Baden: „EINE NACHT IN VENEDIG“ – 21.1.2012
Die Aufführungsserie, der vor Weihnachten herausgekommenen Erfolgsproduktion der beliebten Johann Strauß-Operette (s. „Merker“ 1/12) neigte sich langsam dem Ende zu. In dem nahezu ausverkauften Stadttheater gab es in der farbenprächtigen Inszenierung von Alexandra Frankmann-Koepp eine stimmungsvolle Vorstellung, bei der nur die gewollt moderne „Rahmenhandlung“ mit gestörten Besuchern eines venezianischen Museums unpassend war.
Musikalisch näherte sich Baden der Urfassung, ohne dabei aber die erfolgreiche Bearbeitung von Erich Wolfgang Korngold und Hubert Marischka sowie die von Anton Paulik geschaffenen Einschübe vergessen zu lassen. Ganz konsequent blieb man allerdings ohnehin nicht, denn eine Balletteinlage zu Beginn des 2. Aktes oder das Schwipslied der Annina entsprachen nicht dem Original. László Gyükér sorgte vom Dirigentenpult aus für eine schwungvolle und größtenteils kurzweilige Wiedergabe, das Orchester befand sich in ambitionierter Verfassung und auch der Chor sowie das diesmal häufig eingesetzte Ballett machten ihre Sache gut.
Das gilt ebenso für die Sänger, aus deren Riege niemand wirklich herausragte. Immerhin gab Matjaz Stopinsek einen lockeren, stimmlich sehr sicheren Herzog, war Andreas Sauerzapf in gefälliger Buffomanier ein quirliger Pappacoda, und stellten Helmut Wallner, Beppo Binder sowie Rollie Braun routiniert ein komisches Senatoren-Trio dar. Daniel Prohaska sang den Caramello größtenteils geschmackvoll, klang jedoch im Gondellied überfordert, Julia Koci war eine sehr gute Annina und die anderen – v. a. Jasmina Sakr (Ciboletta), Rita-Lucia Schneider (Agricola), Franz Josef Koepp (Centurione). Robert Kolar (Peppino) und Markus Pol (Enrico) – komplettierten verlässlich.
Gerhard Ottinger