Basel: Martinskirche – Chor und Orchester des Gymnasiums Kirschgarten – Barber –Duruflé – Ramirez -1.11.2013
Foto: Fatima Mharchat
Im September dieses Jahres brachte der Chor des Gymnasiums Kirschgarten im Rahmen der Orgelkonzerte in der Basler Peterskirche in eindrücklicher Weise die Orgelfassung von Maurice Duruflés Requiem zur Aufführung. Ich habe im Online-Merker darüber berichtet. Ein eindrücklicher Auftritt, der nach „mehr davon“ verlangte. Dieser Wunsch ging am ersten Novembertag in der Basler Martinskirche in Erfüllung – und wie!
Seit 1998 existieren Chor und Orchester des Gymnasiums Kirschgarten. Entstanden sind die Formationen aus dem Zusammenschluss zweier Gymnasien. Und seither feiern die jungen Musikerinnen und Musiker – welche freiwillig nebst dem normalen anstrengenden gymnasialen Schulbetrieb regelmässig an den Chor- und Orchesterproben mitmachen – einen Erfolg nach dem anderen. So brachten sie zum Beispiel 2012 das Mozart-Requiem zur Aufführung und waren in Rameaus Ballettoper „Les Indes Galantes“ im Theater Basel zu erleben. Unter der bewährten Leitung von Oliver Rudin sorgten Chor und Orchester in der sehr gut besuchten Martinskirche für musikalischen Höchstgenuss. Das Orchester eröffnete mit Samuel Barbers berühmtem Adagio für Streicher, Opus 11. Die wunderbar einheitlich klingenden Violinen wurden durch die Celli herrlich warm begleitet – es entstanden ergreifende Klangbilder. Die Zuhörer wurden so auf Duruflés Requiem eingestimmt. Durch die Bankreihen schritten währenddessen langsam die jungen Sängerinnen und Sänger, allesamt mit kleinen Teelichtern ausgestattet, zum Konzertpodium, platzierten die Kerzlein hinter dem Dirigenten und stellten sich still und leise hinter dem Orchester auf. Ein fantastischer Einfall, welcher auch optisch auf Duruflés Requiem einleitete. Auf diese eindrücklichen optischen und akustischen Impressionen folgte das Requiem. Der beeindruckten Begeisterung im September in der Peterskirche folgten für mich tiefste Ergriffenheit und Erschütterung. Die jungen Sängerinnen und Sänger zogen alle Register und begeisterten mit jugendlich-kräftigen Herren- und engelsgleichen Damenstimmen. Es fand eine klanglich traumhafte Verschmelzung mit dem fantastisch spielenden Orchester statt. Oliver Rudin dirigierte differenziert und arbeitete die Piani, Forti und die entsprechenden Steigerung transparent heraus, war in seinen Einsätzen absolut klar und führte so Chor und Orchester zu fantastischem Klang. An der Orgel, wie schon in der Peterskirche, Andreas Jud, welcher auch an diesem Abend gerade bei den schnellen Passagen durch eine herausragende Fingertechnik auffiel und so weitere Highlights setzen konnte. Er integrierte die Orgel sehr einfühlsam in den übrigen Klangkörper und vermied so übertriebene Orgeldominanz. Von diesem jungen, begabten Organisten wird man hoffentlich noch öfters hören! Im Orchester fielen besonders die beiden Trompeten auf. Kein verwackelter Ansatz, jeder Ton ein Treffer, klar, strahlend, feierlich wie eine Glocke! Wenn der zweite Trompeter, der gymnasiale Erstklässler Fabrice Frei so weiter macht, wird man ihn sicher eines Tages in einem Wagner-Orchester wiederfinden! Die Mezzosopranistin Debora Büttner brillierte mit ausdruckstarker, tragender Stimme im „Pie Jesu“. Die junge Sängerin verfügt über eine sichere, strahlende Höhe und ausdrucksstarke Tiefe. Den Baritonpart übernahm Philippe Meyer, der seine wohlklingende Stimme vollends entfalten konnte. Mit dem kurzen aber sehr schweren Sopransolo sorgte die Schülerin Meret Felber für eine kleine musikalische Sensation!
Nach dem überwältigenden Requiem dann der Kontrastpunkt: Mit Ariel Ramirez „Navidad Nuestra (Unsere Weihnacht) aus dem Jahr 1963 wurden die Zuschauer wieder ins Leben zurück geführt. Zusammen mit der Formation Aruma de Bolivia stimmte der Chor singend und tanzend (geniales Staging: Jonas Göttin) auf die kommende Advents- und Weihnachtszeit ein. Zu Beginn noch etwas verhalten steigerte sich jedoch der Chor zu sängerischer und tänzerischer Höchstform. In farbigen T-Shirts war der Chor immer in Bewegung, bewegte sich in einzelnen Gruppen oder als Ganzes auf dem Podium. Die drei jungen Herren, welche von ebenso vielen jungen Damen umtanzt wurden, genossen dies mit offensichtlichem Stolz. Maestro Oliver Rudin hielt die Bolivianischen Musiker und seinen Chor auch in diesen „bewegten Momenten“ souverän zusammen. Am Schluss löste sich das ganze auf, der Chor fand sich zwischen den Kirchenbänken wieder, der Kreis hatte sich geschlossen. Strahlend nahmen die jungen Künstlerinnen und Künstler – Chor und Orchester – den jubelnden Applaus des Publikums entgegen.
Grosser Applaus auch für Anita Zeller und Nathalie Spörri-Müller, welche zusammen mit Oliver Rudin Orchester, bzw. den Chor einstudiert hatten. Einen Sonderapplaus gab es auch für Ina Hegyaljai, welche das kunstvolle Titelbild des Programmheftes gemalt hatte. Sehr stark fiel der Applaus für Oliver Rudin aus – da erhielt das Publikum zusätzliche Hilfe durch den Chor und das Orchester, welche ihren Dirigenten und Chorleiter mit ehrlicher Begeisterung feierten. Ein unvergesslicher Konzertabend!
Michael Hug