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BASEL/ Basler Münster – Sinfoniekonzert SOB: (Bruckner + Schmidt und Mahler). Bolton; Liebig; Lehmkuhl

am 23.5. (Michael Hug)

Basel: Basler Münster – Sinfoniekonzert SOB: «Bruckner + Schmidt und Mahler» – Sinfonieorchester Basel (SOB), Wiebke Lehmkuhl, Alt, Andreas Liebig, Orgel, Ivor Bolton, Leitung  – 22.05.19 (besuchtes Konzert) und 23.05.19


Ivor Bolton, Wiebke Lehmkuhl und das Sinfonieorchester Basel (Foto: Michael Hug)

Im zweitletzten Konzert dieser Saison richtet das Sinfonieorchester Basel (SOB) mit seinem Cherdirigenten Ivor Bolton nochmals mit grosser Kelle an und bindet zu Beginn das Basler Münster mehr denn je ein: So kommt beim Eröffnungssstück, der «Fuga Solemnis» (1937) von Franz Schmidt, auch die Orgel des berühmten Basler Kirchenbaus zum Einsatz. Verhalten und darauf sich steigernd gibt Organist Andreas Liebig das Thema der Fuga vor, dieses wird daraufhin vom Orchester aufgenommen, bevor dann Orgel und Orchester im Gesamtklang zusammenfinden. Faszinierend ist dabei zu erleben, wie der Orgelklang «von oben» und der Orchesterklang «von unten» miteinander verschmelzen.

Wiebke Lehmkuhl zählt zu den grossen Altistinnen unserer Zeit und ist sowohl in der «Alten» als auch in der «Neuen» Musik zu Hause. Heuer ist die bayreutherfahrene Sängerin mit Gustav Mahlers «Kindertotenliedern» (1904) in der Stadt am Rheinknie zu Gast. Sie gestaltet die Lieder mit grosser Emotion. Schade mag sich Frau Lehmkuhls wunderbare Altstimme bei den für Singstimme äusserst schwierigen akustischen Verhältnissen des Basler Münsters nicht so recht durchzusetzen. Obwohl Maestro Ivor Bolton und das Sinfonieorchester Basel umsichtig begleiten, wird die Solistin gerade bei den Piani und im letzten Lied «In diesem Wetter» vom Orchester beinahe überdeckt. Wie jedoch gesagt: Das Problem liegt hier ausdrücklich nicht bei den Aufführenden. Es bleibt wirklich zu überlegen, ob Konzertabende mit Gesang nicht besser am Theater Basel gegeben werden, so lange sich das SOB während des Umbaus des Konzertsaales im Stadtcasino noch auf Wanderschaft befindet. Aber diese soll ja bald enden …
Auch im dritten Programmpunkt, Anton Bruckners «Sinfonie Nr. 6 A-Dur, WAB 106» (1881), beeinträchtigt die schwierige Münster-Akustik das Klangbild. Zwar weniger stark, braucht doch Bruckners grosse Musik viel Raum um sich voll und ganz darin zu entfalten. Ivor Bolton hat mit dem SOB Bruckners Sechste spannungsvoll, facettenreich und äusserst dynamisch einstudiert. Dabei setzt der Dirigent auf grosse Klangbogen und äusserst fein phrasierte Wechsel zwischen piano und forte. Er lässt das Orchester zu grossem Klang anschwellen und nimmt es ebenso dynamisch wieder zurück. Beobachtet man Ivor Bolton mit dem ihm eigenen Stil beim Dirigieren, sieht man, dass der Maestro mit grosser Freude und grossen Armbewegungen aus dem Vollen schöpft. Das SOB versteht die «Sprache» seines Dirigenten und setzt dessen Anweisung mit grossem Engagement um.

Grosser Applaus für einen anspruchsvollen Konzertabend, welcher unter günstigeren akustischen Verhältnissen das Potenzial zu einer Sensation gehabt hätte.

 

 Michael Hug

 

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