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BASEL/ KLeine Bühne Theater Basel: DAS WEISSE VOM EI nach Eugene Labiche – in Christoph Marthalers Inszenierung

23.12.2013 | KRITIKEN, Theater

BASEL: „DAS WEISSE VOM EI“, Kleine Bühne Theater Basel Premiere 21.Dezember 2013

 Originaltext 1861von Eugene Labiche
Regie Christoph Marthaler

 Unbenannt
 Carina Braunschmidt © Simon Hallström

Eines ist sicher: Das Gelbe vom Ei ist die neue Inszenierung von Christoph Marthaler nicht. Mit der Umarbeitung eines müden Boulevardstückes in eine “ Kritik der heutigen Gesellschaft“ scheitert der Regisseur. Ohne den im Programmheft durch unendlich viele Buchstaben versteckten roten Faden ist das Stück unverständlich. Aber wer hat schon vor dem Abend das Programmheft gelesen? Das Publikum ist verunsichert, lacht verhalten, wenn es denn etwas zu lachen gibt und applaudiert am Schluss zufrieden. Zufrieden mit was? Zufriedenheit mit der guten Leistung der Schauspieler? Applaudiert mann/frau das Bühnenbild von Anna Viebrock oder die Slapsticks, welche man vor ca. 30 Jahren und mehr schon belacht, herzlich belacht hat. Und damals waren diese Gags ja auch neu. Ich kann den Grund für die Zufriedenheit nicht beurteilen. Beurteilen kann ich auf jeden Fall, dass während 135 Minuten Langeweile herrschte oder wie Gioachino Rossini zu bemerken: „Marthalers Regie hat kurzweilige Momente, aber langweilige Viertelstunden.“ (Rossinis Original lautet: Wagners Musik hat schöne Momente, aber böse Viertelstunden!) Das Ensemble auf der Bühne hätte eine stringentere, spannendere Regieführung und Textbearbeitung verdient. Alle Texte waren oberflächlich, banal und hätten auch wegfallen können. Zurück zum Stummfilm? Na ja wieso nicht?

Die Leistung der Schauspieler und Schauspielerinnen war im Rahmen dieser Inszenierung hervorragend. Hervorzuheben ist Ueli Jäggi als Monsieur Ratinois mit seiner stummen Ansprache. In der stummen Rolle von Friedelind glänzte Catriona Guggenbühl. Ausgezeichnet spielte Raphael Clamer den eher tollpatschigen Frederic Ratinois mit seinen (alten) Slapsticks. Emmeline Malingear wurde optimal interpretiert durch Carina Braunschmidt. Alle Schauspieler hatten Ihre besten Momente im Mimischen, die Texte waren derartig geistlos, dass einem das Zuhören zuviel wurde. Auch Graham F. Valentine war am besten zu verstehen, wenn er in seinen Rollen als Josephine, Alexandrin und Onkel Robert stumm blieb. Charlotte Clamens, Marc Bodnar und Nikola Weisse blieben, dem Regisseur sei Undank, relativ farblos.

Ich bin der Auffassung, dass auf Bühnen für das Publikum nachvollziehbare Geschichten erzählt werden sollten. Ich betone: Nachvollziehbar! Ob diese Geschichten verstanden werden, ist ein anderes Thema, dies umso mehr als Verständnis sehr individuell sein kann. Zum Thema Gesellschaftskritik kann ich nur bemerken: Sie darf, ja sie muss sein. Aber verständlich und nicht am Zuschauer vorbei. „DIE MÖWE“ aktuell im Basler Theater zu sehen, ist dafür ein gutes Beispiel.

Unbenannt
Die SchauspielerInnen. Foto: Simon Hallström

 Peter Heuberger / Basel

 

 

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