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BADEN/Bühne: DAS GESPENST VON CANTERVILLE“ – Premiere – Köstliches Musical für Kinder und Erwachsene

17.11.2024 | Allgemein, Operette/Musical

Bühne Baden: „DAS GESPENST VON CANTERVILLE“ –
Premiere 16.11. 2024 – Köstliches Musical für Kinder und Erwachsene

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Patrizia Unger. Foto: Christian Husar

Keine 12 Stunden nach meiner Erstbegegnung mit dem Paradies und der Peri im Wiener Musiktheater ward mir eine weitere Werkentdeckung zuteil – diesmal das Musical von Robert Persche, frei nach Oscar Wilde. Und auch eine großartige Aufführung am Badener Stadttheater, szenisch, orchestral und mit der gesamten Sängerbesetzung in allen Altersstufen.
Ein für die Kunstgattung „Musical“ bestens geeigneter Stoff!
Im englischen Spukschloss Canterville, seit 400 Jahren verrufen, quartiert sich die Familie eines amerikanischen Botschafters, Mr. Otis, ein, für die das Gespenst nur Amüsement bedeutet. Mühelos schafft die Musik es, das nächtliche Kettengerassel, mit dem der vormalige Besitzer, Sir Simon de Canterville, jeden Morgen die Haushälterin, Ms Umney, vor Schreck niederstürzen lässt, und die Blutflecken sind dem Sir Simon sehr wichtig. Alles erinnert ihn an seine Heldentaten. Die amerikanische Familie amüsiert sich köstlich und das Mitleid von Tochter Virginia erlöst ihn von seinem Schicksal.

Die Szene mit den vielen Ahnenfotos im Hintergrund und das noble Auftreten des gegenwärtigen Besitzers, Lord Canterville – Florian Resetarits,  unterscheidet sich kräftig von den modern, aber schön und individuell gekleideten Amerikanern.  Dennis Kozeluh als Mr. Hiram Otis in dunkelbraunem Mantel, ebensolcher Hose und breitkrämpigem Hutdie sehr hübsche, große schlanke, weißblonde  Mrs. Lukretia Otis, Ann Mandrella, in einem engen kurzen roten Kleidchen, deren beide Kinder, die Zwillingsgeschwister Virginia und  George, in normaler rot-beiger Kinderkleidung mit flachen Laufschuhen – Patrizia Unger, und Ines Cihal, sowie Matthias Trattner als Washington und die köstlich dienerhafte Katrin Grotrian als langjährige Haushälterin.  Sie alle singen in Musical-Manier mit sehr deutlicher Aussprache, viel Kraft und viel Ironie – alle mit Tonverstärkern am Kopf.
Der Lärm, den die täglichen Schreckauftritte des Titelhelden verursachen, passt zum Stück und ist modernen Musiktheatergepflogenheiten angepasst.
Ich möchte aus dem Programmhet zitieren: „Musikalisch ist die Palette so vielfältig und vielschichtig wie die Geschichte selbst. Von barocken Klängen über Oper und Operette bis hin zu Pop, Rock und Rap – jedes Genre findet seinen Platz und spiegelt die Vielschichtigkeit der Erzählung wider. Besonders die „Beiläufig penetranten“ amerikanischen Werbejingles sind mehr als nur komische Einlagen  – sie symbolisieren den kulturellen Zusammenprall, der uns auf der Bühne begegnet.“  Und finalmente:  „DAS GESPENST VON CANTERVILLE.ist mehr als eine Einladung, über unsere Vorturteile zu lachen, unsere Ängste zu umarmen und die transformative Kraft der Liebe zu erkennen.“

Die musikalische Leitung von Victor Petrov, Musikalische Arrangements – Albert Seidl, Inszenierung – Robert Perschè, Bühne – Stephan Prattes, Kostüme – Elke Steffen-Kühnl und nicht zuletzt:  die Choreografie von Anna Vita bedürfen aller Bewunderung.

Die fast ausverkaufte Nachmittagsvorstellung (Dauer: etwas über 2 Stunden, mit Pause) fand in wohl allen Generationen vollen Anklang, den fröhlichsten natürlich unter den Kindern und Jugendlichen aller Altersstufen.  Da gibt es ja ungeheuerlich viel zu diskutieren und herumzurätseln. Und – wohl auch Lust, selber mitzumachen… –
Großer Jubel nach diversen teils witzigen, teils sentimentalen Musiknummern und szenischen Überraschungen, am meisten natürlich für den originellen Titelhelden. Besuche der Bühne Baden haben sich noch allemal ausgezahlt.                                           

Sieglinde Pfabigan
                                                                                                              

 

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