Musical in Baden bei Wien: „Das Lächeln einer Sommernacht“ von Stephen Sondheim
(Vorstellung: 13. 3. 2015)
Patricia Nessy als Desiree Arnfeldt mit Jens Janke als Rechtsanwalt Egerman (Foto: Christian Husar)
Die österreichische Operetten-Metropole Baden punktete diesmal im Stadttheater mit einer Musical-Produktion: „Das Lächeln einer Sommernacht“ von Stephen Sondheim. Die Uraufführung dieses Werks, das sich an den schwedischen Film „Sommarnattens leende“ von Ingmar Bergman anlehnt, fand im Jahr 1973 unter dem Titel „A Little Night Music“ am Broadway in New York statt.
Von Sondheim, 1930 in New York geboren, ist zurzeit das Musical Sweeney Todd an der Wiener Volksoper ein Publikumsrenner. Der Komponist gewann mehrere Grammys, ist Pulitzer-Preisträger und bekam 1990 für sein Lied Sooner or Later den Oscar für den besten Filmsong. Sein Musical A Little Night Music wurde 1977 mit Elizabeth Taylor verfilmt und kam unter dem Titel Das Lächeln einer Sommernacht am Theater an der Wien zur Aufführung – mit Zarah Leander, Susanne von Almassy und Dagmar Koller.
Der Inhalt des Stücks, dessen Buch von Hugh Wheeler stammt, ist – wie im Programmheft festgehalten wird – „eine um die Jahrhundertwende angesiedelte Gesellschaftskomödie, zeigt sich inspiriert von Schnitzler und Strindberg und nimmt darüber hinaus Bezug auf Shakespeares ‚Sommernachtstraum‘, dessen heiter-melancholischer Tonfall allerdings mit einem Schuss Bitterkeit versetzt wird. Eine elegant inszenierte Studie über die Wechselbeziehungen zwischen Vernunft und Eros, Sinnlichkeit und Askese“.
Genau das gelang der Regisseurin Alexandra Frankmann-Koepp in ihrer Inszenierung für Baden, wobei die oftmals frivolen Texte vom Ensemble mit Augenzwinkern zum Besten gegeben wurden. Passend dazu die eleganten Kostüme und die hübsche Bühnenausstattung mit schwedischem Kolorit von Pantelis Dessyllas. Die stets einfallsreiche Choreographie für die Tanzszenen des Balletts der Bühne Baden besorgte Michael Kropf.
Die lebenskluge Madame Arnfeldt wurde von der schwedischen Sängerin und Schauspielerin Karin Pagmar dargestellt, die – sehr wortdeutlich – ihrer Enkelin Fredrika (von Vanessa Zips süß gespielt) die Mittsommernachtsfeier mit folgenden Worten erklärt: „Achte auf das Lächeln dieser Sommernacht, sie lächelt genau dreimal: Einmal für die Jungen, die noch nichts wissen, dann für die Narren, die zu wenig wissen, und schließlich für die Alten, die zu viel wissen.“
Ihre Tochter Desiree, Schauspielerin und frühere Geliebte von Rechtsanwalt Egerman, wurde von Patricia Nessy mit Humor dargestellt, wobei sie mit ihrer Mutter geschickt die Fäden beim Weekend auf dem Lande zieht, wo es schließlich zum Happyend für alle Personen kommt. Jens Janke gab einen etwas steifen Rechtsanwalt, Eva Serrarens aus Amsterdam spielte dessen junge Ehefrau Anne, die nach elf Monaten Ehe immer noch Jungfrau ist und sich schließlich in ihren Stiefsohn Hendrik verliebt, einem Theologiestudenten, der von Lukas Perman köstlich unbeholfen dargestellt wurde.
Sehr bühnenpräsent agierte das gräfliche Ehepaar Malcolm. Der Wiener Bariton Andreas Jankowitsch stellte den Grafen Carl-Magnus als militant-schmissigen Leutnant auf die Bühne, vor dem kein weibliches Wesen sicher war, während Kerstin Ibald als eifersüchtige Gräfin Charlotte schauspielerisch eindrucksvoll alle Register zog, um ihren Gatten wieder an sich zu binden. In kleineren Rollen sorgten noch Katharina Dorian als Dienstmädchen Petra und Franz-Josef Koepp als Butler von Madame Arnfeldt für einige Lacher im Publikum.
Das operetten- und musicalerfahrene Orchester der Bühne Baden wurde von Michael Zehetner geleitet, der die schmissige Partitur des Komponisten in wohltuend gemäßigter Lautstärke wiedergeben ließ. Das Publikum im gutbesuchten Stadttheater belohnte am Schluss alle Mitwirkenden mit lang anhaltendem Applaus.
Udo Pacolt