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BASEL/ Stadtcasino: ELISABETH LEONSKAJA, SINFONIEORCHESTER BASEL, DENNIS RUSSEL DAVIES – „FEUERVÖGEL“

Basel: Stadtcasino – Elisabeth Leonskaja, Sinfonieorchester Basel, Dennis Russell Davies – „Feuervögel“24.09.2014

 Glanzvoll-feurige Saisoneröffnung

 Mit einer festlichen Fanfare eröffnet das Sinfonieorchester Basel (SOB) unter seinem Dirigenten Dennis Russell Davies die neue Basler Konzertsaison. Die erwähnte Fanfare erklingt in Giovanni Gabrielis (1551 – 1612) „In ecclesiis“, welches in der Orchesterbearbeitung von Bruno Maderna (1920 – 1973) erklingt. Die Blechbläser zeigen eindrücklich, dass mit ihnen zu rechnen ist – und dies nicht nur am heutigen Konzertabend! Klar und feierlich verbreiten sie bereits mit den ersten Takten festlichen Glanz. Was so strahlend beginnt, wird im Verlaufe immer besinnlicher und in sich gekehrter, und da brillieren die Holzbläser mit berührenden Piani. Dem SOB und seinem Dirigenten gelingt bereits im zehnminütigen Eröffnungsstück ein äusserst differenziert gestalteter, musikalisch äusserst präzis dargebotener Vortrag.

 „Wozu gibt man Konzerte?“, fragt Pianistin Elisabeth Leonskaja im Interview im Programm-Magazin und beantwortet die Frage gleich selbst: „Damit die Menschen sich für eine Weile vergessen, damit sie in eine völlig andere Sphäre eintauchen und sich sozusagen reinigen.“ Gesagt, getan! Frau Leonskaja lässt den Zuschauer mit Ludwig van Beethovens Konzert für Klavier und Orchester N. 2 B-Dur, Op. 19  in herrlichste musikalische Sphären eintauchen. Sich selber nimmt die Ausnahmepianistin dabei zurück, verzichtet vollkommen auf (selbst)darstellerische Effekte. Sie stellt das Werk ins Zentrum und nicht ihre Person. Frau Leonskajas Sprache ist die Musik und deren Wirkung. Und diese wird  dank dem wunderbaren Spiel dieser fantastischen Künstlerin bei den zahlreich erschienenen Zuhörern nicht verfehlt. Frau Leonskaja kann sich auf die Zuverlässigkeit des SOB und Dennis Russell Davies verlassen. Das Orchester trägt die Pianistin sensibel durch das Konzert, nimmt ihre musikalische Aussage auf und setzt sie in wunderbarste Musik um. Der zweite Satz (Adagio) gerät zu einer intensiven, tiefgehenden Meditation, aus der das Publikum im direkt anschliessenden finalen Rondo mit unaufdringlichem, frischem Schalk in die Realität zurückgeholt werden. Durch das ganze Konzert hindurch präsentiert Frau Leonskaja ihre technische Brillanz in unglaublich bescheidener Selbstverständlichkeit, so dass erneut das zu unrecht oft viel zu wenig beachtete zweite Klavierkonzert alleine im Mittelpunkt steht. Wie sagt die Künstlerin im Programm-Magazin: „Mir geht es nicht darum, dass sie (die Zuhörer) sich für mich begeistern – zumindest schon lange nicht mehr. Ich spüre die Verantwortung, dass ich die Lebenswahrheit und die Reinheit, die in der Musik stecken, zur Geltung bringe – schliesslich sind es eine innere Erregung und eine Idee, die den Komponisten dazu gebracht haben, dieses Stück zu schreiben.“ Absolute Ehrlichkeit – nicht nur auf dem Konzertpodium! Ihr Anliegen: „Ich wünsche mir, dass die Zuhörer aus dem Konzert gehen mit dem Gefühl, etwas erkannt zu haben als geistige Idee, was uns im Leben beschäftigt, was wir aber normalerweise nicht erkennen, weil wir zu blockiert sind.“ Liebe Frau Leonskaja, das ist Ihnen wirklich gelungen!

 Nach der Pause lässt sich das SOB nicht lumpen und legt Igor Strawinskys „Feuervogel“ in einer fesselnden Art und Weise, die ihersgleichen sucht, hin. Dennis Russell Davies lässt das erneut frisch aufspielende Orchester anschwellen, aufbrausen – ohne es dabei „explodieren“ zu lassen – um es dann subtil wieder zurückzunehmen. Des Dirigenten grosse Fähigkeit, sämtliche Akzente des Werkes hörbar zu machen, gelingt dank der grossartigen Leistung sämtlicher Orchestermusiker, die sich vom Dirigenten bedingungslos führen lassen, ausgezeichnet. So geraten nicht nur die berühmten lauten, sondern auch die feinen, lyrischen Passagen von Strawinskys Werk perfekt. Es entsteht ein musikalischer Spannungsbogen, der das Publikum von der ersten bis zur letzten Note fesselt.

 „Feuervögel“ – der mehr als nur gelungene Start des SOB und seinem Chefdirigenten in die neue Konzertsaison. Auch heuer setzt das SOB auf Nähe und Kontakt mit dem Publikum. So findet jeweils vor dem Konzert eine kurze Einführung statt. Das bisherige, eher dürftig geratene (dafür teure) Programmheft wurde durch das KOSTENLOSE „Programm-Magazin“ ersetzt, in welchem der Konzertbesucher wertvolle Informationen zu Werk und Künstler des jeweiligen Abends erhält und mit „latest news“ vom  SOB auf junge, frische Art versorgt wird.

 Die grosse Besucherzahl und die grosse Resonanz, welche das Konzert auch bei den zahlreichen begeisterten jugendlichen Besuchern findet, gibt dem künstlerischen Planer des SOB, Dr. Hans-Georg Hofmann und seinem Team, bereits am ersten Abend recht – Bravo!

 Toi – toi – toi für die Saison 2014/15!

 

    Michael Hug

 

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