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BASEL: DANCE TALKS / Ballett Basel. Premiere

Basel: Theater Basel – Grosse Bühne – Ballett Basel „Dance Talks  – Premiere vom 2.10.2014

 Das Ballett Basel beginnt seine neue Saison mit einem dreiteiligen „Tonbandabend“ mit Choreographien von Jean-Philippe Dury, Richard Wherlock und Ed Wubbe. Als Schweizer Erstaufführung präsentiert die Basler Compagnie das Stück „Cel Black Days“ des jungen französischen Choreographen Jean-Philippe Dury, der zudem auch für die dunkle, düstere Bühne verantwortlich zeichnet. Die entsprechende Lichtgestaltung gelingt Juan Carlos Gallardo perfekt. Das Stück ist mit der schwermütigen Musik von Hildur Guonadottir unterlegt und hat die Jugend und das Altwerden zum Thema. „Man wird nicht alt, weil man eine gewisse Anzahl an Jahren gelebt hat“, so Dury im Programmheft, „Man wird alt, weil man sein Ideal aufgegeben hat.“ Ein eher düsteres, wenn auch leider realistisches Bild, das der junge Franzose in seiner kräftezehrenden Choreographie, ergänzt durch stimmige Videosequenzen (Video: Andreas Guzman) dem Publikum zeigt. Dabei kann er sich natürlich auf die fabelhafte Tanzkunst der Tänzerinnen und Tänzer der Basler Compagnie getrost verlassen. So mancher Zuschauer dürfte sich ab so viel akustischer und optischer Schwermut etwas erschlagen fühlen.

Da kommt das zweite Stück, Richard Wherlocks „Straight To The Heart“ gerade richtig. Seine jüngste Uraufführung wird eine Huldigung an Dusty Springfiled, einer der grossen Popsängerinnen der 60er-Jahre.  Natürlich schafft es der Basler Ballettdirektor auch dieses Mal, die einzelnen Nummern mit den richtigen Tänzerinnen und Tänzern zu besetzen und nicht nur die Musik sondern auch die Texte der Songs zu choreographieren und so ein vielschichtiges Bild des Phänomens Dusty Springfield zu zeichnen. So wird auch diese Choreographie nicht einfach ein heiterer Gruss aus der heilen Welt der 60-er – denn auch da ging es nicht allen ausschliesslich gut – sondern gerät zu einem bunten Stimmungsbild mit fröhlichen und ernsten Akzenten. Aus all den auch hier perfekt performenden Tänzerinnen und Tänzern sticht in dieser Nummer einer besonders stark hervor: Ruochen Wang, der mit vollem Körpereinsatz die unmöglichsten Bewegungsabläufe vollzieht und dabei noch mimisch ironischen Schalk versprühen vermag. Wang ist ein wahrer Hingucker mit unglaublicher Bühnenpräsenz und wird gerade in Charakterrollen Erfolge feiern können.

 Als Schweizer Erstaufführung präsentiert das Ballett Basel „Holland“ von Ed Wubbe, der mit dieser mörderischen Arbeit, welche der Compagnie auch zu guter Letzt noch das Hinterste und Letzte abverlangt, seine Heimat Holland aus kulturellem und geschichtlichem Gesichtspunkt vorstellt. Dass die Basler Tänzerinnen und Tänzer auch diese Herausforderung mit – man möchte fast sagen – Leichtigkeit bravourös meistert, versteht sich eigentlich fast von selbst. Die Musik dazu stammt aus den Federn von Niccolo Paganini, Kimmo Pohjonen und Fabian Smit.

 Das Publikum verdankt diesen langen, auch die Zuschauer äusserst fordernden Ballettabend mit ausgiebigstem, frenetischem Applaus. Dem Ballett Basel ist der Einstieg in die neue Saison eindrücklich gelungen – toi, toi, toi für die weiteren Produktionen!

  Michael Hug

 

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