat mich als Sänger nicht überzeugt. Hervorragend wie eigentlich immer der Festpielchor Bayreuth, geleitet durch Eberhard Friedrich.

Die Idee von Neuenfels, die Brabanter als Mäuse zu zeigen ist wenn man es richtig überlegt schlüssig. Sie versinnbildlichen die manipulierbare Masse, welche sich hie und da auch als Individuen zeigen dürfen. In der Inszenierung immer dann, wenn die Mäuse sich umkleiden, das heisst die Mäusehaut ablegen.

In der ganzen Inszenierung hat mich eigentlich nur das Schlussbild mit Gottfried als dem neuen Menschen gestört. Dieses Bild ist für mich in der Ästhetik grenzwertig, obgleich ich den Sinn nachzuvollziehen kann.

Der Applaus am Schluss bestätigt meine Meinung. Abgesehen von den erwähnten, wenigen Buh’s war dieser Applaus kräftig und lange anhaltend.

 Peter Heuberger

Basel

 

 

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