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BASEL/ Theater/ Grosse Bühne: LOHENGRIN. Letzte Vorstellung unter Axel Kober

23.12.2013 | KRITIKEN, Oper

Basel: Theater – Grosse Bühne – Lohengrin – Besuchte Aufführung 22.12.2013

 Fulminante Stabübergabe – Axel Kober dirigiert den Basler „Lohengrin“ zum letzten Mal

 Die vorweihnächtliche Aufführung des Basler „Lohengrin“ nimmt in der gesamten Serie eine Sonderstellung ein: Es ist nämlich die letzte unter der bewährten Stabführung von Axel Kober. Bezüglich der Inszenierung von Vera Nemirova gibt es nichts Neues zu berichten – sie gefällt durch das eindrückliche Bühnenbild (Jens Kilian) und durch die weitgehend einfache Nachvollziehbarkeit der Geschichte, was sicher so manchem „Einsteiger“ den ersten Kontakt mit Wagner erleichtern mag. Musikalisch hat sich hier jedoch im Laufe der Zeit einiges getan! Das Sinfonieorchester Basel beweist einmal mehr, dass es den Wagner intus hat. Da klappt nun einfach alles. Dirigent Kober kann sich an „seiner“ Basler Lohengrin-Dernière voll und ganz auf das Orchester sowie den herausragend gewaltigen Chor und Extrachor des Theater Basel verlassen, zieht nochmals sämtliche Register und legt auch zum Schluss einen schlicht und ergreifend fantastischen, differenzierten und musikalisch äusserst spannenden Wagner-Abend hin. Auch von der Sängerfront gibt es ausschliesslich Erfreuliches zu berichten: Pavel Kudinov überzeugt stimmgewaltig und mit klarer Diktion als Heinrich der Vogler. Thomas Berau, der für den erkrankten Andrew Murphy als Heerrufer einspringt, hat zwar im ersten Akt einen kleinen Aussetzer, findet aber sofort wieder in die Partie und meistert sie souverän. Olafur Sigurdarson überzeugt als Telramund. Ihm zur Seite die fulminant aufspielende Alexandra Petersamer als Ortrud. Frau Petersamer scheint diese Rolle und die Art, wie Regisseurin Nemirova sie gestaltet, auf den Leib geschrieben. Die „Entweihten Götter“ geraten in voller Wucht, der Kirchgang wird dank ihrer grossartigen Darstellung zum bissigen Zickenkrieg. Es reicht eben nicht, dass man meine „Lieblingsbösewichtin“ Ortrud einfach mit ein paar lauten schrillen Tönen und einigen verzerrten Grimassen „runterrattert“ – man muss diese Figur leben – so wie das eben die „in dieser Rolle tief erfahrene“ Alexandra Petersamer tut! Der zweite Akt wird dadurch für mich zu einem besonderen Highlight dieses ohnehin schon überdurchschnittlich starken Theaterabends! Die junge Sunyoung Seo liefert eine herrliche Elsa! Ich empfinde Frau Seo an diesem Abend in der stimmlichen Gestaltung wesentlich differenzierter, als dies in früheren Aufführungen noch der Fall war. Die junge Sopranistin überzeugt mit klarem, schönem Sopran und ausgezeichneter Diktion und erfüllt wirklich alle Voraussetzungen für den Bayreuther Meister. Und über all dem schwebt der wunderbare Rolf Romei als Lohengrin. Der Schweizer Tenor setzt den Schwanenritter nicht rein heldisch sondern sehr lyrisch an und ermöglicht so neue musikalische Einsichten in die Partie. Dieses Lyrische eben macht den Ritter sehr menschlich, nahbar und in seiner Liebe zu Elsa äusserst glaubwürdig. Die Gralserzählung gerät ihm leidenschaftlich berührend – bei der berühmten „Taube“ wagt niemand im Zuschauerraum zu atmen – so innig und spannend ist das! – Grosser Schlussapplaus im gut verkauften Haus! Die restlichen Aufführungen stehen unter der musikalischen Leitung von Alois Seidlmeier (29.12.) und Giuliano Betta (12.1., 2.2., 15.6.) – ich bin sehr gespannt!

 Michael Hug

 

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