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Basel: Musical Theater – Sinfoniekonzert SOB – Alpensinfonie – Midori (Violine) – Sinfonieorchester Basel (SOB) – Hans Drewanz (Leitung) – 16./17.05.18
Generationentreff: Midori und Hans Drewanz auf musikalischer Wanderschaft
Gross ist die Freude bei Publikum und Orchester über die erneute Zusammenarbeit mit Maestro Hans Drewanz, der 2015 am Theater Basel mit seinem fulminanten Dirigat von Richard Strauss’ „Daphne“ für Furore sorgte. So überrascht es überhaupt nicht, dass ihm das Sinfonieorchester Basel heuer erneut einen Strauss-Abend anvertraut.
Nun ist es so, dass an den SOB-Konzerten immer auch noch etwas Neuzeitliches geboten wird. Diesmal erklingt „DoReMi, Konzert für Violine und Orchester Nr. 2 (2012)“ von Péter Eötvös. Vorgetragen wird das Werk von Midori, einstiges Wunderkind, welches sich zur Violinstin allerersten Ranges, sprich, zum Weltstar entwickelt hat. Dass Midori gerade dieses Konzert aufführt, ist kein Zufall. Komponist Eötvös hat es der Ausnahmeviolonistin, deren Namen in variierter Reihenfolge im Werktitel erscheint, gewidmet. Musikalisch eröffnet wird das Konzert mit dem „MiDoRe“-Motiv, welches immer wieder auftaucht. Ein schöneres Zeichen eines Komponisten für seine Verehrung für eine fantastische Künstlerin ist kaum denkbar! Eötvös verlangt seiner Solistin sowohl technisch als auch emotionell äusserst viel ab. Midori meistert die Herausforderung souverän und stellt ihre herausragendes technisches Geschick und ihre grosse Emotionalität gekonnt unter Beweis. Schade ist jedoch, dass Midori an diesem Abend nicht ein längerer Auftritt mit vielleicht noch einem „populären“ Stück gegönnt ist, so fällt der Applaus des von diesem Werk stark geforderten Publikums lediglich freundlich und nicht – wie eigentlich verdient – euphorisch aus.
Bruckner, Wagner, Mahler – und eben Strauss: das sind Komponisten, welche dem Sinfonieorchester Basel besonders gut liegen. Und wenn das Dirigat zudem noch von herausragenden Spezialisten dieser Tonschöpfer übernommen wird, dann gibt es beim SOB kein Halten mehr – und ein rauschendes Klangfest nimmt seinen Lauf. Da bildet auch die Aufführung der berühmten „Alpensinfonie op.64 TrV 233(1915)“ von Richard Strauss an diesem Abend keine Ausnahme. Maestro Hans Drewanz dirigiert in zügigem Tempo und vermag vor dem geistigen Auge der Zuhörer prächtige Bilder von Bergen, Alpwiesen, Wälder und Bächen entstehen zu lassen. Dem Orchester und seinem Dirigenten gelingt ein farbenfroher musikalischer Bilderbogen, der sehr episch, feierlich – ja, majestätisch – aber nie kitschig wird. Strahlende Blechbläser, fein differenzierte Klangmuster im Holz, solide Streicher, präzises Schlagwerk sorgen für einen wunderbaren Ausflug in die Berge. Es wird überdeutlich, wie Richard Strauss auf der Bergwanderung, welche dieser Sinfonie zugrunde liegt, empfunden haben muss. Einziger Wermutstropfen dabei ist die schwierige Akustik im Musical-Theater. Gerade beim Gewittersturm kommt es zu Vermischungen, viele musikalische Details gehen im Grundgetöse unter. Das liegt jedoch nicht an Dirigent oder Orchester, sondern an den akustischen Gegebenheiten des Hauses, welches letztendlich nicht für sinfonische Konzerte konzipiert ist. Es bleibt die Hoffnung, dass die Bauarbeiten am Stadtcasino Basel bald abgeschlossen sind und die Basler Musikfreunde bald wieder dessen grossartige Akustik geniessen können.
Wie auch immer: Grosser Applaus für einen mitreissenden, grossartigen Konzertabend, verbunden mit dem Wunsch: Auf ein baldiges Wiedersehen und -hören, Hans Drewanz!
Michael Hug