Theater Basel: “ Hexenjagd“, Schauspiel von Arthur Miller – Pr. 11.1.2019
© Sandra Then
Arthur Millers Paradestück „The Crucible“ (wörtlich etwa „Die Feuerprobe“) beruht auf den historisch belegten Hexenverfolgungen in Salem, Massachusetts, im Jahre 1692. Gleichzeitig verdammte Miller damit die Kommunistenverfolgungen der McCarthy-Ära in den 50ern, in deren Verlauf er selbst die Aussage verweigerte und wegen Missachtung des Kongresses zu einer Gefängnis – und Geldstrafe verurteilt wurde.
Ein paar junge Mädchen tanzen im Wald zu einem okkulten Ritual und werden dabei von Pastor Parris (Urs Peter Halter) überrascht. Ein böses Vergehen bei den Puritanern. Die Mädchen geben vor, von übernatürlichen Kräften besessen zu sein, um der Strafe zu entgehen. Der Pastor beauftragt den Teufelsspezialisten Pastor Hale (Thiemo Strutzenberger) damit, der Sache auf den Grund zu sehen. Der stellt die Teufelsbesessenheit der Mädchen nie in Frage, und bald beschuldigen diese halb Salem, mit dem Teufel gemeinsame Sache zu machen.
Obwohl es im Laufe der daraufhin anberaumten Gerichtsverhandlung immer klarer wird, dass die Mädchen gelogen haben, werden zahlreiche Menschen zum Tode verurteilt, da die massgebenden Personen des Gerichts, allen voran Pastor Parris, Richter Hathorne und der Stellvertreter des Gouverneurs, ihr Gesicht nicht verlieren wollen.
Der in seinem Heimatland frenetisch gefeierte junge britische Regisseur Robert Icke inszeniert hier zum ersten Mal in der Schweiz. Wer aber eine völlig neue Herangehensweise erwartete, für die er bekannt ist, wurde enttäuscht. Der nüchterne Gerichtssaal in Anlehnung an Miller im Stil der 50er (Bühne: Chloe Lamford) könnte in jeder Kleinstadt stehen, von den meist schwarzen zeitgenössischen Kleidern heben sich nur die puritanisch angehauchten Outfits (mit grässlichen Kopfbandagen statt Hauben) der Mädchen ab (Kostüme: Wojciech Dziedzic). Einzige Neuigkeit: Der Stellvertreter des Gouverneurs ist nun eine Frau (hervorragend gespielt von Katja Jung), die als Richterin aber auch nicht erfolgreicher ist als ihr Vorgänger, Richter Hathorne (Simon Zagermann). Obwohl Abigail (Linda Blümchen) eigentlich die Protagonistin des Stücks ist, deren Affäre mit John Proctor (glänzend: Florian von Manteuffel) nicht nur diesen, sondern auch dessen Ehefrau Elisabeth (Barbara Horvath) und deren Baby ins Verderben reisst, ist es vor allem die Darstellung von Leonie Merlin Young als Mary Warren, die Eindruck macht. Wie das endlich die Wahrheit aussagende Mädchen langsam unter dem Druck der anderen zusammenbricht und sich wieder ins Lügengebilde eingliedert, ist sehenswert.
Leider ist das eine der wenigen sehenswerten Szenen in dem sich über dreieinhalb Stunden dehnenden Stück. Trotz einer grandiosen Schauspielleistung des 18-köpfigen Ensembles kommt die Inszenierung weder an die Dramatik von Millers Glanzstück noch an die Wirklichkeit heran: Bis zu 300 Personen wurden damals tatsächlich verhaftet, 30 zum Tode verurteilt, 20 davon hingerichtet, 4 weitere und ein Baby starben in Haft.
Alice Matheson