BADEN / Stadttheater : SHOW BOAT von Jerome Kern und Oscar Hammerstein II
am 23.2.2019 (Premiere)
Das klassische Musical SHOWBOAT auf die Bühne zu stellen, ist ein gewaltiges Unterfangen, verlangt es doch nicht nur zahlreiche Ortswechsel, sondern vor allem auch ein Riesenensemble mit nicht weniger als 40 Solisten.
Intendant Michael Lakner hat sich aber dieses Werk dennoch in den Kopf gesetzt, sich eineinhalb Jahre lang mit dem Stoff beschäftigt und sich dieser besonderen Herausforderung gestellt. Am Samstag fand in Anwesenheit von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner die Premiere statt. Und der einmütigen Zustimmung am Schluss nach zu schließen, ist davon auszugehen, dass das Stadttheater Baden nunmehr einen Renner im Repertoire hat.
Showboat entstand im Jahre 1927 mit dem Buch und den Songtexten von Oscar Hammerstein II und der Musik von Jerome Kern. Es galt als „revolutionäres“ Musical, ist mittlerweile ein amerikanischer Klassiker (quasi ein Vorläufer von Porgy and Bess) und wird in regelmäßigen Abständen immer wieder neu-produziert. Größter Hit daraus ist die „Wunschkonzertnummer“ Ol’Man River, die die anderen Songs – zu Unrecht – ein wenig überschattet.
Als revolutionär können wir das Musical heute nur noch schwer empfinden, es fallen uns vielmehr die eindeutigen dramaturgischen Mankos des Werks auf, die der Intendant/Regisseur in seinem Programmhefttext auch freimütig benennt: „Die Schwäche des Stücks liegt eindeutig in der Tatsache, dass das Kennenlernen der beiden Protagonisten bis zu deren Eheschließung lange ausgewalzt mit vielen Nebenhandlungen über das Leben auf dem Showboat Versehen einen ganzen Aufzug in Anspruch nimmt, während im zweiten Akt die Episoden der Weltausstellung in Chicago, im Trocadero und im St.Agatha-Stift in atemberaubenden Tempo an uns vorbeiziehen und es dann im dritten Akt überhaupt den großen Sprung auf das Finale der Geschchte gibt, wo ganze 23 Jahre vergangen sind.“
Thomas Weinhappel, Valerie Luksch. Foto: Christian Husar/ Bühne Baden
Sei’s drum, die Begegnung mit dem guten alten Showboat ist trotz lohnend und beschert einen interessanten und bewegenden Abend (Tränen inbegriffen). Nicht zuletzt deshalb, weil Lakner ein hervorragendes Typecasting gelungen ist: Valerie Luksch als Magnolia ist ein unbändiger romantischer Teenager, der sich dem Joch seiner Kapitänseltern durch eine Heirat mit dem Hallodri Gaylord Ravenal (ein eitler Beau wie er im Büchl steht: Thomas Weinhappel) zu entziehen versucht und als er sie mit einem Kind sitzen lässt naturgemäß in einem Nachtclub landet (ein wenig wie die Marianne in „Geschichten aus dem Wienerwald). Jill Cleese ist eine glaubwürdig dem Alkohol verfallende Diva, Terja Diava eine resche Schiffsköchin.Verena Barth-Jurca eine supersoubrettige Soubrette, Uschi Plautz eine hantige Ehegattin, Benjamin Plautz ein sympathischer Loser und als ins Kloster gesteckte Tochter entzückt die zwölfjährige Alina Laura Foltyn.
Gesungen wird auch auf höchstem Niveau, wobei natürlich Zelotes Edmund Toliver als Ol’Man River verströmender Joe alle anderen stimmlich in den Schatten stellt und mit seinem Riesenorgan das Stadttheater- bildlich gesprochen – fast zum Einsturz bringt.
Unter der Leitung von Franz Josef Breznik musiziert das in allen Genres zuhause seiende Orchester der Bühne Baden mit Schmiss und Verve…
Auf zum Mississippi !
Robert Quitta